"Jch sagte Jhnen schon, ich bin mit meiner Freundin auf einer Reise durch Europa. Vielleicht sehe ich mir diese Gegend einmal an. Uebrigens war ich so frei, mein Luftschiff hierher zu bestellen, um uns abzuholen. Es müßte eigentlich schon hier sein. Frau Torm sagte uns, daß Sie selbst hier im Garten gelandet seien, so glaubte ich --"
La hatte ruhig gesprochen. Jetzt trafen sich ihre Blicke mit denen Grunthes, sie ruhten eine Weile in einander. Dann legte Grunthe schweigend die Karte zusammen und überreichte sie La.
"Wünschen Sie eine Empfehlung an einen Kenner der dortigen Gegend?" fragte er. "Sie dürften dort als Nume wenig Entgegenkommen finden."
"Wir brauchen keinen Führer", erwiderte La. "Wir schweben ja über den Höhen, da genügt uns die Karte. Jch danke Jhnen."
Sie erhob sich.
"Wollen Sie nicht einen Gang durch unsere Ar- beitsräume thun? Von der Plattform aus würden wir die Ankunft Jhres Schiffes am besten bemerken."
Sie durchschritten mehrere Zimmer und betraten den breiten Rundgang. Hier und da sprach Grunthe einige erklärende Worte.
"Sie sehen", sagte er, "wie wir uns Mühe geben, von Jhnen zu lernen. Vieles hatte Ell bereits ein- gerichtet, ehe wir etwas von den Numen wußten. Jch habe mich freilich schon damals gewundert, wie er auf so viele neue Feinheiten hatte kommen können."
Vierundfünfzigſtes Kapitel.
„Können Sie mir die Karte leihen?‟ fragte ſie.
„Recht gern. Aber was wollen Sie damit?‟
„Jch ſagte Jhnen ſchon, ich bin mit meiner Freundin auf einer Reiſe durch Europa. Vielleicht ſehe ich mir dieſe Gegend einmal an. Uebrigens war ich ſo frei, mein Luftſchiff hierher zu beſtellen, um uns abzuholen. Es müßte eigentlich ſchon hier ſein. Frau Torm ſagte uns, daß Sie ſelbſt hier im Garten gelandet ſeien, ſo glaubte ich —‟
La hatte ruhig geſprochen. Jetzt trafen ſich ihre Blicke mit denen Grunthes, ſie ruhten eine Weile in einander. Dann legte Grunthe ſchweigend die Karte zuſammen und überreichte ſie La.
„Wünſchen Sie eine Empfehlung an einen Kenner der dortigen Gegend?‟ fragte er. „Sie dürften dort als Nume wenig Entgegenkommen finden.‟
„Wir brauchen keinen Führer‟, erwiderte La. „Wir ſchweben ja über den Höhen, da genügt uns die Karte. Jch danke Jhnen.‟
Sie erhob ſich.
„Wollen Sie nicht einen Gang durch unſere Ar- beitsräume thun? Von der Plattform aus würden wir die Ankunft Jhres Schiffes am beſten bemerken.‟
Sie durchſchritten mehrere Zimmer und betraten den breiten Rundgang. Hier und da ſprach Grunthe einige erklärende Worte.
