Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Vierzigstes Kapitel.
Jll zu konferieren. Aber beruhigen Sie sich. Die
nächsten Tage werden alles entscheiden. Jch darf
Jhnen sagen, wir verhandeln mit den Mächten, auch
mit Jhrem Vaterlande. Sobald der Frieden gesichert
ist, sollen Sie nach Hause."

"Jch gehe natürlich mit", rief Saltner. "Auf Ell
rechnen Sie nicht, für ihn ist es jetzt zu spät, oder
noch zu zeitig. Was er versäumt hat, kann er jetzt
nicht einholen. Er hätte mit dem ersten Raumschiff
nach dem Südpol gehen und sich sofort nach Deutsch-
land begeben müssen. Das wollte er nicht. Es war
ein großes Unrecht."

"Und wann", seufzte Jsma, "wann kommt endlich
die Befreiung."

Ma sprach einige tröstende Worte, als sie plötzlich
abberufen wurde. Schon nach wenigen Minuten
kehrte sie zurück.

"Weinen Sie nicht mehr", sagte sie zu Jsma, "ich
bringe Wichtiges für Sie, hoffentlich Gutes: Nachricht
von Jll. Er hat telegraphiert, weil es vertraulich ist,
und beim Sprechen weiß man nie, wer zuhört. Nun,
ich lese ja schon, hören Sie nur: Soeben meldet Licht-
depesche, daß sämtliche Großmächte, falls England
unser Ultimatum nicht annimmt, Neutralität erklärt
haben. Wir verpflichten uns gegen Verkehrsfreiheit
jeder Einmischung in politische Angelegenheiten uns
zu enthalten. Leider Annahme des Ultimatums durch
England aussichtslos."

Saltner sprang auf. "Das ist doch etwas! So
wird der Krieg wenigstens lokalisiert, wenn man so

Vierzigſtes Kapitel.
Jll zu konferieren. Aber beruhigen Sie ſich. Die
nächſten Tage werden alles entſcheiden. Jch darf
Jhnen ſagen, wir verhandeln mit den Mächten, auch
mit Jhrem Vaterlande. Sobald der Frieden geſichert
iſt, ſollen Sie nach Hauſe.‟

„Jch gehe natürlich mit‟, rief Saltner. „Auf Ell
rechnen Sie nicht, für ihn iſt es jetzt zu ſpät, oder
noch zu zeitig. Was er verſäumt hat, kann er jetzt
nicht einholen. Er hätte mit dem erſten Raumſchiff
nach dem Südpol gehen und ſich ſofort nach Deutſch-
land begeben müſſen. Das wollte er nicht. Es war
ein großes Unrecht.‟

„Und wann‟, ſeufzte Jsma, „wann kommt endlich
die Befreiung.‟

Ma ſprach einige tröſtende Worte, als ſie plötzlich
abberufen wurde. Schon nach wenigen Minuten
kehrte ſie zurück.

„Weinen Sie nicht mehr‟, ſagte ſie zu Jsma, „ich
bringe Wichtiges für Sie, hoffentlich Gutes: Nachricht
von Jll. Er hat telegraphiert, weil es vertraulich iſt,
und beim Sprechen weiß man nie, wer zuhört. Nun,
ich leſe ja ſchon, hören Sie nur: Soeben meldet Licht-
depeſche, daß ſämtliche Großmächte, falls England
unſer Ultimatum nicht annimmt, Neutralität erklärt
haben. Wir verpflichten uns gegen Verkehrsfreiheit
jeder Einmiſchung in politiſche Angelegenheiten uns
zu enthalten. Leider Annahme des Ultimatums durch
England ausſichtslos.‟

Saltner ſprang auf. „Das iſt doch etwas! So
wird der Krieg wenigſtens lokaliſiert, wenn man ſo

