Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.Neunundzwanzigstes Kapitel. Zeit mit den damals ausgesandten Lichtwellen zusammen.Nun haben die Gelehrten der Martier ein Verfahren entdeckt, wodurch man bewirken kann, daß die den Lichtwellen nachgeschickten Gravitationswellen jene selbst in Gravitationswellen von entgegengesetzter Richtung verwandeln und somit zu uns zurückwerfen; sie laufen also in der nächsten halben Minute in der Form von Gravitationswellen den Weg zurück, den sie als Licht im Laufe eines Jahres durcheilt haben. Hier werden sie im Retrospektiv -- und das ist die Groß- artigkeit dieser Erfindung -- in Licht zurückver- wandelt und durch ein Relais verstärkt, sodaß man auf dem Projektionsapparat genau das Ereignis sich abspielen sieht, wie es sich vor einem Jahre vollzogen hat. Man kann den Versuch natürlich auf jeden be- liebigen Zeitraum ausdehnen, aber die Bilder werden immer schwächer, je größer die vergangene Zeit ist, weil das Licht inzwischen im Weltraum zu viel Störungen erfahren hat. Es erfordert nun eine sorg- fältige Berechnung, wann und wo ein Ereignis statt- gefunden hat, das man zu sehen wünscht. Man kann daher das Retrospektiv -- wenigstens vorläufig -- nicht nach Belieben und schnell wie ein Fernrohr ein- stellen, sondern es gehört dazu ein umfangreicher Apparat, ein ganzes Laboratorium." "Wir können also nicht zu sehen bekommen, was "Nein, wir müssen uns mit dem begnügen, worauf Neunundzwanzigſtes Kapitel. Zeit mit den damals ausgeſandten Lichtwellen zuſammen.Nun haben die Gelehrten der Martier ein Verfahren entdeckt, wodurch man bewirken kann, daß die den Lichtwellen nachgeſchickten Gravitationswellen jene ſelbſt in Gravitationswellen von entgegengeſetzter Richtung verwandeln und ſomit zu uns zurückwerfen; ſie laufen alſo in der nächſten halben Minute in der Form von Gravitationswellen den Weg zurück, den ſie als Licht im Laufe eines Jahres durcheilt haben. Hier werden ſie im Retroſpektiv — und das iſt die Groß- artigkeit dieſer Erfindung — in Licht zurückver- wandelt und durch ein Relais verſtärkt, ſodaß man auf dem Projektionsapparat genau das Ereignis ſich abſpielen ſieht, wie es ſich vor einem Jahre vollzogen hat. Man kann den Verſuch natürlich auf jeden be- liebigen Zeitraum ausdehnen, aber die Bilder werden immer ſchwächer, je größer die vergangene Zeit iſt, weil das Licht inzwiſchen im Weltraum zu viel Störungen erfahren hat. Es erfordert nun eine ſorg- fältige Berechnung, wann und wo ein Ereignis ſtatt- gefunden hat, das man zu ſehen wünſcht. Man kann daher das Retroſpektiv — wenigſtens vorläufig — nicht nach Belieben und ſchnell wie ein Fernrohr ein- ſtellen, ſondern es gehört dazu ein umfangreicher Apparat, ein ganzes Laboratorium.‟ „Wir können alſo nicht zu ſehen bekommen, was „Nein, wir müſſen uns mit dem begnügen, worauf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0056" n="48"/><fw place="top" type="header">Neunundzwanzigſtes Kapitel.</fw><lb/> Zeit mit den damals ausgeſandten Lichtwellen zuſammen.<lb/> Nun haben die Gelehrten der Martier ein Verfahren<lb/> entdeckt, wodurch man bewirken kann, daß die den<lb/> Lichtwellen nachgeſchickten Gravitationswellen jene ſelbſt<lb/> in Gravitationswellen von entgegengeſetzter Richtung<lb/> verwandeln und ſomit zu uns zurückwerfen; ſie laufen<lb/> alſo in der nächſten halben Minute in der Form<lb/> von Gravitationswellen den Weg zurück, den ſie als<lb/> Licht im Laufe eines Jahres durcheilt haben. Hier<lb/> werden ſie im Retroſpektiv — und das iſt die Groß-<lb/> artigkeit dieſer Erfindung — in Licht zurückver-<lb/> wandelt und durch ein Relais verſtärkt, ſodaß man<lb/> auf dem Projektionsapparat genau das Ereignis ſich<lb/> abſpielen ſieht, wie es ſich vor einem Jahre vollzogen<lb/> hat. Man kann den Verſuch natürlich auf jeden be-<lb/> liebigen Zeitraum ausdehnen, aber die Bilder werden<lb/> immer ſchwächer, je größer die vergangene Zeit iſt,<lb/> weil das Licht inzwiſchen im Weltraum zu viel<lb/> Störungen erfahren hat. Es erfordert nun eine ſorg-<lb/> fältige Berechnung, wann und wo ein Ereignis ſtatt-<lb/> gefunden hat, das man zu ſehen wünſcht. Man kann<lb/> daher das Retroſpektiv — wenigſtens vorläufig —<lb/> nicht nach Belieben und ſchnell wie ein Fernrohr ein-<lb/> ſtellen, ſondern es gehört dazu ein umfangreicher<lb/> Apparat, ein ganzes Laboratorium.‟</p><lb/> <p>„Wir können alſo nicht zu ſehen bekommen, was<lb/> wir wollen?‟</p><lb/> <p>„Nein, wir müſſen uns mit dem begnügen, worauf<lb/> der Apparat gegenwärtig eingeſtellt iſt. Aber wenn<lb/> es für einen beſtimmten Zweck gerade notwendig iſt,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [48/0056]
Neunundzwanzigſtes Kapitel.
Zeit mit den damals ausgeſandten Lichtwellen zuſammen.
Nun haben die Gelehrten der Martier ein Verfahren
entdeckt, wodurch man bewirken kann, daß die den
Lichtwellen nachgeſchickten Gravitationswellen jene ſelbſt
in Gravitationswellen von entgegengeſetzter Richtung
verwandeln und ſomit zu uns zurückwerfen; ſie laufen
alſo in der nächſten halben Minute in der Form
von Gravitationswellen den Weg zurück, den ſie als
Licht im Laufe eines Jahres durcheilt haben. Hier
werden ſie im Retroſpektiv — und das iſt die Groß-
artigkeit dieſer Erfindung — in Licht zurückver-
wandelt und durch ein Relais verſtärkt, ſodaß man
auf dem Projektionsapparat genau das Ereignis ſich
abſpielen ſieht, wie es ſich vor einem Jahre vollzogen
hat. Man kann den Verſuch natürlich auf jeden be-
liebigen Zeitraum ausdehnen, aber die Bilder werden
immer ſchwächer, je größer die vergangene Zeit iſt,
weil das Licht inzwiſchen im Weltraum zu viel
Störungen erfahren hat. Es erfordert nun eine ſorg-
fältige Berechnung, wann und wo ein Ereignis ſtatt-
gefunden hat, das man zu ſehen wünſcht. Man kann
daher das Retroſpektiv — wenigſtens vorläufig —
nicht nach Belieben und ſchnell wie ein Fernrohr ein-
ſtellen, ſondern es gehört dazu ein umfangreicher
Apparat, ein ganzes Laboratorium.‟
„Wir können alſo nicht zu ſehen bekommen, was
wir wollen?‟
„Nein, wir müſſen uns mit dem begnügen, worauf
der Apparat gegenwärtig eingeſtellt iſt. Aber wenn
es für einen beſtimmten Zweck gerade notwendig iſt,
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