Geltung des Volkswillens noch immer nicht überwun- den hatten, machte sich nun doch die Einsicht geltend, daß allein in der Einigkeit des ganzen Volkes die Kraft zur Erhebung zu finden sei. Längst erstrebte For- derungen einer volkstümlichen Politik wurden von den Fürsten zugestanden. Man lernte, jeden eignen Vor- teil dem Wohle des Ganzen unterzuordnen. Und während ein ohnmächtiger Zorn gegen den Mars in den Gemütern kochte, erhoben sich die Herzen in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft, und ein macht- voller, idealer Zug erfüllte die Geister: Friede sei auf Erden, damit die Erde den Menschen gehöre!
Der Menschenbund war der Träger dieser Jdeen, aber man zweifelte nun, sie auf friedlichem Wege durchführen zu können. Rettung, so schien es, war nicht mehr zu hoffen vom guten Willen der Martier; man mußte sie zu erobern suchen durch eine allge- meine gewaltsame Erhebung gegen die Bedrücker -- "zum letzten Mittel, wenn kein andres mehr verfangen will, ist uns das Schwert gegeben" -- -- Der Menschenbund wurde eine stille Verschwörung zur Abschüttelung der Fremdherrschaft. Aber wo war ein Schwert, das nicht vom Luftmagneten emporgerissen, vom Nihilit nicht zerstört wurde, das hinaufreichte zu den schwerelosen, pfeilgeschwinden, verderbenbringenden Hütern der martischen Herrschaft?
Die herrschende Gährung konnte den Martiern nicht verborgen bleiben. Die Partei der Menschenfreunde auf dem Mars machte sich die Thatsache zunutze, daß die Unzufriedenheit auf der Erde nicht zu leugnen war.
Neunundfünfzigſtes Kapitel.
Geltung des Volkswillens noch immer nicht überwun- den hatten, machte ſich nun doch die Einſicht geltend, daß allein in der Einigkeit des ganzen Volkes die Kraft zur Erhebung zu finden ſei. Längſt erſtrebte For- derungen einer volkstümlichen Politik wurden von den Fürſten zugeſtanden. Man lernte, jeden eignen Vor- teil dem Wohle des Ganzen unterzuordnen. Und während ein ohnmächtiger Zorn gegen den Mars in den Gemütern kochte, erhoben ſich die Herzen in der Hoffnung auf eine beſſere Zukunft, und ein macht- voller, idealer Zug erfüllte die Geiſter: Friede ſei auf Erden, damit die Erde den Menſchen gehöre!
Der Menſchenbund war der Träger dieſer Jdeen, aber man zweifelte nun, ſie auf friedlichem Wege durchführen zu können. Rettung, ſo ſchien es, war nicht mehr zu hoffen vom guten Willen der Martier; man mußte ſie zu erobern ſuchen durch eine allge- meine gewaltſame Erhebung gegen die Bedrücker — „zum letzten Mittel, wenn kein andres mehr verfangen will, iſt uns das Schwert gegeben‟ — — Der Menſchenbund wurde eine ſtille Verſchwörung zur Abſchüttelung der Fremdherrſchaft. Aber wo war ein Schwert, das nicht vom Luftmagneten emporgeriſſen, vom Nihilit nicht zerſtört wurde, das hinaufreichte zu den ſchwereloſen, pfeilgeſchwinden, verderbenbringenden Hütern der martiſchen Herrſchaft?
Die herrſchende Gährung konnte den Martiern nicht verborgen bleiben. Die Partei der Menſchenfreunde auf dem Mars machte ſich die Thatſache zunutze, daß die Unzufriedenheit auf der Erde nicht zu leugnen war.
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Neunundfünfzigſtes Kapitel.
Geltung des Volkswillens noch immer nicht überwun-
den hatten, machte ſich nun doch die Einſicht geltend,
daß allein in der Einigkeit des ganzen Volkes die Kraft
zur Erhebung zu finden ſei. Längſt erſtrebte For-
derungen einer volkstümlichen Politik wurden von den
Fürſten zugeſtanden. Man lernte, jeden eignen Vor-
teil dem Wohle des Ganzen unterzuordnen. Und
während ein ohnmächtiger Zorn gegen den Mars in
den Gemütern kochte, erhoben ſich die Herzen in der
Hoffnung auf eine beſſere Zukunft, und ein macht-
voller, idealer Zug erfüllte die Geiſter: Friede ſei auf
Erden, damit die Erde den Menſchen gehöre!
Der Menſchenbund war der Träger dieſer Jdeen,
aber man zweifelte nun, ſie auf friedlichem Wege
durchführen zu können. Rettung, ſo ſchien es, war
nicht mehr zu hoffen vom guten Willen der Martier;
man mußte ſie zu erobern ſuchen durch eine allge-
meine gewaltſame Erhebung gegen die Bedrücker —
„zum letzten Mittel, wenn kein andres mehr verfangen
will, iſt uns das Schwert gegeben‟ — — Der
Menſchenbund wurde eine ſtille Verſchwörung zur
Abſchüttelung der Fremdherrſchaft. Aber wo war ein
Schwert, das nicht vom Luftmagneten emporgeriſſen,
vom Nihilit nicht zerſtört wurde, das hinaufreichte zu
den ſchwereloſen, pfeilgeſchwinden, verderbenbringenden
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Die herrſchende Gährung konnte den Martiern nicht
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/518>, abgerufen am 22.11.2024.
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