mäßig harmlos, und ich werde die betreffenden Herren schon morgen zur Beurlaubung vorschlagen. Da komme ich z. B. -- ich weiß den Namen nicht aus- wendig -- auf eine Kreuzungsstation, wo ich um- steigen muß. Aber der neue Zug kommt nicht und kommt nicht -- er hat über eine halbe Stunde Ver- spätung. Jch erkundige mich dann bei dem Zugführer und höre: Ja, der Herr Bezirksinstruktor ist ein Stück mitgefahren. Jch frage, warum das so lange auf- gehalten habe? Der Herr Bezirksinstruktor habe einen eigenen Wagen verlangt, der mußte erst geholt werden. Dann könne er aber den Lärm und Dampf der Maschine nicht vertragen, und so mußte man den Wagen erst an das Ende des Zuges bringen und noch einige leere Wagen dazwischen schalten. Und endlich mußte man mitten auf der Strecke an einem Dorfe halten, weil es ihm beliebte, dort auszusteigen."
"Und sagten Sie nicht, daß die Bahnbeamten solchem unberechtigten Verlangen nicht nachgeben durften?"
"Die zuckten die Achseln und meinten, was will man thun? Man darf sich den nicht zum Feinde machen."
"Die feigen Thoren! Aber der Jnstruktor muß sofort von seinem Amte suspendiert und vor das Dis- ziplinargericht gestellt werden. Das ist ja unerhört, wenn sich diese Angaben bestätigen, ich werde aufs genaueste untersuchen lassen. Wie kann ein Nume seine Berechtigungen so überschreiten!"
"Es würde ihm auf dem Nu nie einfallen. Hier
Der Kultor der Deutſchen.
mäßig harmlos, und ich werde die betreffenden Herren ſchon morgen zur Beurlaubung vorſchlagen. Da komme ich z. B. — ich weiß den Namen nicht aus- wendig — auf eine Kreuzungsſtation, wo ich um- ſteigen muß. Aber der neue Zug kommt nicht und kommt nicht — er hat über eine halbe Stunde Ver- ſpätung. Jch erkundige mich dann bei dem Zugführer und höre: Ja, der Herr Bezirksinſtruktor iſt ein Stück mitgefahren. Jch frage, warum das ſo lange auf- gehalten habe? Der Herr Bezirksinſtruktor habe einen eigenen Wagen verlangt, der mußte erſt geholt werden. Dann könne er aber den Lärm und Dampf der Maſchine nicht vertragen, und ſo mußte man den Wagen erſt an das Ende des Zuges bringen und noch einige leere Wagen dazwiſchen ſchalten. Und endlich mußte man mitten auf der Strecke an einem Dorfe halten, weil es ihm beliebte, dort auszuſteigen.‟
„Und ſagten Sie nicht, daß die Bahnbeamten ſolchem unberechtigten Verlangen nicht nachgeben durften?‟
„Die zuckten die Achſeln und meinten, was will man thun? Man darf ſich den nicht zum Feinde machen.‟
„Die feigen Thoren! Aber der Jnſtruktor muß ſofort von ſeinem Amte ſuspendiert und vor das Dis- ziplinargericht geſtellt werden. Das iſt ja unerhört, wenn ſich dieſe Angaben beſtätigen, ich werde aufs genaueſte unterſuchen laſſen. Wie kann ein Nume ſeine Berechtigungen ſo überſchreiten!‟
„Es würde ihm auf dem Nu nie einfallen. Hier
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Der Kultor der Deutſchen.
mäßig harmlos, und ich werde die betreffenden Herren
ſchon morgen zur Beurlaubung vorſchlagen. Da
komme ich z. B. — ich weiß den Namen nicht aus-
wendig — auf eine Kreuzungsſtation, wo ich um-
ſteigen muß. Aber der neue Zug kommt nicht und
kommt nicht — er hat über eine halbe Stunde Ver-
ſpätung. Jch erkundige mich dann bei dem Zugführer
und höre: Ja, der Herr Bezirksinſtruktor iſt ein Stück
mitgefahren. Jch frage, warum das ſo lange auf-
gehalten habe? Der Herr Bezirksinſtruktor habe einen
eigenen Wagen verlangt, der mußte erſt geholt werden.
Dann könne er aber den Lärm und Dampf der
Maſchine nicht vertragen, und ſo mußte man den
Wagen erſt an das Ende des Zuges bringen und noch
einige leere Wagen dazwiſchen ſchalten. Und endlich
mußte man mitten auf der Strecke an einem Dorfe
halten, weil es ihm beliebte, dort auszuſteigen.‟
„Und ſagten Sie nicht, daß die Bahnbeamten
ſolchem unberechtigten Verlangen nicht nachgeben
durften?‟
„Die zuckten die Achſeln und meinten, was will
man thun? Man darf ſich den nicht zum Feinde
machen.‟
„Die feigen Thoren! Aber der Jnſtruktor muß
ſofort von ſeinem Amte ſuspendiert und vor das Dis-
ziplinargericht geſtellt werden. Das iſt ja unerhört,
wenn ſich dieſe Angaben beſtätigen, ich werde aufs
genaueſte unterſuchen laſſen. Wie kann ein Nume
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/311>, abgerufen am 16.07.2024.
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