Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.Dreiundfünfzigstes Kapitel. die erschütternden Nachrichten über die Umwandlungder Verhältnisse in Europa erhalten hatte, nach Berlin gereist. Die Sehnsucht trieb ihn, zu Jsma zu eilen, ihr die Sorge, die Trauer um den Verschollenen zu nehmen, glücklich bei ihr zu sein und mit ihr vereint dann zu erwarten, was sein Geschick über ihn be- stimmen werde, wenn seine Rückkehr bekannt geworden sei. Das war ja doch das Natürliche, zu ihr gehörte er, um zu ihr zu gelangen hatte er sich in die neuen Gefahren gestürzt und -- in die Schuld. Seine Zweifel waren zerstreut, sein Vertrauen zurückgekehrt. Wenn sie ihn nicht liebte, wenn sie nicht fest an ihm hielt, was hätte sie gehindert, ihn zu verlassen, um den mächtigen Freund zu wählen? Was sie offen thun konnte, warum hätte sie es heimlich thun sollen? Nein, sie hatte es nicht gethan, und da sie es nicht gethan, was ging Ell ihn an? Nicht zu Ell wollte er, sondern zu ihr. Aber ohne vorherige Nachricht. Erst mußte er mit ihr besprechen, was zu thun sei, wie sie es halten wollten, ehe jemand erfahren durfte, daß er gerettet sei, wo er sich aufhalte. Und in diesem Sinne hatte er Grunthe gebeten, das Geheimnis seiner Wiederkehr zu bewahren. Wie würde er Jsma antreffen, wie würde sie ihm Dreiundfünfzigſtes Kapitel. die erſchütternden Nachrichten über die Umwandlungder Verhältniſſe in Europa erhalten hatte, nach Berlin gereiſt. Die Sehnſucht trieb ihn, zu Jsma zu eilen, ihr die Sorge, die Trauer um den Verſchollenen zu nehmen, glücklich bei ihr zu ſein und mit ihr vereint dann zu erwarten, was ſein Geſchick über ihn be- ſtimmen werde, wenn ſeine Rückkehr bekannt geworden ſei. Das war ja doch das Natürliche, zu ihr gehörte er, um zu ihr zu gelangen hatte er ſich in die neuen Gefahren geſtürzt und — in die Schuld. Seine Zweifel waren zerſtreut, ſein Vertrauen zurückgekehrt. Wenn ſie ihn nicht liebte, wenn ſie nicht feſt an ihm hielt, was hätte ſie gehindert, ihn zu verlaſſen, um den mächtigen Freund zu wählen? Was ſie offen thun konnte, warum hätte ſie es heimlich thun ſollen? Nein, ſie hatte es nicht gethan, und da ſie es nicht gethan, was ging Ell ihn an? Nicht zu Ell wollte er, ſondern zu ihr. Aber ohne vorherige Nachricht. Erſt mußte er mit ihr beſprechen, was zu thun ſei, wie ſie es halten wollten, ehe jemand erfahren durfte, daß er gerettet ſei, wo er ſich aufhalte. Und in dieſem Sinne hatte er Grunthe gebeten, das Geheimnis ſeiner Wiederkehr zu bewahren. Wie würde er Jsma antreffen, wie würde ſie ihm <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0418" n="410"/><fw place="top" type="header">Dreiundfünfzigſtes Kapitel.</fw><lb/> die erſchütternden Nachrichten über die Umwandlung<lb/> der Verhältniſſe in Europa erhalten hatte, nach Berlin<lb/> gereiſt. Die Sehnſucht trieb ihn, zu Jsma zu eilen,<lb/> ihr die Sorge, die Trauer um den Verſchollenen zu<lb/> nehmen, glücklich bei ihr zu ſein und mit ihr vereint<lb/> dann zu erwarten, was ſein Geſchick über ihn be-<lb/> ſtimmen werde, wenn ſeine Rückkehr bekannt geworden<lb/> ſei. Das war ja doch das Natürliche, zu ihr gehörte<lb/> er, um zu ihr zu gelangen hatte er ſich in die neuen<lb/> Gefahren geſtürzt und — in die Schuld. Seine<lb/> Zweifel waren zerſtreut, ſein Vertrauen zurückgekehrt.