So stark wirkte die Sonnenstrahlung, daß schon jetzt Saltner seinen Pelz nicht ertragen konnte. Er ließ ihn auf der Station zurück.
Die Nebel von den Höhen hatten sich verzogen. Saltner wandelte die Lust an, die felsigen Abhänge hinaufzuklimmen. Das Steigen in der geringen Schwere des Mars schien ihm ein Kinderspiel. Zu- nächst aber ging er mit dem Bergmann bis an den Eingang des Stollens, in welchem dieser zu thun hatte. Überall sah man auf der Terrasse diese Öffnungen, die zu den Mineralschätzen des Berges führten.
Jm Gespräch erfuhr Saltner, daß der Bergmann auf einige Zeit unten im Lande gewesen war, um seinen Sohn zu besuchen, der auf der Schule studierte, und daß man sich hier in der That wieder ganz andere Vorstellungen von der Erde machte, als im politischen Zentrum des Planeten. Man glaubte, daß man nur nach der Erde zu gehen brauche, um als- bald mit unermeßlichen Schätzen zurückzukehren. Die Jugend hatte sich daher massenhaft gemeldet, um nach der Erde mitgenommen zu werden. Der Bergmann verhielt sich dagegen durchaus skeptisch und hatte seine Reise hauptsächlich unternommen, um seinen Sohn von der beabsichtigten Erdfahrt zurückzuhalten. Er sah jetzt, daß er sich die Mühe hätte sparen können, denn die Regierung hatte alle diese Meldungen rund- weg abgeschlagen. Eine andere Maßregel aber hatte die Erdkommission getroffen, von der Saltner nur durch diese zufällige Unterhaltung erfuhr. Die Mars-
Siebenunddreißigſtes Kapitel.
So ſtark wirkte die Sonnenſtrahlung, daß ſchon jetzt Saltner ſeinen Pelz nicht ertragen konnte. Er ließ ihn auf der Station zurück.
Die Nebel von den Höhen hatten ſich verzogen. Saltner wandelte die Luſt an, die felſigen Abhänge hinaufzuklimmen. Das Steigen in der geringen Schwere des Mars ſchien ihm ein Kinderſpiel. Zu- nächſt aber ging er mit dem Bergmann bis an den Eingang des Stollens, in welchem dieſer zu thun hatte. Überall ſah man auf der Terraſſe dieſe Öffnungen, die zu den Mineralſchätzen des Berges führten.
Jm Geſpräch erfuhr Saltner, daß der Bergmann auf einige Zeit unten im Lande geweſen war, um ſeinen Sohn zu beſuchen, der auf der Schule ſtudierte, und daß man ſich hier in der That wieder ganz andere Vorſtellungen von der Erde machte, als im politiſchen Zentrum des Planeten. Man glaubte, daß man nur nach der Erde zu gehen brauche, um als- bald mit unermeßlichen Schätzen zurückzukehren. Die Jugend hatte ſich daher maſſenhaft gemeldet, um nach der Erde mitgenommen zu werden. Der Bergmann verhielt ſich dagegen durchaus ſkeptiſch und hatte ſeine Reiſe hauptſächlich unternommen, um ſeinen Sohn von der beabſichtigten Erdfahrt zurückzuhalten. Er ſah jetzt, daß er ſich die Mühe hätte ſparen können, denn die Regierung hatte alle dieſe Meldungen rund- weg abgeſchlagen. Eine andere Maßregel aber hatte die Erdkommiſſion getroffen, von der Saltner nur durch dieſe zufällige Unterhaltung erfuhr. Die Mars-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0178"n="170"/><fwplace="top"type="header">Siebenunddreißigſtes Kapitel.</fw><lb/>
So ſtark wirkte die Sonnenſtrahlung, daß ſchon jetzt<lb/>
Saltner ſeinen Pelz nicht ertragen konnte. Er ließ<lb/>
