Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Befreiung der Erde.
mit Strahlungsfeldern zu bedecken -- da legte auch
Jll mit schwerem Herzen sein Amt nieder. Die Erde
war nun der Gewalt einer den Menschen feindlich ge-
sinnten Partei ausgeliefert.

Rußland machte einen Versuch zum Widerstande.
Aber der Geist, der jetzt auf dem Mars herrschte, war
weniger "human" als in den ersten Kriegen mit den
europäischen Staaten. Die Martier scheuten sich nicht,
den Hafen von Kronstadt und das blühende Moskau
ohne Rücksicht auf Menschenleben zu zerstören. Der
Zar gab nach, da er sah, daß alles auf dem Spiele
stand und seine Herrschaft zu zerfallen drohte. Es
gab keine Mittel für Rußland, der vernichtenden Ge-
walt der Luftschiffe zu widerstehen. Der russische
Kaiser wurde Vasall der Marsstaaten. Das war im
Sommer des dritten Jahres nach der Entdeckung des
Nordpols.

Schwer lag die Fremdherrschaft über Europa und
den von ihm abhängigen Ländern. Die Geldsummen,
welche in Gestalt von Energie nach dem Mars flossen,
waren ungeheuer. Jedoch nicht diese Leistungen waren
es, die als drückend empfunden wurden. Zwar er-
hoben die Staaten, um die auferlegten Tribute zu
bezahlen, Steuern in einer Höhe, die man vorher für
unmöglich gehalten hätte. Aber dies war nur die
Form, in welcher ein Strom des Reichtums nach dem
Mars hin mündete, dessen schier unerschöpfliche Quelle
in der Sonne lag und nun zum ersten Male von
den Menschen bemerkt und benutzt wurde. Es fehlte
nicht an Geld, vielmehr, der Nationalreichtum stieg

Die Befreiung der Erde.
mit Strahlungsfeldern zu bedecken — da legte auch
Jll mit ſchwerem Herzen ſein Amt nieder. Die Erde
war nun der Gewalt einer den Menſchen feindlich ge-
ſinnten Partei ausgeliefert.

Rußland machte einen Verſuch zum Widerſtande.
Aber der Geiſt, der jetzt auf dem Mars herrſchte, war
weniger „human‟ als in den erſten Kriegen mit den
europäiſchen Staaten. Die Martier ſcheuten ſich nicht,
den Hafen von Kronſtadt und das blühende Moskau
ohne Rückſicht auf Menſchenleben zu zerſtören. Der
Zar gab nach, da er ſah, daß alles auf dem Spiele
ſtand und ſeine Herrſchaft zu zerfallen drohte. Es
gab keine Mittel für Rußland, der vernichtenden Ge-
walt der Luftſchiffe zu widerſtehen. Der ruſſiſche
Kaiſer wurde Vaſall der Marsſtaaten. Das war im
Sommer des dritten Jahres nach der Entdeckung des
Nordpols.

Schwer lag die Fremdherrſchaft über Europa und
den von ihm abhängigen Ländern. Die Geldſummen,
welche in Geſtalt von Energie nach dem Mars floſſen,
waren ungeheuer. Jedoch nicht dieſe Leiſtungen waren
es, die als drückend empfunden wurden. Zwar er-
hoben die Staaten, um die auferlegten Tribute zu
bezahlen, Steuern in einer Höhe, die man vorher für
unmöglich gehalten hätte. Aber dies war nur die
Form, in welcher ein Strom des Reichtums nach dem
Mars hin mündete, deſſen ſchier unerſchöpfliche Quelle
in der Sonne lag und nun zum erſten Male von
den Menſchen bemerkt und benutzt wurde. Es fehlte
nicht an Geld, vielmehr, der Nationalreichtum ſtieg

