"Das kann La nicht thun, das wird sie nie thun, sie darf es ebensowenig wie Ell. Bitten Sie sie nicht erst -- Saltner, sie will nicht darum ge- beten sein."
"Wie kann sie wissen?"
"Haben Sie das nicht herausgehört aus dem, was sie Jhnen sagte? Wenn nun Ell mit ihr gesprochen hätte, ehe sie in Jhre Wohnung ging, wenn er Jhre Absicht ihr mitgeteilt hätte -- während Sie von Ell nach Hause fuhren, war Zeit genug dazu. Und etwas derartiges hat sie sicher seit Tagen erwartet, das war doch leicht zu ahnen. Warum ist sie fortgezogen, und warum sollen Sie nicht nach Sei kommen? Weil La den Konflikt voraus sah. Sie war in Widerspruch mit sich selbst. Sie wollte die Bitte vermeiden, die sie Jhnen abschlagen mußte. Und vielleicht -- doch ich habe kein Recht, in Las Gefühle zu dringen."
Saltner klammerte sich an Ells Namen. Er also war ihm zuvorgekommen! Und es erschien ihm, als gelte es nur Ells Einfluß zu besiegen.
"Jch muß zu ihr!" rief er verzweifelt. "Se, ich beschwöre Sie, lassen Sie mich frei!"
"Jch darf ja nicht. Und Sie werden es mir noch danken, Saltner. La liebt Sie, vielleicht mehr, als Sie ahnen, sie wird es nicht ertragen, daß Sie in Trauer, in Zorn, in Verbitterung von ihr gehen, weil sie Jhrem Wunsche nicht folgen kann. Wenn Sie an der Ausführung Jhres Willens verhindert werden, so zürnen Sie lieber mir!"
Gefährlicher Ruheplatz.
Se ſchüttelte traurig den Kopf.
„Das kann La nicht thun, das wird ſie nie thun, ſie darf es ebenſowenig wie Ell. Bitten Sie ſie nicht erſt — Saltner, ſie will nicht darum ge- beten ſein.‟
„Wie kann ſie wiſſen?‟
„Haben Sie das nicht herausgehört aus dem, was ſie Jhnen ſagte? Wenn nun Ell mit ihr geſprochen hätte, ehe ſie in Jhre Wohnung ging, wenn er Jhre Abſicht ihr mitgeteilt hätte — während Sie von Ell nach Hauſe fuhren, war Zeit genug dazu. Und etwas derartiges hat ſie ſicher ſeit Tagen erwartet, das war doch leicht zu ahnen. Warum iſt ſie fortgezogen, und warum ſollen Sie nicht nach Sei kommen? Weil La den Konflikt voraus ſah. Sie war in Widerſpruch mit ſich ſelbſt. Sie wollte die Bitte vermeiden, die ſie Jhnen abſchlagen mußte. Und vielleicht — doch ich habe kein Recht, in Las Gefühle zu dringen.‟
Saltner klammerte ſich an Ells Namen. Er alſo war ihm zuvorgekommen! Und es erſchien ihm, als gelte es nur Ells Einfluß zu beſiegen.
„Jch muß zu ihr!‟ rief er verzweifelt. „Se, ich beſchwöre Sie, laſſen Sie mich frei!‟
„Jch darf ja nicht. Und Sie werden es mir noch danken, Saltner. La liebt Sie, vielleicht mehr, als Sie ahnen, ſie wird es nicht ertragen, daß Sie in Trauer, in Zorn, in Verbitterung von ihr gehen, weil ſie Jhrem Wunſche nicht folgen kann. Wenn Sie an der Ausführung Jhres Willens verhindert werden, ſo zürnen Sie lieber mir!‟
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Gefährlicher Ruheplatz.
Se ſchüttelte traurig den Kopf.
„Das kann La nicht thun, das wird ſie nie thun,
ſie darf es ebenſowenig wie Ell. Bitten Sie ſie
nicht erſt — Saltner, ſie will nicht darum ge-
beten ſein.‟
„Wie kann ſie wiſſen?‟
„Haben Sie das nicht herausgehört aus dem, was
ſie Jhnen ſagte? Wenn nun Ell mit ihr geſprochen
hätte, ehe ſie in Jhre Wohnung ging, wenn er Jhre
Abſicht ihr mitgeteilt hätte — während Sie von Ell
nach Hauſe fuhren, war Zeit genug dazu. Und etwas
derartiges hat ſie ſicher ſeit Tagen erwartet, das war
doch leicht zu ahnen. Warum iſt ſie fortgezogen, und
warum ſollen Sie nicht nach Sei kommen? Weil La
den Konflikt voraus ſah. Sie war in Widerſpruch
mit ſich ſelbſt. Sie wollte die Bitte vermeiden, die
ſie Jhnen abſchlagen mußte. Und vielleicht — doch
ich habe kein Recht, in Las Gefühle zu dringen.‟
Saltner klammerte ſich an Ells Namen. Er alſo
war ihm zuvorgekommen! Und es erſchien ihm, als
gelte es nur Ells Einfluß zu beſiegen.
„Jch muß zu ihr!‟ rief er verzweifelt. „Se, ich
beſchwöre Sie, laſſen Sie mich frei!‟
„Jch darf ja nicht. Und Sie werden es mir noch
danken, Saltner. La liebt Sie, vielleicht mehr, als
Sie ahnen, ſie wird es nicht ertragen, daß Sie in
Trauer, in Zorn, in Verbitterung von ihr gehen, weil
ſie Jhrem Wunſche nicht folgen kann. Wenn Sie an
der Ausführung Jhres Willens verhindert werden, ſo
zürnen Sie lieber mir!‟
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/189>, abgerufen am 21.11.2024.
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