sammenhang blieben mit den Ereignissen, welche die ganze Welt umgestürzt haben?"
"Nun gut, hören Sie zuerst, was mir geschehen ist. Jch kann mich kurz fassen. Sie wissen, daß ich die Absicht hatte, selbst nach dem Mars zu reisen, falls meine Frau nicht kräftig genug war, die Reise nach der Erde anzutreten."
"Gewiß. Jll bewilligte Jhnen eine Lichtdepesche und Sie erfuhren daraus, daß Sie nicht abreisen sollten, da Jhre Frau Gemahlin mit einem der nächsten Raum- schiffe nach der Erde käme. Sie gingen darauf Anfang Mai nach dem Nordpol, um Jhre Frau dort zu er- warten. Jch erhielt noch am 10. Mai einen Brief von Jhnen, in welchem Sie die Hoffnung aussprachen, bald mit Jhrer Frau, die in den nächsten Tagen zu erwarten sei, nach Deutschland zurückzukehren. Am 12. war dann jener unselige Tag der Protektoratserklärung -- und seitdem war jede Spur von Jhnen verschwunden."
"So ist es," sagte Torm. "An dem Tage, dem 12. Mai, kam das Raumschiff, aber es brachte weder meine Frau noch Ell, sondern die Nachricht, daß der Arzt die Reise für die nächste Zeit noch untersagt hätte. Jch geriet dadurch in eine gereizte Stimmung, die sich noch steigerte, als ich erfuhr, daß die politischen Ver- hältnisse sich bis zum Abbruch der friedlichen Bezieh- ungen zugespitzt hatten. Meine Pflicht rief mich nun unbedingt nach Deutschland zurück; denn obwohl seit diesem Tage der Verkehr mit Deutschland aufgehoben war, mußte ich doch annehmen und erfuhr es auch bald aus ausländischen Blättern, daß das gesamte
Torms Flucht.
ſammenhang blieben mit den Ereigniſſen, welche die ganze Welt umgeſtürzt haben?‟
„Nun gut, hören Sie zuerſt, was mir geſchehen iſt. Jch kann mich kurz faſſen. Sie wiſſen, daß ich die Abſicht hatte, ſelbſt nach dem Mars zu reiſen, falls meine Frau nicht kräftig genug war, die Reiſe nach der Erde anzutreten.‟
„Gewiß. Jll bewilligte Jhnen eine Lichtdepeſche und Sie erfuhren daraus, daß Sie nicht abreiſen ſollten, da Jhre Frau Gemahlin mit einem der nächſten Raum- ſchiffe nach der Erde käme. Sie gingen darauf Anfang Mai nach dem Nordpol, um Jhre Frau dort zu er- warten. Jch erhielt noch am 10. Mai einen Brief von Jhnen, in welchem Sie die Hoffnung ausſprachen, bald mit Jhrer Frau, die in den nächſten Tagen zu erwarten ſei, nach Deutſchland zurückzukehren. Am 12. war dann jener unſelige Tag der Protektoratserklärung — und ſeitdem war jede Spur von Jhnen verſchwunden.‟
„So iſt es,‟ ſagte Torm. „An dem Tage, dem 12. Mai, kam das Raumſchiff, aber es brachte weder meine Frau noch Ell, ſondern die Nachricht, daß der Arzt die Reiſe für die nächſte Zeit noch unterſagt hätte. Jch geriet dadurch in eine gereizte Stimmung, die ſich noch ſteigerte, als ich erfuhr, daß die politiſchen Ver- hältniſſe ſich bis zum Abbruch der friedlichen Bezieh- ungen zugeſpitzt hatten. Meine Pflicht rief mich nun unbedingt nach Deutſchland zurück; denn obwohl ſeit dieſem Tage der Verkehr mit Deutſchland aufgehoben war, mußte ich doch annehmen und erfuhr es auch bald aus ausländiſchen Blättern, daß das geſamte
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0269"n="261"/><fwplace="top"type="header">Torms Flucht.</fw><lb/>ſammenhang blieben mit den Ereigniſſen, welche die<lb/>
ganze Welt umgeſtürzt haben?‟</p><lb/><p>„Nun gut, hören Sie zuerſt, was mir geſchehen<lb/>
