etwa fünfhundert Meter auf den Bären anlegte. Einen Augenblick zögerte er noch, um eine günstigere Stellung abzuwarten. Da schien es, als wolle der Bär von der Winde ablassen und sich wieder seiner Beute zu- wenden.
All drückte los.
Eine Sekunde später sahen wir den Bären zu- sammenstürzen. Mehr sahen wir nicht. Jm Moment darauf erhielten wir einen Stoß, daß wir alle über einander fielen. Als wir uns aufrafften, fanden wir das Raumschiff um wenigstens fünfzig Meter gehoben und vom Winde mit großer Geschwindigkeit davon- getrieben. Es war nicht anders denkbar, als daß Alls Kugel das dünne Tau zerschnitten, der Druck des Windes es vollends zerrissen hatte.
Der erste Steuermann übernahm das Kommando. Aber es war sehr schwierig, etwas zu thun.
Die Anker heraus und tiefer!
Das Schiff streifte in drohender Nähe des Eises hin. Wenn die Anker nicht bald faßten, so war keine Aussicht, die Gefährten wiederzusehen.
Aber die Anker tanzten über die völlig glatte, hart gefrorene Fläche des Eises hin ohne zu fassen. Glück- licherweise leistete uns das lange Seil ausgezeichnete Dienste, an welchem wir das Schiff nach dem Pole hin bugsiert hatten. Es diente uns jetzt als Schlepp- seil, indem wir es in einer Länge von fast tausend Meter nachzogen. Von Minute zu Minute hofften wir über Spalten zu kommen, in denen es sich viel- leicht verfangen könne. Leider wurde der Wind immer
Das Abenteuer am Südpol.
etwa fünfhundert Meter auf den Bären anlegte. Einen Augenblick zögerte er noch, um eine günſtigere Stellung abzuwarten. Da ſchien es, als wolle der Bär von der Winde ablaſſen und ſich wieder ſeiner Beute zu- wenden.
All drückte los.
Eine Sekunde ſpäter ſahen wir den Bären zu- ſammenſtürzen. Mehr ſahen wir nicht. Jm Moment darauf erhielten wir einen Stoß, daß wir alle über einander fielen. Als wir uns aufrafften, fanden wir das Raumſchiff um wenigſtens fünfzig Meter gehoben und vom Winde mit großer Geſchwindigkeit davon- getrieben. Es war nicht anders denkbar, als daß Alls Kugel das dünne Tau zerſchnitten, der Druck des Windes es vollends zerriſſen hatte.
Der erſte Steuermann übernahm das Kommando. Aber es war ſehr ſchwierig, etwas zu thun.
Die Anker heraus und tiefer!
Das Schiff ſtreifte in drohender Nähe des Eiſes hin. Wenn die Anker nicht bald faßten, ſo war keine Ausſicht, die Gefährten wiederzuſehen.
Aber die Anker tanzten über die völlig glatte, hart gefrorene Fläche des Eiſes hin ohne zu faſſen. Glück- licherweiſe leiſtete uns das lange Seil ausgezeichnete Dienſte, an welchem wir das Schiff nach dem Pole hin bugſiert hatten. Es diente uns jetzt als Schlepp- ſeil, indem wir es in einer Länge von faſt tauſend Meter nachzogen. Von Minute zu Minute hofften wir über Spalten zu kommen, in denen es ſich viel- leicht verfangen könne. Leider wurde der Wind immer
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[201/0209]
Das Abenteuer am Südpol.
etwa fünfhundert Meter auf den Bären anlegte. Einen
Augenblick zögerte er noch, um eine günſtigere Stellung
abzuwarten. Da ſchien es, als wolle der Bär von
der Winde ablaſſen und ſich wieder ſeiner Beute zu-
wenden.
All drückte los.
Eine Sekunde ſpäter ſahen wir den Bären zu-
ſammenſtürzen. Mehr ſahen wir nicht. Jm Moment
darauf erhielten wir einen Stoß, daß wir alle über
einander fielen. Als wir uns aufrafften, fanden wir
das Raumſchiff um wenigſtens fünfzig Meter gehoben
und vom Winde mit großer Geſchwindigkeit davon-
getrieben. Es war nicht anders denkbar, als daß Alls
Kugel das dünne Tau zerſchnitten, der Druck des
Windes es vollends zerriſſen hatte.
Der erſte Steuermann übernahm das Kommando.
Aber es war ſehr ſchwierig, etwas zu thun.
Die Anker heraus und tiefer!
Das Schiff ſtreifte in drohender Nähe des Eiſes
hin. Wenn die Anker nicht bald faßten, ſo war keine
Ausſicht, die Gefährten wiederzuſehen.
Aber die Anker tanzten über die völlig glatte, hart
gefrorene Fläche des Eiſes hin ohne zu faſſen. Glück-
licherweiſe leiſtete uns das lange Seil ausgezeichnete
Dienſte, an welchem wir das Schiff nach dem Pole
hin bugſiert hatten. Es diente uns jetzt als Schlepp-
ſeil, indem wir es in einer Länge von faſt tauſend
Meter nachzogen. Von Minute zu Minute hofften
wir über Spalten zu kommen, in denen es ſich viel-
leicht verfangen könne. Leider wurde der Wind immer
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/209>, abgerufen am 24.11.2024.
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