Saltner schwang sich auf den Bock. Der Wein- hüter war herangetreten. Hier kannte ihn jeder und liebte ihn, keiner hätte ihn verraten. Saltner beugte sich zu dem Manne herab und sagte: "Die Nume sind hinter uns her, sie dürfen uns nicht kriegen."
"Schon recht", sagte der Hüter, "ich habe nichts gesehen, hier ist niemand gewesen." Damit tauchte er wieder in das Dunkel der Mauern. Die Pferde zogen an, der Wagen rollte auf der Straße nach Meran davon.
Saltner sprach zurück in den halbgedeckten Wagen. Er erkundigte sich, wie Kathrin ihre Aufträge aus- gerichtet habe. Palaoro war zu Hause gewesen, er hatte gesagt, zwei zuverlässige Leute, die besten, die da seien, würden gern mit ihm kommen, weil es für den Herrn Saltner sei. Aber ob er die Maultiere gleich bekommen würde, wüßte er nicht, doch werde er sein Möglichstes thun. Der Herr Saltner möge sich nur nicht sorgen, wenn es etwas spät in der Nacht würde. Dann wäre sie nach Hause gelaufen und hätte die Sachen zusammengepackt. Als sie gerade wieder hinten zum Hause hinaus gewollt, hätte es vorn ge- pocht. Da hat sie das Licht schnell ausgelöscht und zum Guckfenster hinausgeschaut. Dort ist der Wagen des Herrn Jnstruktor gestanden, und noch eine Menge von Fahrrädern mit den großen elektrischen Lampen sind dagewesen und wohl zehn Leute mit Glocken- helmen, die haben ins Haus gewollt. Da ist sie schnell hinten hinaus und hat die Thür verschlossen und ist zum Rieser gelaufen, und der ist auch gerade mit dem Wagen gekommen.
Neunundvierzigſtes Kapitel.
Saltner ſchwang ſich auf den Bock. Der Wein- hüter war herangetreten. Hier kannte ihn jeder und liebte ihn, keiner hätte ihn verraten. Saltner beugte ſich zu dem Manne herab und ſagte: „Die Nume ſind hinter uns her, ſie dürfen uns nicht kriegen.‟
„Schon recht‟, ſagte der Hüter, „ich habe nichts geſehen, hier iſt niemand geweſen.‟ Damit tauchte er wieder in das Dunkel der Mauern. Die Pferde zogen an, der Wagen rollte auf der Straße nach Meran davon.
Saltner ſprach zurück in den halbgedeckten Wagen. Er erkundigte ſich, wie Kathrin ihre Aufträge aus- gerichtet habe. Palaoro war zu Hauſe geweſen, er hatte geſagt, zwei zuverläſſige Leute, die beſten, die da ſeien, würden gern mit ihm kommen, weil es für den Herrn Saltner ſei. Aber ob er die Maultiere gleich bekommen würde, wüßte er nicht, doch werde er ſein Möglichſtes thun. Der Herr Saltner möge ſich nur nicht ſorgen, wenn es etwas ſpät in der Nacht würde. Dann wäre ſie nach Hauſe gelaufen und hätte die Sachen zuſammengepackt. Als ſie gerade wieder hinten zum Hauſe hinaus gewollt, hätte es vorn ge- pocht. Da hat ſie das Licht ſchnell ausgelöſcht und zum Guckfenſter hinausgeſchaut. Dort iſt der Wagen des Herrn Jnſtruktor geſtanden, und noch eine Menge von Fahrrädern mit den großen elektriſchen Lampen ſind dageweſen und wohl zehn Leute mit Glocken- helmen, die haben ins Haus gewollt. Da iſt ſie ſchnell hinten hinaus und hat die Thür verſchloſſen und iſt zum Rieſer gelaufen, und der iſt auch gerade mit dem Wagen gekommen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0364"n="356"/><fwplace="top"type="header">Neunundvierzigſtes Kapitel.</fw><lb/><p>Saltner ſchwang ſich auf den Bock. Der Wein-<lb/>
hüter war herangetreten. Hier kannte ihn jeder und<lb/>
