Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Mirax. "Nein," entgegnete der Philosoph kurz, "das kann "Aber giebt es denn wirklich keinen Weg zum "Jch sage Jhnen ja, daß man hier nichts wissen kann. "Aber Herr Mirax hat doch geschrieben --" "Herr Mirax?" rief der Philosoph und lachte laut. Und so fragte sich denn der Erdgeist glücklich bis zu Mirax. „Nein,“ entgegnete der Philoſoph kurz, „das kann „Aber giebt es denn wirklich keinen Weg zum „Jch ſage Jhnen ja, daß man hier nichts wiſſen kann. „Aber Herr Mirax hat doch geſchrieben —“ „Herr Mirax?“ rief der Philoſoph und lachte laut. Und ſo fragte ſich denn der Erdgeiſt glücklich bis zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0205" n="199"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Mirax.</hi> </fw><lb/> <p>„Nein,“ entgegnete der Philoſoph kurz, „das kann<lb/> ich nicht; das wäre unter meiner Würde und würde<lb/> mich als Gelehrten diskreditieren.“</p><lb/> <p>„Aber giebt es denn wirklich keinen Weg zum<lb/> Selbſtbewußtſein zu gelangen?“</p><lb/> <p>„Jch ſage Jhnen ja, daß man hier nichts wiſſen kann.<lb/> Der menſchliche Verſtand reicht nicht über ſeine Grenzen;<lb/> wer Jhnen mehr verſpricht, der phantaſiert. Wenn Sie<lb/> aber kein Selbſtbewußtſein haben, ſo ſeien Sie froh,<lb/> alsdann kann Sie die ganze Frage nichts kümmern.<lb/> Die Rätſel des Daſeins beginnen erſt mit dem Augen-<lb/> blicke, wo Sie ſich als Jch gegenüber der Welt er-<lb/> kennen; bleiben Sie in dem glücklichen Zuſtande, in<lb/> welchem es nichts giebt als das unbeſorgte Spiel Jhres<lb/> eigenen Gemüts!“</p><lb/> <p>„Aber Herr Mirax hat doch geſchrieben —“</p><lb/> <p>„Herr Mirax?“ rief der Philoſoph und lachte laut.<lb/> „Ja, wenn Sie Mirax geleſen haben, der weiß es frei-<lb/> lich; der konſtruiert Jhnen die Welt auf Beſtellung und<lb/> ſieht überall Geiſter; der wird Jhnen auch ſagen können,<lb/> wie Sie zum Selbſtbewußtſein kommen. Aber da müſſen<lb/> Sie ſich ſchon zu ihm ſelbſt bemühen. Jch empfehle<lb/> mich Jhnen.“</p><lb/> <p>Und ſo fragte ſich denn der Erdgeiſt glücklich bis zu<lb/> Heino Mirax hindurch. Da er ihm imponieren wollte,<lb/> ſo erſchien er ihm in ſeiner natürlichen Geſtalt, wie er<lb/> im Erdrindenkaſino zu kegeln pflegte. Aber Mirax war<lb/> an Geiſtererſcheinungen gewöhnt, und ſo erregte Litho-<lb/> ſphäros bei ihm wenig Schrecken. Als der Erdgeiſt ſeinen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [199/0205]
Mirax.
„Nein,“ entgegnete der Philoſoph kurz, „das kann
ich nicht; das wäre unter meiner Würde und würde
mich als Gelehrten diskreditieren.“
„Aber giebt es denn wirklich keinen Weg zum
Selbſtbewußtſein zu gelangen?“
„Jch ſage Jhnen ja, daß man hier nichts wiſſen kann.
Der menſchliche Verſtand reicht nicht über ſeine Grenzen;
wer Jhnen mehr verſpricht, der phantaſiert. Wenn Sie
aber kein Selbſtbewußtſein haben, ſo ſeien Sie froh,
alsdann kann Sie die ganze Frage nichts kümmern.
Die Rätſel des Daſeins beginnen erſt mit dem Augen-
blicke, wo Sie ſich als Jch gegenüber der Welt er-
kennen; bleiben Sie in dem glücklichen Zuſtande, in
welchem es nichts giebt als das unbeſorgte Spiel Jhres
eigenen Gemüts!“
„Aber Herr Mirax hat doch geſchrieben —“
„Herr Mirax?“ rief der Philoſoph und lachte laut.
„Ja, wenn Sie Mirax geleſen haben, der weiß es frei-
lich; der konſtruiert Jhnen die Welt auf Beſtellung und
ſieht überall Geiſter; der wird Jhnen auch ſagen können,
wie Sie zum Selbſtbewußtſein kommen. Aber da müſſen
Sie ſich ſchon zu ihm ſelbſt bemühen. Jch empfehle
mich Jhnen.“
Und ſo fragte ſich denn der Erdgeiſt glücklich bis zu
Heino Mirax hindurch. Da er ihm imponieren wollte,
ſo erſchien er ihm in ſeiner natürlichen Geſtalt, wie er
im Erdrindenkaſino zu kegeln pflegte. Aber Mirax war
an Geiſtererſcheinungen gewöhnt, und ſo erregte Litho-
ſphäros bei ihm wenig Schrecken. Als der Erdgeiſt ſeinen
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