Planken. Das Feuer mußte eingestellt werden, da die Kugeln die Schützen selbst zu treffen drohten.
Die Martier entfalteten nunmehr eine große, weiße Fahne als Zeichen der Freundschaft und des Friedens. Alsdann senkte sich das Luftschiff, immer mit gleicher Geschwindigkeit senkrecht über dem Kriegsschiff bleibend, zu diesem herab, erst schnell, dann langsamer, bis es sich in einer Höhe von etwa fünfzig Meter über den Spitzen der Masten hielt.
Die Besatzung des Schiffes bestand aus tapfern Männern. Aber bei diesem Anblick pochte allen das Herz in der Brust. Wenn die Fremden Verräter waren? Wenn sie jetzt eine Dynamitbombe herab- fallen ließen -- jeder sagte sich, daß das Schiff dann verloren war. Und sie waren wehrlos. Aber hätte das Luftschiff feindlich vorgehen wollen, so hätte es dies sicherer aus der früheren Höhe thun können.
Der Kapitän stand mit finstern Blicken auf der Kommandobrücke.
Jetzt zuckte er zusammen. Aus der Höhe kam ein Anruf in englischer Sprache.
"Wer seid Jhr?" fragte er durch das Sprachrohr entgegen.
Ell versuchte eine Erklärung zu geben. Das Luft- schiff habe keine feindlichen Absichten. Es gehöre dem- selben Staate an, wie die beiden Gefangenen, die sich auf dem englischen Schiffe befänden. Sie seien Be- wohner des Planeten Mars, die auf dem Nordpol der Erde eine Kolonie angelegt hätten. Die beiden würden zu Unrecht gefangen gehalten, sie hätten sich an den
Der Kampf mit dem Luftſchiff.
Planken. Das Feuer mußte eingeſtellt werden, da die Kugeln die Schützen ſelbſt zu treffen drohten.
Die Martier entfalteten nunmehr eine große, weiße Fahne als Zeichen der Freundſchaft und des Friedens. Alsdann ſenkte ſich das Luftſchiff, immer mit gleicher Geſchwindigkeit ſenkrecht über dem Kriegsſchiff bleibend, zu dieſem herab, erſt ſchnell, dann langſamer, bis es ſich in einer Höhe von etwa fünfzig Meter über den Spitzen der Maſten hielt.
Die Beſatzung des Schiffes beſtand aus tapfern Männern. Aber bei dieſem Anblick pochte allen das Herz in der Bruſt. Wenn die Fremden Verräter waren? Wenn ſie jetzt eine Dynamitbombe herab- fallen ließen — jeder ſagte ſich, daß das Schiff dann verloren war. Und ſie waren wehrlos. Aber hätte das Luftſchiff feindlich vorgehen wollen, ſo hätte es dies ſicherer aus der früheren Höhe thun können.
Der Kapitän ſtand mit finſtern Blicken auf der Kommandobrücke.
Jetzt zuckte er zuſammen. Aus der Höhe kam ein Anruf in engliſcher Sprache.
„Wer ſeid Jhr?‟ fragte er durch das Sprachrohr entgegen.
Ell verſuchte eine Erklärung zu geben. Das Luft- ſchiff habe keine feindlichen Abſichten. Es gehöre dem- ſelben Staate an, wie die beiden Gefangenen, die ſich auf dem engliſchen Schiffe befänden. Sie ſeien Be- wohner des Planeten Mars, die auf dem Nordpol der Erde eine Kolonie angelegt hätten. Die beiden würden zu Unrecht gefangen gehalten, ſie hätten ſich an den
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Der Kampf mit dem Luftſchiff.
Planken. Das Feuer mußte eingeſtellt werden, da
die Kugeln die Schützen ſelbſt zu treffen drohten.
Die Martier entfalteten nunmehr eine große, weiße
Fahne als Zeichen der Freundſchaft und des Friedens.
Alsdann ſenkte ſich das Luftſchiff, immer mit gleicher
Geſchwindigkeit ſenkrecht über dem Kriegsſchiff bleibend,
zu dieſem herab, erſt ſchnell, dann langſamer, bis es
ſich in einer Höhe von etwa fünfzig Meter über den
Spitzen der Maſten hielt.
Die Beſatzung des Schiffes beſtand aus tapfern
Männern. Aber bei dieſem Anblick pochte allen das
Herz in der Bruſt. Wenn die Fremden Verräter
waren? Wenn ſie jetzt eine Dynamitbombe herab-
fallen ließen — jeder ſagte ſich, daß das Schiff dann
verloren war. Und ſie waren wehrlos. Aber hätte
das Luftſchiff feindlich vorgehen wollen, ſo hätte es
dies ſicherer aus der früheren Höhe thun können.
Der Kapitän ſtand mit finſtern Blicken auf der
Kommandobrücke.
Jetzt zuckte er zuſammen. Aus der Höhe kam ein
Anruf in engliſcher Sprache.
„Wer ſeid Jhr?‟ fragte er durch das Sprachrohr
entgegen.
Ell verſuchte eine Erklärung zu geben. Das Luft-
ſchiff habe keine feindlichen Abſichten. Es gehöre dem-
ſelben Staate an, wie die beiden Gefangenen, die ſich
auf dem engliſchen Schiffe befänden. Sie ſeien Be-
wohner des Planeten Mars, die auf dem Nordpol der
Erde eine Kolonie angelegt hätten. Die beiden würden
zu Unrecht gefangen gehalten, ſie hätten ſich an den
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/413>, abgerufen am 24.11.2024.
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