Geschwindigkeit fliegend, ist in einer unübersehbaren Wolkendecke verschwunden und konnte nicht mehr auf- gefunden werden."
Der Beamte stand starr.
"Jhrer Rückkehr nach Wien steht nun vorläufig nichts entgegen", sagte Ell. "Das Weitere werde ich veranlassen. Leben Sie wohl."
Sobald Ell allein war, ließ er sich auf seinen Stuhl sinken und stützte die Hände in den Kopf.
Das hatte La gethan! Er konnte es nicht be- greifen. Um Saltners willen! Er sah sie vor sich, wie sie damals, als er auf dem Nu mit ihm stritt, Saltners mannhaftes Eintreten für das Vaterland mit einem Kusse belohnte, und eine Regung von Neid stieg in ihm auf, die er gewaltsam zurückdrängte. Mochte sie! Der Vorgang hatte für ihn eine ganz andere Bedeutung. Das war offne Auflehnung gegen die Herrschaft der Nume auf der Erde. Was Saltner ge- than hatte, freilich, das sah ihm ganz ähnlich, das mochte er selbst verantworten, ja er konnte es ihm nicht einmal verdenken. Und er hätte es ihm herzlich gegönnt, daß ihm die Flucht glücke. Gegen ihn ein- schreiten zu müssen, war ihm ein peinlicher Gedanke. Ja, wenn es Saltner aus eigner Kraft gelungen wäre, sich der Verfolgung zu entziehen! Aber daß es durch Las Hilfe geschehen mußte! Daß sie sich dazu hergab, den Schuldigen der Macht des Gesetzes zu entreißen! Wie konnte sie das vor sich selbst verantworten? Mag sein, daß sie sich keines ungesetzlichen Mittels bedient hatte, mag sein, daß sie glaubte, in gutem Rechte bei
Das Spiel verloren.
Geſchwindigkeit fliegend, iſt in einer unüberſehbaren Wolkendecke verſchwunden und konnte nicht mehr auf- gefunden werden.‟
Der Beamte ſtand ſtarr.
„Jhrer Rückkehr nach Wien ſteht nun vorläufig nichts entgegen‟, ſagte Ell. „Das Weitere werde ich veranlaſſen. Leben Sie wohl.‟
Sobald Ell allein war, ließ er ſich auf ſeinen Stuhl ſinken und ſtützte die Hände in den Kopf.
Das hatte La gethan! Er konnte es nicht be- greifen. Um Saltners willen! Er ſah ſie vor ſich, wie ſie damals, als er auf dem Nu mit ihm ſtritt, Saltners mannhaftes Eintreten für das Vaterland mit einem Kuſſe belohnte, und eine Regung von Neid ſtieg in ihm auf, die er gewaltſam zurückdrängte. Mochte ſie! Der Vorgang hatte für ihn eine ganz andere Bedeutung. Das war offne Auflehnung gegen die Herrſchaft der Nume auf der Erde. Was Saltner ge- than hatte, freilich, das ſah ihm ganz ähnlich, das mochte er ſelbſt verantworten, ja er konnte es ihm nicht einmal verdenken. Und er hätte es ihm herzlich gegönnt, daß ihm die Flucht glücke. Gegen ihn ein- ſchreiten zu müſſen, war ihm ein peinlicher Gedanke. Ja, wenn es Saltner aus eigner Kraft gelungen wäre, ſich der Verfolgung zu entziehen! Aber daß es durch Las Hilfe geſchehen mußte! Daß ſie ſich dazu hergab, den Schuldigen der Macht des Geſetzes zu entreißen! Wie konnte ſie das vor ſich ſelbſt verantworten? Mag ſein, daß ſie ſich keines ungeſetzlichen Mittels bedient hatte, mag ſein, daß ſie glaubte, in gutem Rechte bei
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0485"n="477"/><fwplace="top"type="header">Das Spiel verloren.</fw><lb/>
Geſchwindigkeit fliegend, iſt in einer unüberſehbaren<lb/>
Wolkendecke verſchwunden und konnte nicht mehr auf-<lb/>
