Saltner und Palaoro verschwanden. Die Lucken schlossen sich.
La zog Saltner in den Salon. "Du sollst Deine La sehen", sagte sie, sich an ihn schmiegend, "die fliegende und die wandelnde, denn beide haben ihren Herren gefunden."
Er blickte um sich, und von dem zarten Schmuck der Wände, von dem Reichtum der Ausstattung schweiften seine Blicke nach der wonnigen Gestalt, die ihn um- schlungen hielt.
"Es ist ein Märchen", sagte er. "Eine Fee hat mich in ihr Zauberschloß geführt, und ich wundre mich über nichts mehr. Und ich würde es nicht glauben, wenn ich nicht diese Lippen -- --"
"Glaubst Du es nun?" fragte La, sich endlich aus seiner Umarmung lösend.
"Was Du willst. Aber ich habe Dich so unend- lich viel zu fragen. Wie konntest Du mich finden? Wie kamst Du auf diese Stelle? Wie kamst Du überhaupt zu diesem Schiffe? Und zu diesem Menschen? Und doch habe ich noch keine Ruhe. Die Mutter wird sich ängstigen, sie ist noch nie in einem Luft- schiffe aufgestiegen. Jch glaube, wir müssen zu ihr gehen."
"Sei ganz ruhig. Jch verließ sie, die Hände auf dem Schoße gefaltet, mit geschlossenen Augen im Lehn- stuhl liegend. Jch schob den Fenstervorhang vor und schickte die Magd zu ihr. Sie wird jetzt schlafen und merkt nichts von der Fahrt. Doch ich will schnell sehen."
Selbſthilfe.
Saltner und Palaoro verſchwanden. Die Lucken ſchloſſen ſich.
La zog Saltner in den Salon. „Du ſollſt Deine La ſehen‟, ſagte ſie, ſich an ihn ſchmiegend, „die fliegende und die wandelnde, denn beide haben ihren Herren gefunden.‟
Er blickte um ſich, und von dem zarten Schmuck der Wände, von dem Reichtum der Ausſtattung ſchweiften ſeine Blicke nach der wonnigen Geſtalt, die ihn um- ſchlungen hielt.
„Es iſt ein Märchen‟, ſagte er. „Eine Fee hat mich in ihr Zauberſchloß geführt, und ich wundre mich über nichts mehr. Und ich würde es nicht glauben, wenn ich nicht dieſe Lippen — —‟
„Glaubſt Du es nun?‟ fragte La, ſich endlich aus ſeiner Umarmung löſend.
„Was Du willſt. Aber ich habe Dich ſo unend- lich viel zu fragen. Wie konnteſt Du mich finden? Wie kamſt Du auf dieſe Stelle? Wie kamſt Du überhaupt zu dieſem Schiffe? Und zu dieſem Menſchen? Und doch habe ich noch keine Ruhe. Die Mutter wird ſich ängſtigen, ſie iſt noch nie in einem Luft- ſchiffe aufgeſtiegen. Jch glaube, wir müſſen zu ihr gehen.‟
„Sei ganz ruhig. Jch verließ ſie, die Hände auf dem Schoße gefaltet, mit geſchloſſenen Augen im Lehn- ſtuhl liegend. Jch ſchob den Fenſtervorhang vor und ſchickte die Magd zu ihr. Sie wird jetzt ſchlafen und merkt nichts von der Fahrt. Doch ich will ſchnell ſehen.‟
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Selbſthilfe.
Saltner und Palaoro verſchwanden. Die Lucken
ſchloſſen ſich.
La zog Saltner in den Salon. „Du ſollſt Deine
La ſehen‟, ſagte ſie, ſich an ihn ſchmiegend, „die
fliegende und die wandelnde, denn beide haben ihren
Herren gefunden.‟
Er blickte um ſich, und von dem zarten Schmuck
der Wände, von dem Reichtum der Ausſtattung ſchweiften
ſeine Blicke nach der wonnigen Geſtalt, die ihn um-
ſchlungen hielt.
„Es iſt ein Märchen‟, ſagte er. „Eine Fee hat
mich in ihr Zauberſchloß geführt, und ich wundre mich
über nichts mehr. Und ich würde es nicht glauben,
wenn ich nicht dieſe Lippen — —‟
„Glaubſt Du es nun?‟ fragte La, ſich endlich aus
ſeiner Umarmung löſend.
„Was Du willſt. Aber ich habe Dich ſo unend-
lich viel zu fragen. Wie konnteſt Du mich finden?
Wie kamſt Du auf dieſe Stelle? Wie kamſt Du
überhaupt zu dieſem Schiffe? Und zu dieſem Menſchen?
Und doch habe ich noch keine Ruhe. Die Mutter
wird ſich ängſtigen, ſie iſt noch nie in einem Luft-
ſchiffe aufgeſtiegen. Jch glaube, wir müſſen zu ihr
gehen.‟
„Sei ganz ruhig. Jch verließ ſie, die Hände auf
dem Schoße gefaltet, mit geſchloſſenen Augen im Lehn-
ſtuhl liegend. Jch ſchob den Fenſtervorhang vor und
ſchickte die Magd zu ihr. Sie wird jetzt ſchlafen
und merkt nichts von der Fahrt. Doch ich will ſchnell
ſehen.‟
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/461>, abgerufen am 22.11.2024.
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