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0222" n="214"/><fw place="top" type="header">Vierzig&#x017F;tes Kapitel.</fw><lb/>
Jll zu konferieren. Aber beruhigen Sie &#x017F;ich. Die<lb/>
näch&#x017F;ten Tage werden alles ent&#x017F;cheiden. Jch darf<lb/>
Jhnen &#x017F;agen, wir verhandeln mit den Mächten, auch<lb/>
mit Jhrem Vaterlande. Sobald der Frieden ge&#x017F;ichert<lb/>
i&#x017F;t, &#x017F;ollen Sie nach Hau&#x017F;e.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Jch gehe natürlich mit&#x201F;, rief Saltner. &#x201E;Auf Ell<lb/>
rechnen Sie nicht, für ihn i&#x017F;t es jetzt zu &#x017F;pät, oder<lb/>
noch zu zeitig. Was er ver&#x017F;äumt hat, kann er jetzt<lb/>
nicht einholen. Er hätte mit dem er&#x017F;ten Raum&#x017F;chiff<lb/>
nach dem Südpol gehen und &#x017F;ich &#x017F;ofort nach Deut&#x017F;ch-<lb/>
land begeben mü&#x017F;&#x017F;en. Das wollte er nicht. Es war<lb/>
ein großes Unrecht.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Und wann&#x201F;, &#x017F;eufzte Jsma, &#x201E;wann kommt endlich<lb/>
die Befreiung.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Ma &#x017F;prach einige trö&#x017F;tende Worte, als &#x017F;ie plötzlich<lb/>
abberufen wurde. Schon nach wenigen Minuten<lb/>
kehrte &#x017F;ie zurück.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Weinen Sie nicht mehr&#x201F;, &#x017F;agte &#x017F;ie zu Jsma, &#x201E;ich<lb/>
bringe Wichtiges für Sie, hoffentlich Gutes: Nachricht<lb/>
von Jll. Er hat telegraphiert, weil es vertraulich i&#x017F;t,<lb/>
und beim Sprechen weiß man nie, wer zuhört. Nun,<lb/>
ich le&#x017F;e ja &#x017F;chon, hören Sie nur: Soeben meldet Licht-<lb/>
depe&#x017F;che, daß &#x017F;ämtliche Großmächte, falls England<lb/>
un&#x017F;er Ultimatum nicht annimmt, Neutralität erklärt<lb/>
haben. Wir verpflichten uns gegen Verkehrsfreiheit<lb/>
jeder Einmi&#x017F;chung in politi&#x017F;che Angelegenheiten uns<lb/>
zu enthalten. Leider Annahme des Ultimatums durch<lb/>
England aus&#x017F;ichtslos.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Saltner &#x017F;prang auf. &#x201E;Das i&#x017F;t doch etwas! So<lb/>
wird der Krieg wenig&#x017F;tens lokali&#x017F;iert, wenn man &#x017F;o<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0222] Vierzigſtes Kapitel. Jll zu konferieren. Aber beruhigen Sie ſich. Die nächſten Tage werden alles entſcheiden. Jch darf Jhnen ſagen, wir verhandeln mit den Mächten, auch mit Jhrem Vaterlande. Sobald der Frieden geſichert iſt, ſollen Sie nach Hauſe.‟ „Jch gehe natürlich mit‟, rief Saltner. „Auf Ell rechnen Sie nicht, für ihn iſt es jetzt zu ſpät, oder noch zu zeitig. Was er verſäumt hat, kann er jetzt nicht einholen. Er hätte mit dem erſten Raumſchiff nach dem Südpol gehen und ſich ſofort nach Deutſch- land begeben müſſen. Das wollte er nicht. Es war ein großes Unrecht.‟ „Und wann‟, ſeufzte Jsma, „wann kommt endlich die Befreiung.‟ Ma ſprach einige tröſtende Worte, als ſie plötzlich abberufen wurde. Schon nach wenigen Minuten kehrte ſie zurück. „Weinen Sie nicht mehr‟, ſagte ſie zu Jsma, „ich bringe Wichtiges für Sie, hoffentlich Gutes: Nachricht von Jll. Er hat telegraphiert, weil es vertraulich iſt, und beim Sprechen weiß man nie, wer zuhört. Nun, ich leſe ja ſchon, hören Sie nur: Soeben meldet Licht- depeſche, daß ſämtliche Großmächte, falls England unſer Ultimatum nicht annimmt, Neutralität erklärt haben. Wir verpflichten uns gegen Verkehrsfreiheit jeder Einmiſchung in politiſche Angelegenheiten uns zu enthalten. Leider Annahme des Ultimatums durch England ausſichtslos.‟ Saltner ſprang auf. „Das iſt doch etwas! So wird der Krieg wenigſtens lokaliſiert, wenn man ſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/222
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/222>, abgerufen am 21.05.2024.