liebte ihn, keiner hätte ihn verraten. Saltner beugte<lb/>ſich zu dem Manne herab und ſagte: „Die Nume<lb/>ſind hinter uns her, ſie dürfen uns nicht kriegen.‟</p><lb/><p>„Schon recht‟, ſagte der Hüter, „ich habe nichts<lb/>
geſehen, hier iſt niemand geweſen.‟ Damit tauchte<lb/>
er wieder in das Dunkel der Mauern. Die Pferde zogen<lb/>
an, der Wagen rollte auf der Straße nach Meran davon.</p><lb/><p>Saltner ſprach zurück in den halbgedeckten Wagen.<lb/>
Er erkundigte ſich, wie Kathrin ihre Aufträge aus-<lb/>
gerichtet habe. Palaoro war zu Hauſe geweſen, er<lb/>
hatte geſagt, zwei zuverläſſige Leute, die beſten, die<lb/>
da ſeien, würden gern mit ihm kommen, weil es für<lb/>
den Herrn Saltner ſei. Aber ob er die Maultiere<lb/>
gleich bekommen würde, wüßte er nicht, doch werde<lb/>
er ſein Möglichſtes thun. Der Herr Saltner möge<lb/>ſich nur nicht ſorgen, wenn es etwas ſpät in der Nacht<lb/>
würde. Dann wäre ſie nach Hauſe gelaufen und hätte<lb/>
die Sachen zuſammengepackt. Als ſie gerade wieder<lb/>
hinten zum Hauſe hinaus gewollt, hätte es vorn ge-<lb/>
pocht. Da hat ſie das Licht ſchnell ausgelöſcht und<lb/>
zum Guckfenſter hinausgeſchaut. Dort iſt der Wagen<lb/>
des Herrn Jnſtruktor geſtanden, und noch eine Menge<lb/>
von Fahrrädern mit den großen elektriſchen Lampen<lb/>ſind dageweſen und wohl zehn Leute mit Glocken-<lb/>
helmen, die haben ins Haus gewollt. Da iſt ſie<lb/>ſchnell hinten hinaus und hat die Thür verſchloſſen<lb/>
und iſt zum Rieſer gelaufen, und der iſt auch gerade<lb/>
mit dem Wagen gekommen.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[356/0364]
Neunundvierzigſtes Kapitel.
Saltner ſchwang ſich auf den Bock. Der Wein-
hüter war herangetreten. Hier kannte ihn jeder und
liebte ihn, keiner hätte ihn verraten. Saltner beugte
ſich zu dem Manne herab und ſagte: „Die Nume
ſind hinter uns her, ſie dürfen uns nicht kriegen.‟
„Schon recht‟, ſagte der Hüter, „ich habe nichts
geſehen, hier iſt niemand geweſen.‟ Damit tauchte
er wieder in das Dunkel der Mauern. Die Pferde zogen
an, der Wagen rollte auf der Straße nach Meran davon.
Saltner ſprach zurück in den halbgedeckten Wagen.
Er erkundigte ſich, wie Kathrin ihre Aufträge aus-
gerichtet habe. Palaoro war zu Hauſe geweſen, er
hatte geſagt, zwei zuverläſſige Leute, die beſten, die
da ſeien, würden gern mit ihm kommen, weil es für
den Herrn Saltner ſei. Aber ob er die Maultiere
gleich bekommen würde, wüßte er nicht, doch werde
er ſein Möglichſtes thun. Der Herr Saltner möge
ſich nur nicht ſorgen, wenn es etwas ſpät in der Nacht
würde. Dann wäre ſie nach Hauſe gelaufen und hätte
die Sachen zuſammengepackt. Als ſie gerade wieder
hinten zum Hauſe hinaus gewollt, hätte es vorn ge-
pocht. Da hat ſie das Licht ſchnell ausgelöſcht und
zum Guckfenſter hinausgeſchaut. Dort iſt der Wagen
des Herrn Jnſtruktor geſtanden, und noch eine Menge
von Fahrrädern mit den großen elektriſchen Lampen
ſind dageweſen und wohl zehn Leute mit Glocken-
helmen, die haben ins Haus gewollt. Da iſt ſie
ſchnell hinten hinaus und hat die Thür verſchloſſen
und iſt zum Rieſer gelaufen, und der iſt auch gerade
mit dem Wagen gekommen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/364>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.