Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.Neunundzwanzigstes Kapitel. 18 000 Jahre zurückliegende Zeit, in welcher ein all-gemeiner Niedergang der Marskultur stattgefunden hatte. Sie war nämlich ausgefüllt durch furchtbare Kämpfe zwischen der ackerbautreibenden und der in- dustriellen Bevölkerung. Durch die Darstellung der Lebensmittel aus den Mineralien ohne Vermittlung der Pflanzen glaubte sich die agrarische Bevölkerung in ihrer Existenz bedroht, obwohl sie längst nicht mehr den Bedarf an Lebensmitteln hatte decken können. Die Besitzer des Grund und Bodens waren als Herren der Nahrungsmittel zu unumschränkter Macht gelangt und wollten die Verbilligung der Volksernährung durch die neuen gewaltigen Fortschritte der Wissenschaft und industriellen Technik nicht dulden. Dieser Kampf füllte fast drei Jahrtausende in wechselnden Formen aus und endete erst mit der Vernichtung der Macht der Acker- bauer und der Begründung der vereinigten Mars- staaten. Während dieser Zeit hatte die Kunst keinerlei Förderung empfangen. Sie war erst wieder aufgeblüht, als statt der nüchternen Getreidefelder die anmutigen Wälder entstanden waren und der Erwerb von Grund und Boden für den Einzelnen auf ein mäßiges Maxi- mum beschränkt war. Jsma ging ratlos an der Reihe der Ueberschriften "Das ist mir zu viel und macht mich nur verwirrt. Neunundzwanzigſtes Kapitel. 18 000 Jahre zurückliegende Zeit, in welcher ein all-gemeiner Niedergang der Marskultur ſtattgefunden hatte. Sie war nämlich ausgefüllt durch furchtbare Kämpfe zwiſchen der ackerbautreibenden und der in- duſtriellen Bevölkerung. Durch die Darſtellung der Lebensmittel aus den Mineralien ohne Vermittlung der Pflanzen glaubte ſich die agrariſche Bevölkerung in ihrer Exiſtenz bedroht, obwohl ſie längſt nicht mehr den Bedarf an Lebensmitteln hatte decken können. Die Beſitzer des Grund und Bodens waren als Herren der Nahrungsmittel zu unumſchränkter Macht gelangt und wollten die Verbilligung der Volksernährung durch die neuen gewaltigen Fortſchritte der Wiſſenſchaft und induſtriellen Technik nicht dulden. Dieſer Kampf füllte faſt drei Jahrtauſende in wechſelnden Formen aus und endete erſt mit der Vernichtung der Macht der Acker- bauer und der Begründung der vereinigten Mars- ſtaaten. Während dieſer Zeit hatte die Kunſt keinerlei Förderung empfangen. Sie war erſt wieder aufgeblüht, als ſtatt der nüchternen Getreidefelder die anmutigen Wälder entſtanden waren und der Erwerb von Grund und Boden für den Einzelnen auf ein mäßiges Maxi- mum beſchränkt war. Jsma ging ratlos an der Reihe der Ueberſchriften „Das iſt mir zu viel und macht mich nur verwirrt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0046" n="38"/><fw place="top" type="header">Neunundzwanzigſtes Kapitel.</fw><lb/> 18 000 Jahre zurückliegende Zeit, in welcher ein all-<lb/> gemeiner Niedergang der Marskultur ſtattgefunden<lb/> hatte. Sie war nämlich ausgefüllt durch furchtbare<lb/> Kämpfe zwiſchen der ackerbautreibenden und der in-<lb/> duſtriellen Bevölkerung. Durch die Darſtellung der<lb/> Lebensmittel aus den Mineralien ohne Vermittlung<lb/> der Pflanzen glaubte ſich die agrariſche Bevölkerung<lb/> in ihrer Exiſtenz bedroht, obwohl ſie längſt nicht mehr<lb/> den Bedarf an Lebensmitteln hatte decken können. Die<lb/> Beſitzer des Grund und Bodens waren als Herren<lb/> der Nahrungsmittel zu unumſchränkter Macht gelangt<lb/> und wollten die Verbilligung der Volksernährung durch<lb/> die neuen gewaltigen Fortſchritte der Wiſſenſchaft und<lb/> induſtriellen Technik nicht dulden. Dieſer Kampf füllte<lb/> faſt drei Jahrtauſende in wechſelnden Formen aus und<lb/> endete erſt mit der Vernichtung der Macht der Acker-<lb/> bauer und der Begründung der vereinigten Mars-<lb/> ſtaaten. Während dieſer Zeit hatte die Kunſt keinerlei<lb/> Förderung empfangen. Sie war erſt wieder aufgeblüht,<lb/> als ſtatt der nüchternen Getreidefelder die anmutigen<lb/> Wälder entſtanden waren und der Erwerb von Grund<lb/> und Boden für den Einzelnen auf ein mäßiges Maxi-<lb/> mum beſchränkt war.</p><lb/> <p>Jsma ging ratlos an der Reihe der Ueberſchriften<lb/> entlang, die ihr Ell zu entziffern behilflich war. Sie<lb/> ſchüttelte mutlos den Kopf.</p><lb/> <p>„Das iſt mir zu viel und macht mich nur verwirrt.<lb/> Suchen wir zunächſt etwas ganz Einfaches, das<lb/> ich verſtehen kann. Was iſt denn hier hinter der<lb/> Malerei für eine Kunſt?‟</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [38/0046]
Neunundzwanzigſtes Kapitel.
18 000 Jahre zurückliegende Zeit, in welcher ein all-
gemeiner Niedergang der Marskultur ſtattgefunden
hatte. Sie war nämlich ausgefüllt durch furchtbare
Kämpfe zwiſchen der ackerbautreibenden und der in-
duſtriellen Bevölkerung. Durch die Darſtellung der
Lebensmittel aus den Mineralien ohne Vermittlung
der Pflanzen glaubte ſich die agrariſche Bevölkerung
in ihrer Exiſtenz bedroht, obwohl ſie längſt nicht mehr
den Bedarf an Lebensmitteln hatte decken können. Die
Beſitzer des Grund und Bodens waren als Herren
der Nahrungsmittel zu unumſchränkter Macht gelangt
und wollten die Verbilligung der Volksernährung durch
die neuen gewaltigen Fortſchritte der Wiſſenſchaft und
induſtriellen Technik nicht dulden. Dieſer Kampf füllte
faſt drei Jahrtauſende in wechſelnden Formen aus und
endete erſt mit der Vernichtung der Macht der Acker-
bauer und der Begründung der vereinigten Mars-
ſtaaten. Während dieſer Zeit hatte die Kunſt keinerlei
Förderung empfangen. Sie war erſt wieder aufgeblüht,
als ſtatt der nüchternen Getreidefelder die anmutigen
Wälder entſtanden waren und der Erwerb von Grund
und Boden für den Einzelnen auf ein mäßiges Maxi-
mum beſchränkt war.
Jsma ging ratlos an der Reihe der Ueberſchriften
entlang, die ihr Ell zu entziffern behilflich war. Sie
ſchüttelte mutlos den Kopf.
„Das iſt mir zu viel und macht mich nur verwirrt.
Suchen wir zunächſt etwas ganz Einfaches, das
ich verſtehen kann. Was iſt denn hier hinter der
Malerei für eine Kunſt?‟
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