Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Fünfundfünfzigstes Kapitel.

Palaoro blieb vorläufig auf dem Verdeck. Saltner
führte seine Mutter und die Magd in den Raum,
dessen Thür La öffnete.

"Hier ist Jhr Zimmer", sagte sie, "und daneben
das für Katharina. Nun ruhen Sie sich recht aus.
Und was Sie wünschen, sprechen Sie in diese Öffnung,
so wird es da sein."

Frau Saltner war sprachlos. Ein weicher Polster-
stuhl am Fenster nahm sie auf. Sie blickte sich im
Zimmer um.

"Das ist ja gerade, wie daheim in unsrer Sommer-
wohnung", sagte sie endlich. "Die Täfelung ringsum,
und die Gardine in der Ecke, und dort, das Crucifix
und das Lämpchen -- -- nur die Bilder, und die
Kissen, und die Teppiche -- das ist alles viel kost-
barer -- wie kommt das nur -- --"

"Das ist die Zauberin, die es gemacht hat", sagte
Saltner, gerührt Las Hand ergreifend. "Sie hat nichts
vergessen von allem, was ich ihr von unserm Heim
schildern mußte. Jhr gehört dieses Wunder von einem
Luftschiff."

La sah dem geliebten Mann in die Augen.

"Uns beiden!" sagte sie dann.

"Du willst? Du willst es wirklich?" rief Saltner
jubelnd und schloß sie in seine Arme. Doch wie in
einem tiefen Schreck verstummte er plötzlich. "Aber
ich bin ein Mensch", sagte er tonlos.

"Sei was Du willst, ich bin Dein, Deine La."

Er blickte auf die Herrliche, Königliche, deren Blick
wie bittend zu ihm aufgeschlagen war. Er wußte

Fünfundfünfzigſtes Kapitel.

Palaoro blieb vorläufig auf dem Verdeck. Saltner
führte ſeine Mutter und die Magd in den Raum,
deſſen Thür La öffnete.

„Hier iſt Jhr Zimmer‟, ſagte ſie, „und daneben
das für Katharina. Nun ruhen Sie ſich recht aus.
Und was Sie wünſchen, ſprechen Sie in dieſe Öffnung,
ſo wird es da ſein.‟

Frau Saltner war ſprachlos. Ein weicher Polſter-
ſtuhl am Fenſter nahm ſie auf. Sie blickte ſich im
Zimmer um.

„Das iſt ja gerade, wie daheim in unſrer Sommer-
wohnung‟, ſagte ſie endlich. „Die Täfelung ringsum,
und die Gardine in der Ecke, und dort, das Crucifix
und das Lämpchen — — nur die Bilder, und die
Kiſſen, und die Teppiche — das iſt alles viel koſt-
barer — wie kommt das nur — —‟

„Das iſt die Zauberin, die es gemacht hat‟, ſagte
Saltner, gerührt Las Hand ergreifend. „Sie hat nichts
vergeſſen von allem, was ich ihr von unſerm Heim
ſchildern mußte. Jhr gehört dieſes Wunder von einem
Luftſchiff.‟

La ſah dem geliebten Mann in die Augen.

„Uns beiden!‟ ſagte ſie dann.

„Du willſt? Du willſt es wirklich?‟ rief Saltner
jubelnd und ſchloß ſie in ſeine Arme. Doch wie in
einem tiefen Schreck verſtummte er plötzlich. „Aber
ich bin ein Menſch‟, ſagte er tonlos.