„Sie ſehen‟, ſagte er, „wie wir uns Mühe geben, von Jhnen zu lernen. Vieles hatte Ell bereits ein- gerichtet, ehe wir etwas von den Numen wußten. Jch habe mich freilich ſchon damals gewundert, wie er auf ſo viele neue Feinheiten hatte kommen können.‟
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0438"n="430"/><fwplace="top"type="header">Vierundfünfzigſtes Kapitel.</fw><lb/><p>„Können Sie mir die Karte leihen?‟ fragte ſie.</p><lb/><p>„Recht gern. Aber was wollen Sie damit?‟</p><lb/><p>„Jch ſagte Jhnen ſchon, ich bin mit meiner Freundin<lb/>
auf einer Reiſe durch Europa. Vielleicht ſehe ich mir<lb/>
dieſe Gegend einmal an. Uebrigens war ich ſo frei, mein<lb/>
Luftſchiff hierher zu beſtellen, um uns abzuholen. Es müßte<lb/>
eigentlich ſchon hier ſein. Frau Torm ſagte uns, daß Sie<lb/>ſelbſt hier im Garten gelandet ſeien, ſo glaubte ich —‟</p><lb/><p>La hatte ruhig geſprochen. Jetzt trafen ſich ihre<lb/>
Blicke mit denen Grunthes, ſie ruhten eine Weile in<lb/>
einander. Dann legte Grunthe ſchweigend die Karte<lb/>
zuſammen und überreichte ſie La.</p><lb/><p>„Wünſchen Sie eine Empfehlung an einen Kenner<lb/>
der dortigen Gegend?‟ fragte er. „Sie dürften dort<lb/>
als Nume wenig Entgegenkommen finden.‟</p><lb/><p>„Wir brauchen keinen Führer‟, erwiderte La. „Wir<lb/>ſchweben ja über den Höhen, da genügt uns die Karte.<lb/>
Jch danke Jhnen.‟</p><lb/><p>Sie erhob ſich.</p><lb/><p>„Wollen Sie nicht einen Gang durch unſere Ar-<lb/>
beitsräume thun? Von der Plattform aus würden<lb/>
wir die Ankunft Jhres Schiffes am beſten bemerken.‟</p><lb/><p>Sie durchſchritten mehrere Zimmer und betraten<lb/>
den breiten Rundgang. Hier und da ſprach Grunthe<lb/>
einige erklärende Worte.</p><lb/><p>„Sie ſehen‟, ſagte er, „wie wir uns Mühe geben,<lb/>
von Jhnen zu lernen. Vieles hatte Ell bereits ein-<lb/>
gerichtet, ehe wir etwas von den Numen wußten. Jch<lb/>
habe mich freilich ſchon damals gewundert, wie er auf<lb/>ſo viele neue Feinheiten hatte kommen können.‟</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[430/0438]
Vierundfünfzigſtes Kapitel.
„Können Sie mir die Karte leihen?‟ fragte ſie.
„Recht gern. Aber was wollen Sie damit?‟
„Jch ſagte Jhnen ſchon, ich bin mit meiner Freundin
auf einer Reiſe durch Europa. Vielleicht ſehe ich mir
dieſe Gegend einmal an. Uebrigens war ich ſo frei, mein
Luftſchiff hierher zu beſtellen, um uns abzuholen. Es müßte
eigentlich ſchon hier ſein. Frau Torm ſagte uns, daß Sie
ſelbſt hier im Garten gelandet ſeien, ſo glaubte ich —‟
La hatte ruhig geſprochen. Jetzt trafen ſich ihre
Blicke mit denen Grunthes, ſie ruhten eine Weile in
einander. Dann legte Grunthe ſchweigend die Karte
zuſammen und überreichte ſie La.
„Wünſchen Sie eine Empfehlung an einen Kenner
der dortigen Gegend?‟ fragte er. „Sie dürften dort
als Nume wenig Entgegenkommen finden.‟
„Wir brauchen keinen Führer‟, erwiderte La. „Wir
ſchweben ja über den Höhen, da genügt uns die Karte.
Jch danke Jhnen.‟
Sie erhob ſich.
„Wollen Sie nicht einen Gang durch unſere Ar-
beitsräume thun? Von der Plattform aus würden
wir die Ankunft Jhres Schiffes am beſten bemerken.‟
Sie durchſchritten mehrere Zimmer und betraten
den breiten Rundgang. Hier und da ſprach Grunthe
einige erklärende Worte.
„Sie ſehen‟, ſagte er, „wie wir uns Mühe geben,
von Jhnen zu lernen. Vieles hatte Ell bereits ein-
gerichtet, ehe wir etwas von den Numen wußten. Jch
habe mich freilich ſchon damals gewundert, wie er auf
ſo viele neue Feinheiten hatte kommen können.‟
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/438>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.