Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Auf der Seifenblase. des zähen Wasserhäutchens, welches die Blase bildet.Weißt du, wie dick diese Schicht ist, auf der wir stehen? Nach menschlichem Maße gleich dem fünftausendsten Teile eines Centimeters; fünfhundert solcher Schichten übereinandergelegt würden erst einen Millimeter be- tragen." Unwillkürlich zog ich einen Fuß in die Höhe, als "Um Himmelswillen, Onkel," rief ich, "treibe kein "Ganz gewiß. Aber fürchte nichts. Für deine jetzige "Und wie groß sind wir selbst?" fragte ich zweifelnd. "Unsere Höhe beträgt den sechzigtausendsten Teil eines "Aber warum sehen wir nicht das Haus, den Garten, "Sie sind unter unserm Horizont. Aber auch wenn Auf der Seifenblaſe. des zähen Waſſerhäutchens, welches die Blaſe bildet.Weißt du, wie dick dieſe Schicht iſt, auf der wir ſtehen? Nach menſchlichem Maße gleich dem fünftauſendſten Teile eines Centimeters; fünfhundert ſolcher Schichten übereinandergelegt würden erſt einen Millimeter be- tragen.“ Unwillkürlich zog ich einen Fuß in die Höhe, als „Um Himmelswillen, Onkel,“ rief ich, „treibe kein „Ganz gewiß. Aber fürchte nichts. Für deine jetzige „Und wie groß ſind wir ſelbſt?“ fragte ich zweifelnd. „Unſere Höhe beträgt den ſechzigtauſendſten Teil eines „Aber warum ſehen wir nicht das Haus, den Garten, „Sie ſind unter unſerm Horizont. Aber auch wenn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0016" n="10"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Auf der Seifenblaſe.</hi></fw><lb/> des zähen Waſſerhäutchens, welches die Blaſe bildet.<lb/> Weißt du, wie dick dieſe Schicht iſt, auf der wir ſtehen?<lb/> Nach menſchlichem Maße gleich dem fünftauſendſten<lb/> Teile eines Centimeters; fünfhundert ſolcher Schichten<lb/> übereinandergelegt würden erſt einen Millimeter be-<lb/> tragen.“</p><lb/> <p>Unwillkürlich zog ich einen Fuß in die Höhe, als<lb/> könnte ich mich dadurch leichter machen.</p><lb/> <p>„Um Himmelswillen, Onkel,“ rief ich, „treibe kein<lb/> leichtſinniges Spiel! Sprichſt du die Wahrheit?“</p><lb/> <p>„Ganz gewiß. Aber fürchte nichts. Für deine jetzige<lb/> Größe entſpricht dieſes Häutchen an Feſtigkeit einem<lb/> Stahlpanzer von 200 Meter Dicke. Wir haben uns<lb/> nämlich mit Hilfe des Mikrogens in allen unſeren Ver-<lb/> hältniſſen im Maßſtabe von Eins zu hundert Millionen<lb/> verkleinert. Das macht, daß die Seifenblaſe, welche<lb/> nach menſchlichen Maßen einen Umfang von vierzig<lb/> Centimetern beſitzt, jetzt für uns gerade ſo groß iſt, wie<lb/> der Erdball für den Menſchen.“</p><lb/> <p>„Und wie groß ſind wir ſelbſt?“ fragte ich zweifelnd.</p><lb/> <p>„Unſere Höhe beträgt den ſechzigtauſendſten Teil eines<lb/> Millimeters. Auch mit dem ſchärfſten Mikroſkop würde<lb/> man uns nicht mehr entdecken.“</p><lb/> <p>„Aber warum ſehen wir nicht das Haus, den Garten,<lb/> die Meinigen — die Erde überhaupt?“</p><lb/> <p>„Sie ſind unter unſerm Horizont. Aber auch wenn<lb/> die Erde für uns aufgehen wird, ſo wirſt du doch nichts<lb/> von ihr erkennen, als einen matten Schein, denn alle<lb/> optiſchen Verhältniſſe ſind infolge unſerer Kleinheit ſo<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [10/0016]
Auf der Seifenblaſe.
des zähen Waſſerhäutchens, welches die Blaſe bildet.
Weißt du, wie dick dieſe Schicht iſt, auf der wir ſtehen?
Nach menſchlichem Maße gleich dem fünftauſendſten
Teile eines Centimeters; fünfhundert ſolcher Schichten
übereinandergelegt würden erſt einen Millimeter be-
tragen.“
Unwillkürlich zog ich einen Fuß in die Höhe, als
könnte ich mich dadurch leichter machen.
„Um Himmelswillen, Onkel,“ rief ich, „treibe kein
leichtſinniges Spiel! Sprichſt du die Wahrheit?“
„Ganz gewiß. Aber fürchte nichts. Für deine jetzige
Größe entſpricht dieſes Häutchen an Feſtigkeit einem
Stahlpanzer von 200 Meter Dicke. Wir haben uns
nämlich mit Hilfe des Mikrogens in allen unſeren Ver-
hältniſſen im Maßſtabe von Eins zu hundert Millionen
verkleinert. Das macht, daß die Seifenblaſe, welche
nach menſchlichen Maßen einen Umfang von vierzig
Centimetern beſitzt, jetzt für uns gerade ſo groß iſt, wie
der Erdball für den Menſchen.“
„Und wie groß ſind wir ſelbſt?“ fragte ich zweifelnd.
„Unſere Höhe beträgt den ſechzigtauſendſten Teil eines
Millimeters. Auch mit dem ſchärfſten Mikroſkop würde
man uns nicht mehr entdecken.“
„Aber warum ſehen wir nicht das Haus, den Garten,
die Meinigen — die Erde überhaupt?“
„Sie ſind unter unſerm Horizont. Aber auch wenn
die Erde für uns aufgehen wird, ſo wirſt du doch nichts
von ihr erkennen, als einen matten Schein, denn alle
optiſchen Verhältniſſe ſind infolge unſerer Kleinheit ſo
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