Aufschneiderei der Martier. Doch als es sich in der Nacht vom zweiten zum dritten März herausstellte, daß sämtliche Kabel, welche England mit dem Kon- tiuent und mit Jrland verbanden, unterbrochen waren, und die telegraphische Verbindung somit aufgehoben war, ohne daß eines der vor den Küsten kreuzenden Kriegsschiffe bemerkt hatte, wie die hierzu erforderlichen Arbeiten ausgeführt worden seien, beeilten sich die in den Häfen befindlichen fremden Schiffe sich zu ent- fernen. Die in England weilenden Ausländer er- griffen scharenweise die Flucht.
Am Morgen des sechsten März hatten alle fremden Schiffe, die es irgend ermöglichen konnten, England verlassen. Auch die Postdampfer legten nicht mehr in den englischen Häfen an. Die Flotte war, soweit sie nicht in den Kolonien gebraucht wurde, vor Ports- mouth versammelt. Von allen Schiffen, von allen Befestigungen am Lande, von den Anhöhen und den Landhäusern auf Wight, spähte man nach dem Gegner aus, der sich anheischig gemacht hatte, ein Land von 230 000 Quadratkilometer Fläche mit einer Bevölke- rung von 35 Millionen, geschützt von der stärksten Flotte der Erde, vom Weltverkehr abzusperren. Nichts war zu sehen. Die zwölfte Stunde rückte heran. Einige Schiffe, die von der Blokade noch nichts gehört hatten, passierten ungehindert die zu sperrende Zone. Besonders lebhaft war der Verkehr nach der Jnsel Wight. Zahlreiche Personendampfer waren hier unter- wegs, Bote aller Art belebten das Wasser. Noch fehlten wenige Minuten zu zwölf Uhr. Die Kriegs-
Die Schlacht bei Portsmouth.
Aufſchneiderei der Martier. Doch als es ſich in der Nacht vom zweiten zum dritten März herausſtellte, daß ſämtliche Kabel, welche England mit dem Kon- tiuent und mit Jrland verbanden, unterbrochen waren, und die telegraphiſche Verbindung ſomit aufgehoben war, ohne daß eines der vor den Küſten kreuzenden Kriegsſchiffe bemerkt hatte, wie die hierzu erforderlichen Arbeiten ausgeführt worden ſeien, beeilten ſich die in den Häfen befindlichen fremden Schiffe ſich zu ent- fernen. Die in England weilenden Ausländer er- griffen ſcharenweiſe die Flucht.
Am Morgen des ſechsten März hatten alle fremden Schiffe, die es irgend ermöglichen konnten, England verlaſſen. Auch die Poſtdampfer legten nicht mehr in den engliſchen Häfen an. Die Flotte war, ſoweit ſie nicht in den Kolonien gebraucht wurde, vor Ports- mouth verſammelt. Von allen Schiffen, von allen Befeſtigungen am Lande, von den Anhöhen und den Landhäuſern auf Wight, ſpähte man nach dem Gegner aus, der ſich anheiſchig gemacht hatte, ein Land von 230 000 Quadratkilometer Fläche mit einer Bevölke- rung von 35 Millionen, geſchützt von der ſtärkſten Flotte der Erde, vom Weltverkehr abzuſperren. Nichts war zu ſehen. Die zwölfte Stunde rückte heran. Einige Schiffe, die von der Blokade noch nichts gehört hatten, paſſierten ungehindert die zu ſperrende Zone. Beſonders lebhaft war der Verkehr nach der Jnſel Wight. Zahlreiche Perſonendampfer waren hier unter- wegs, Bote aller Art belebten das Waſſer. Noch fehlten wenige Minuten zu zwölf Uhr. Die Kriegs-
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Die Schlacht bei Portsmouth.
Aufſchneiderei der Martier. Doch als es ſich in der
Nacht vom zweiten zum dritten März herausſtellte,
daß ſämtliche Kabel, welche England mit dem Kon-
tiuent und mit Jrland verbanden, unterbrochen waren,
und die telegraphiſche Verbindung ſomit aufgehoben
war, ohne daß eines der vor den Küſten kreuzenden
Kriegsſchiffe bemerkt hatte, wie die hierzu erforderlichen
Arbeiten ausgeführt worden ſeien, beeilten ſich die in
den Häfen befindlichen fremden Schiffe ſich zu ent-
fernen. Die in England weilenden Ausländer er-
griffen ſcharenweiſe die Flucht.
Am Morgen des ſechsten März hatten alle fremden
Schiffe, die es irgend ermöglichen konnten, England
verlaſſen. Auch die Poſtdampfer legten nicht mehr
in den engliſchen Häfen an. Die Flotte war, ſoweit
ſie nicht in den Kolonien gebraucht wurde, vor Ports-
mouth verſammelt. Von allen Schiffen, von allen
Befeſtigungen am Lande, von den Anhöhen und den
Landhäuſern auf Wight, ſpähte man nach dem Gegner
aus, der ſich anheiſchig gemacht hatte, ein Land von
230 000 Quadratkilometer Fläche mit einer Bevölke-
rung von 35 Millionen, geſchützt von der ſtärkſten
Flotte der Erde, vom Weltverkehr abzuſperren. Nichts
war zu ſehen. Die zwölfte Stunde rückte heran.
Einige Schiffe, die von der Blokade noch nichts gehört
hatten, paſſierten ungehindert die zu ſperrende Zone.
Beſonders lebhaft war der Verkehr nach der Jnſel
Wight. Zahlreiche Perſonendampfer waren hier unter-
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/225>, abgerufen am 25.11.2024.
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