iſt. Jch kann mich kurz faſſen. Sie wiſſen, daß ich<lb/>
die Abſicht hatte, ſelbſt nach dem Mars zu reiſen, falls<lb/>
meine Frau nicht kräftig genug war, die Reiſe nach<lb/>
der Erde anzutreten.‟</p><lb/><p>„Gewiß. Jll bewilligte Jhnen eine Lichtdepeſche<lb/>
und Sie erfuhren daraus, daß Sie nicht abreiſen ſollten,<lb/>
da Jhre Frau Gemahlin mit einem der nächſten Raum-<lb/>ſchiffe nach der Erde käme. Sie gingen darauf Anfang<lb/>
Mai nach dem Nordpol, um Jhre Frau dort zu er-<lb/>
warten. Jch erhielt noch am 10. Mai einen Brief<lb/>
von Jhnen, in welchem Sie die Hoffnung ausſprachen,<lb/>
bald mit Jhrer Frau, die in den nächſten Tagen zu<lb/>
erwarten ſei, nach Deutſchland zurückzukehren. Am 12.<lb/>
war dann jener unſelige Tag der Protektoratserklärung<lb/>— und ſeitdem war jede Spur von Jhnen verſchwunden.‟</p><lb/><p>„So iſt es,‟ſagte Torm. „An dem Tage, dem<lb/>
12. Mai, kam das Raumſchiff, aber es brachte weder<lb/>
meine Frau noch Ell, ſondern die Nachricht, daß der<lb/>
Arzt die Reiſe für die nächſte Zeit noch unterſagt hätte.<lb/>
Jch geriet dadurch in eine gereizte Stimmung, die ſich<lb/>
noch ſteigerte, als ich erfuhr, daß die politiſchen Ver-<lb/>
hältniſſe ſich bis zum Abbruch der friedlichen Bezieh-<lb/>
ungen zugeſpitzt hatten. Meine Pflicht rief mich nun<lb/>
unbedingt nach Deutſchland zurück; denn obwohl ſeit<lb/>
dieſem Tage der Verkehr mit Deutſchland aufgehoben<lb/>
war, mußte ich doch annehmen und erfuhr es auch<lb/>
bald aus ausländiſchen Blättern, daß das geſamte<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[261/0269]
Torms Flucht.
ſammenhang blieben mit den Ereigniſſen, welche die
ganze Welt umgeſtürzt haben?‟
„Nun gut, hören Sie zuerſt, was mir geſchehen
iſt. Jch kann mich kurz faſſen. Sie wiſſen, daß ich
die Abſicht hatte, ſelbſt nach dem Mars zu reiſen, falls
meine Frau nicht kräftig genug war, die Reiſe nach
der Erde anzutreten.‟
„Gewiß. Jll bewilligte Jhnen eine Lichtdepeſche
und Sie erfuhren daraus, daß Sie nicht abreiſen ſollten,
da Jhre Frau Gemahlin mit einem der nächſten Raum-
ſchiffe nach der Erde käme. Sie gingen darauf Anfang
Mai nach dem Nordpol, um Jhre Frau dort zu er-
warten. Jch erhielt noch am 10. Mai einen Brief
von Jhnen, in welchem Sie die Hoffnung ausſprachen,
bald mit Jhrer Frau, die in den nächſten Tagen zu
erwarten ſei, nach Deutſchland zurückzukehren. Am 12.
war dann jener unſelige Tag der Protektoratserklärung
— und ſeitdem war jede Spur von Jhnen verſchwunden.‟
„So iſt es,‟ ſagte Torm. „An dem Tage, dem
12. Mai, kam das Raumſchiff, aber es brachte weder
meine Frau noch Ell, ſondern die Nachricht, daß der
Arzt die Reiſe für die nächſte Zeit noch unterſagt hätte.
Jch geriet dadurch in eine gereizte Stimmung, die ſich
noch ſteigerte, als ich erfuhr, daß die politiſchen Ver-
hältniſſe ſich bis zum Abbruch der friedlichen Bezieh-
ungen zugeſpitzt hatten. Meine Pflicht rief mich nun
unbedingt nach Deutſchland zurück; denn obwohl ſeit
dieſem Tage der Verkehr mit Deutſchland aufgehoben
war, mußte ich doch annehmen und erfuhr es auch
bald aus ausländiſchen Blättern, daß das geſamte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/269>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.