gefunden werden.‟</p><lb/><p>Der Beamte ſtand ſtarr.</p><lb/><p>„Jhrer Rückkehr nach Wien ſteht nun vorläufig<lb/>
nichts entgegen‟, ſagte Ell. „Das Weitere werde ich<lb/>
veranlaſſen. Leben Sie wohl.‟</p><lb/><p>Sobald Ell allein war, ließ er ſich auf ſeinen Stuhl<lb/>ſinken und ſtützte die Hände in den Kopf.</p><lb/><p>Das hatte La gethan! Er konnte es nicht be-<lb/>
greifen. Um Saltners willen! Er ſah ſie vor ſich,<lb/>
wie ſie damals, als er auf dem Nu mit ihm ſtritt,<lb/>
Saltners mannhaftes Eintreten für das Vaterland mit<lb/>
einem Kuſſe belohnte, und eine Regung von Neid ſtieg<lb/>
in ihm auf, die er gewaltſam zurückdrängte. Mochte<lb/>ſie! Der Vorgang hatte für ihn eine ganz andere<lb/>
Bedeutung. Das war offne Auflehnung gegen die<lb/>
Herrſchaft der Nume auf der Erde. Was Saltner ge-<lb/>
than hatte, freilich, das ſah ihm ganz ähnlich, das<lb/>
mochte er ſelbſt verantworten, ja er konnte es ihm<lb/>
nicht einmal verdenken. Und er hätte es ihm herzlich<lb/>
gegönnt, daß ihm die Flucht glücke. Gegen ihn ein-<lb/>ſchreiten zu müſſen, war ihm ein peinlicher Gedanke.<lb/>
Ja, wenn es Saltner aus eigner Kraft gelungen wäre,<lb/>ſich der Verfolgung zu entziehen! Aber daß es durch<lb/>
Las Hilfe geſchehen mußte! Daß ſie ſich dazu hergab,<lb/>
den Schuldigen der Macht des Geſetzes zu entreißen!<lb/>
Wie konnte ſie das vor ſich ſelbſt verantworten? Mag<lb/>ſein, daß ſie ſich keines ungeſetzlichen Mittels bedient<lb/>
hatte, mag ſein, daß ſie glaubte, in gutem Rechte bei<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[477/0485]
Das Spiel verloren.
Geſchwindigkeit fliegend, iſt in einer unüberſehbaren
Wolkendecke verſchwunden und konnte nicht mehr auf-
gefunden werden.‟
Der Beamte ſtand ſtarr.
„Jhrer Rückkehr nach Wien ſteht nun vorläufig
nichts entgegen‟, ſagte Ell. „Das Weitere werde ich
veranlaſſen. Leben Sie wohl.‟
Sobald Ell allein war, ließ er ſich auf ſeinen Stuhl
ſinken und ſtützte die Hände in den Kopf.
Das hatte La gethan! Er konnte es nicht be-
greifen. Um Saltners willen! Er ſah ſie vor ſich,
wie ſie damals, als er auf dem Nu mit ihm ſtritt,
Saltners mannhaftes Eintreten für das Vaterland mit
einem Kuſſe belohnte, und eine Regung von Neid ſtieg
in ihm auf, die er gewaltſam zurückdrängte. Mochte
ſie! Der Vorgang hatte für ihn eine ganz andere
Bedeutung. Das war offne Auflehnung gegen die
Herrſchaft der Nume auf der Erde. Was Saltner ge-
than hatte, freilich, das ſah ihm ganz ähnlich, das
mochte er ſelbſt verantworten, ja er konnte es ihm
nicht einmal verdenken. Und er hätte es ihm herzlich
gegönnt, daß ihm die Flucht glücke. Gegen ihn ein-
ſchreiten zu müſſen, war ihm ein peinlicher Gedanke.
Ja, wenn es Saltner aus eigner Kraft gelungen wäre,
ſich der Verfolgung zu entziehen! Aber daß es durch
Las Hilfe geſchehen mußte! Daß ſie ſich dazu hergab,
den Schuldigen der Macht des Geſetzes zu entreißen!
Wie konnte ſie das vor ſich ſelbſt verantworten? Mag
ſein, daß ſie ſich keines ungeſetzlichen Mittels bedient
hatte, mag ſein, daß ſie glaubte, in gutem Rechte bei
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/485>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.