„Sei was Du willſt, ich bin Dein, Deine La.‟

Er blickte auf die Herrliche, Königliche, deren Blick
wie bittend zu ihm aufgeſchlagen war. Er wußte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0458" n="450"/>
          <fw place="top" type="header">Fünfundfünfzig&#x017F;tes Kapitel.</fw><lb/>
          <p>Palaoro blieb vorläufig auf dem Verdeck. Saltner<lb/>
führte &#x017F;eine Mutter und die Magd in den Raum,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Thür La öffnete.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Hier i&#x017F;t Jhr Zimmer&#x201F;, &#x017F;agte &#x017F;ie, &#x201E;und daneben<lb/>
das für Katharina. Nun ruhen Sie &#x017F;ich recht aus.<lb/>
Und was Sie wün&#x017F;chen, &#x017F;prechen Sie in die&#x017F;e Öffnung,<lb/>
&#x017F;o wird es da &#x017F;ein.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Frau Saltner war &#x017F;prachlos. Ein weicher Pol&#x017F;ter-<lb/>
&#x017F;tuhl am Fen&#x017F;ter nahm &#x017F;ie auf. Sie blickte &#x017F;ich im<lb/>
Zimmer um.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Das i&#x017F;t ja gerade, wie daheim in un&#x017F;rer Sommer-<lb/>
wohnung&#x201F;, &#x017F;agte &#x017F;ie endlich. &#x201E;Die Täfelung ringsum,<lb/>
und die Gardine in der Ecke, und dort, das Crucifix<lb/>
und das Lämpchen &#x2014; &#x2014; nur die Bilder, und die<lb/>
Ki&#x017F;&#x017F;en, und die Teppiche &#x2014; das i&#x017F;t alles viel ko&#x017F;t-<lb/>
barer &#x2014; wie kommt das nur &#x2014; &#x2014;&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Das i&#x017F;t die Zauberin, die es gemacht hat&#x201F;, &#x017F;agte<lb/>
Saltner, gerührt Las Hand ergreifend. &#x201E;Sie hat nichts<lb/>
verge&#x017F;&#x017F;en von allem, was ich ihr von un&#x017F;erm Heim<lb/>
&#x017F;childern mußte. Jhr gehört die&#x017F;es Wunder von einem<lb/>
Luft&#x017F;chiff.&#x201F;</p><lb/>
          <p>La &#x017F;ah dem geliebten Mann in die Augen.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Uns beiden!&#x201F; &#x017F;agte &#x017F;ie dann.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Du will&#x017F;t? Du will&#x017F;t es wirklich?&#x201F; rief Saltner<lb/>
jubelnd und &#x017F;chloß &#x017F;ie in &#x017F;eine Arme. Doch wie in<lb/>
einem tiefen Schreck ver&#x017F;tummte er plötzlich. &#x201E;Aber<lb/>
ich bin ein Men&#x017F;ch&#x201F;, &#x017F;agte er tonlos.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Sei was Du will&#x017F;t, ich bin Dein, Deine La.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Er blickte auf die Herrliche, Königliche, deren Blick<lb/>
wie bittend zu ihm aufge&#x017F;chlagen war. Er wußte<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[450/0458] Fünfundfünfzigſtes Kapitel. Palaoro blieb vorläufig auf dem Verdeck. Saltner führte ſeine Mutter und die Magd in den Raum, deſſen Thür La öffnete. „Hier iſt Jhr Zimmer‟, ſagte ſie, „und daneben das für Katharina. Nun ruhen Sie ſich recht aus. Und was Sie wünſchen, ſprechen Sie in dieſe Öffnung, ſo wird es da ſein.‟ Frau Saltner war ſprachlos. Ein weicher Polſter- ſtuhl am Fenſter nahm ſie auf. Sie blickte ſich im Zimmer um. „Das iſt ja gerade, wie daheim in unſrer Sommer- wohnung‟, ſagte ſie endlich. „Die Täfelung ringsum, und die Gardine in der Ecke, und dort, das Crucifix und das Lämpchen — — nur die Bilder, und die Kiſſen, und die Teppiche — das iſt alles viel koſt- barer — wie kommt das nur — —‟ „Das iſt die Zauberin, die es gemacht hat‟, ſagte Saltner, gerührt Las Hand ergreifend. „Sie hat nichts vergeſſen von allem, was ich ihr von unſerm Heim ſchildern mußte. Jhr gehört dieſes Wunder von einem Luftſchiff.‟ La ſah dem geliebten Mann in die Augen. „Uns beiden!‟ ſagte ſie dann. „Du willſt? Du willſt es wirklich?‟ rief Saltner jubelnd und ſchloß ſie in ſeine Arme. Doch wie in einem tiefen Schreck verſtummte er plötzlich. „Aber ich bin ein Menſch‟, ſagte er tonlos. „Sei was Du willſt, ich bin Dein, Deine La.‟ Er blickte auf die Herrliche, Königliche, deren Blick wie bittend zu ihm aufgeſchlagen war. Er wußte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/458
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/458>, abgerufen am 22.11.2024.