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0515" n="507"/><fw place="top" type="header">Die Befreiung der Erde.</fw><lb/>
mit Strahlungsfeldern zu bedecken &#x2014; da legte auch<lb/>
Jll mit &#x017F;chwerem Herzen &#x017F;ein Amt nieder. Die Erde<lb/>
war nun der Gewalt einer den Men&#x017F;chen feindlich ge-<lb/>
&#x017F;innten Partei ausgeliefert.</p><lb/>
          <p>Rußland machte einen Ver&#x017F;uch zum Wider&#x017F;tande.<lb/>
Aber der Gei&#x017F;t, der jetzt auf dem Mars herr&#x017F;chte, war<lb/>
weniger &#x201E;human&#x201F; als in den er&#x017F;ten Kriegen mit den<lb/>
europäi&#x017F;chen Staaten. Die Martier &#x017F;cheuten &#x017F;ich nicht,<lb/>
den Hafen von Kron&#x017F;tadt und das blühende Moskau<lb/>
ohne Rück&#x017F;icht auf Men&#x017F;chenleben zu zer&#x017F;tören. Der<lb/>
Zar gab nach, da er &#x017F;ah, daß alles auf dem Spiele<lb/>
&#x017F;tand und &#x017F;eine Herr&#x017F;chaft zu zerfallen drohte. Es<lb/>
gab keine Mittel für Rußland, der vernichtenden Ge-<lb/>
walt der Luft&#x017F;chiffe zu wider&#x017F;tehen. Der ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;che<lb/>
Kai&#x017F;er wurde Va&#x017F;all der Mars&#x017F;taaten. Das war im<lb/>
Sommer des dritten Jahres nach der Entdeckung des<lb/>
Nordpols.</p><lb/>
          <p>Schwer lag die Fremdherr&#x017F;chaft über Europa und<lb/>
den von ihm abhängigen Ländern. Die Geld&#x017F;ummen,<lb/>
welche in Ge&#x017F;talt von Energie nach dem Mars flo&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
waren ungeheuer. Jedoch nicht die&#x017F;e Lei&#x017F;tungen waren<lb/>
es, die als drückend empfunden wurden. Zwar er-<lb/>
hoben die Staaten, um die auferlegten Tribute zu<lb/>
bezahlen, Steuern in einer Höhe, die man vorher für<lb/>
unmöglich gehalten hätte. Aber dies war nur die<lb/>
Form, in welcher ein Strom des Reichtums nach dem<lb/>
Mars hin mündete, de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chier uner&#x017F;chöpfliche Quelle<lb/>
in der Sonne lag und nun zum er&#x017F;ten Male von<lb/>
den Men&#x017F;chen bemerkt und benutzt wurde. Es fehlte<lb/>
nicht an Geld, vielmehr, der Nationalreichtum &#x017F;tieg<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[507/0515] Die Befreiung der Erde. mit Strahlungsfeldern zu bedecken — da legte auch Jll mit ſchwerem Herzen ſein Amt nieder. Die Erde war nun der Gewalt einer den Menſchen feindlich ge- ſinnten Partei ausgeliefert. Rußland machte einen Verſuch zum Widerſtande. Aber der Geiſt, der jetzt auf dem Mars herrſchte, war weniger „human‟ als in den erſten Kriegen mit den europäiſchen Staaten. Die Martier ſcheuten ſich nicht, den Hafen von Kronſtadt und das blühende Moskau ohne Rückſicht auf Menſchenleben zu zerſtören. Der Zar gab nach, da er ſah, daß alles auf dem Spiele ſtand und ſeine Herrſchaft zu zerfallen drohte. Es gab keine Mittel für Rußland, der vernichtenden Ge- walt der Luftſchiffe zu widerſtehen. Der ruſſiſche Kaiſer wurde Vaſall der Marsſtaaten. Das war im Sommer des dritten Jahres nach der Entdeckung des Nordpols. Schwer lag die Fremdherrſchaft über Europa und den von ihm abhängigen Ländern. Die Geldſummen, welche in Geſtalt von Energie nach dem Mars floſſen, waren ungeheuer. Jedoch nicht dieſe Leiſtungen waren es, die als drückend empfunden wurden. Zwar er- hoben die Staaten, um die auferlegten Tribute zu bezahlen, Steuern in einer Höhe, die man vorher für unmöglich gehalten hätte. Aber dies war nur die Form, in welcher ein Strom des Reichtums nach dem Mars hin mündete, deſſen ſchier unerſchöpfliche Quelle in der Sonne lag und nun zum erſten Male von den Menſchen bemerkt und benutzt wurde. Es fehlte nicht an Geld, vielmehr, der Nationalreichtum ſtieg

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/515
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/515>, abgerufen am 15.06.2024.