<lb/> Wenn ſie ihn nicht liebte, wenn ſie nicht feſt an ihm<lb/> hielt, was hätte ſie gehindert, ihn zu verlaſſen, um<lb/> den mächtigen Freund zu wählen? Was ſie offen<lb/> thun konnte, warum hätte ſie es heimlich thun ſollen?<lb/> Nein, ſie hatte es nicht gethan, und da ſie es nicht<lb/> gethan, was ging Ell ihn an? Nicht zu Ell wollte<lb/> er, ſondern zu ihr. Aber ohne vorherige Nachricht.<lb/> Erſt mußte er mit ihr beſprechen, was zu thun ſei,<lb/> wie ſie es halten wollten, ehe jemand erfahren durfte,<lb/> daß er gerettet ſei, wo er ſich aufhalte. Und in<lb/> dieſem Sinne hatte er Grunthe gebeten, das Geheimnis<lb/> ſeiner Wiederkehr zu bewahren.</p><lb/> <p>Wie würde er Jsma antreffen, wie würde ſie ihm<lb/> begegnen? Er konnte ſich kein Bild davon machen,<lb/> vergebens verſuchte er ſich im Beginn ſeiner Fahrt<lb/> das Wiederſehen auszumalen. Noch immer lag der<lb/> Gedanke, als ein Geächteter zu reiſen, wie ein Druck<lb/> auf ihm, unwillkürlich ſah er die Mitreiſenden darauf<lb/> an, ob ſie ihn wohl erkannten. Mitunter erſchien er<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [410/0418]
Dreiundfünfzigſtes Kapitel.
die erſchütternden Nachrichten über die Umwandlung
der Verhältniſſe in Europa erhalten hatte, nach Berlin
gereiſt. Die Sehnſucht trieb ihn, zu Jsma zu eilen,
ihr die Sorge, die Trauer um den Verſchollenen zu
nehmen, glücklich bei ihr zu ſein und mit ihr vereint
dann zu erwarten, was ſein Geſchick über ihn be-
ſtimmen werde, wenn ſeine Rückkehr bekannt geworden
ſei. Das war ja doch das Natürliche, zu ihr gehörte
er, um zu ihr zu gelangen hatte er ſich in die neuen
Gefahren geſtürzt und — in die Schuld. Seine
Zweifel waren zerſtreut, ſein Vertrauen zurückgekehrt.
Wenn ſie ihn nicht liebte, wenn ſie nicht feſt an ihm
hielt, was hätte ſie gehindert, ihn zu verlaſſen, um
den mächtigen Freund zu wählen? Was ſie offen
thun konnte, warum hätte ſie es heimlich thun ſollen?
Nein, ſie hatte es nicht gethan, und da ſie es nicht
gethan, was ging Ell ihn an? Nicht zu Ell wollte
er, ſondern zu ihr. Aber ohne vorherige Nachricht.
Erſt mußte er mit ihr beſprechen, was zu thun ſei,
wie ſie es halten wollten, ehe jemand erfahren durfte,
daß er gerettet ſei, wo er ſich aufhalte. Und in
dieſem Sinne hatte er Grunthe gebeten, das Geheimnis
ſeiner Wiederkehr zu bewahren.
Wie würde er Jsma antreffen, wie würde ſie ihm
begegnen? Er konnte ſich kein Bild davon machen,
vergebens verſuchte er ſich im Beginn ſeiner Fahrt
das Wiederſehen auszumalen. Noch immer lag der
Gedanke, als ein Geächteter zu reiſen, wie ein Druck
auf ihm, unwillkürlich ſah er die Mitreiſenden darauf
an, ob ſie ihn wohl erkannten. Mitunter erſchien er
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