ihn auf der Station zurück.</p><lb/><p>Die Nebel von den Höhen hatten ſich verzogen.<lb/>
Saltner wandelte die Luſt an, die felſigen Abhänge<lb/>
hinaufzuklimmen. Das Steigen in der geringen<lb/>
Schwere des Mars ſchien ihm ein Kinderſpiel. Zu-<lb/>
nächſt aber ging er mit dem Bergmann bis an den<lb/>
Eingang des Stollens, in welchem dieſer zu thun<lb/>
hatte. Überall ſah man auf der Terraſſe dieſe<lb/>
Öffnungen, die zu den Mineralſchätzen des Berges<lb/>
führten.</p><lb/><p>Jm Geſpräch erfuhr Saltner, daß der Bergmann<lb/>
auf einige Zeit unten im Lande geweſen war, um<lb/>ſeinen Sohn zu beſuchen, der auf der Schule ſtudierte,<lb/>
und daß man ſich hier in der That wieder ganz<lb/>
andere Vorſtellungen von der Erde machte, als im<lb/>
politiſchen Zentrum des Planeten. Man glaubte, daß<lb/>
man nur nach der Erde zu gehen brauche, um als-<lb/>
bald mit unermeßlichen Schätzen zurückzukehren. Die<lb/>
Jugend hatte ſich daher maſſenhaft gemeldet, um nach<lb/>
der Erde mitgenommen zu werden. Der Bergmann<lb/>
verhielt ſich dagegen durchaus ſkeptiſch und hatte ſeine<lb/>
Reiſe hauptſächlich unternommen, um ſeinen Sohn<lb/>
von der beabſichtigten Erdfahrt zurückzuhalten. Er<lb/>ſah jetzt, daß er ſich die Mühe hätte ſparen können,<lb/>
denn die Regierung hatte alle dieſe Meldungen rund-<lb/>
weg abgeſchlagen. Eine andere Maßregel aber hatte<lb/>
die Erdkommiſſion getroffen, von der Saltner nur<lb/>
durch dieſe zufällige Unterhaltung erfuhr. Die Mars-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[170/0178]
Siebenunddreißigſtes Kapitel.
So ſtark wirkte die Sonnenſtrahlung, daß ſchon jetzt
Saltner ſeinen Pelz nicht ertragen konnte. Er ließ
ihn auf der Station zurück.
Die Nebel von den Höhen hatten ſich verzogen.
Saltner wandelte die Luſt an, die felſigen Abhänge
hinaufzuklimmen. Das Steigen in der geringen
Schwere des Mars ſchien ihm ein Kinderſpiel. Zu-
nächſt aber ging er mit dem Bergmann bis an den
Eingang des Stollens, in welchem dieſer zu thun
hatte. Überall ſah man auf der Terraſſe dieſe
Öffnungen, die zu den Mineralſchätzen des Berges
führten.
Jm Geſpräch erfuhr Saltner, daß der Bergmann
auf einige Zeit unten im Lande geweſen war, um
ſeinen Sohn zu beſuchen, der auf der Schule ſtudierte,
und daß man ſich hier in der That wieder ganz
andere Vorſtellungen von der Erde machte, als im
politiſchen Zentrum des Planeten. Man glaubte, daß
man nur nach der Erde zu gehen brauche, um als-
bald mit unermeßlichen Schätzen zurückzukehren. Die
Jugend hatte ſich daher maſſenhaft gemeldet, um nach
der Erde mitgenommen zu werden. Der Bergmann
verhielt ſich dagegen durchaus ſkeptiſch und hatte ſeine
Reiſe hauptſächlich unternommen, um ſeinen Sohn
von der beabſichtigten Erdfahrt zurückzuhalten. Er
ſah jetzt, daß er ſich die Mühe hätte ſparen können,
denn die Regierung hatte alle dieſe Meldungen rund-
weg abgeſchlagen. Eine andere Maßregel aber hatte
die Erdkommiſſion getroffen, von der Saltner nur
durch dieſe zufällige Unterhaltung erfuhr. Die Mars-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/178>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.