Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Mirax. Namen nannte, flog ein stolzes Lächeln über Mirax'Züge. Sein großer Plan war gelungen, er hatte den Erdgeist beschworen, und jetzt sollte die Erziehung des Elementargeistes zum Vernunftwesen beginnen! Nachdem Mirax dem Erdgeiste nochmals kurz die "Wenn Sie erst begreifen," sagte er, "daß Jhr "Und was kann ich dazu thun?" fragte der Erdgeist "Setzen Sie sich als Subjekt einem Objekt gegen- "Nein," sagte der Erdgeist beschämt. "Nun, so versuchen Sie es," ermunterte ihn Mirax. Mirax. Namen nannte, flog ein ſtolzes Lächeln über Mirax’Züge. Sein großer Plan war gelungen, er hatte den Erdgeiſt beſchworen, und jetzt ſollte die Erziehung des Elementargeiſtes zum Vernunftweſen beginnen! Nachdem Mirax dem Erdgeiſte nochmals kurz die „Wenn Sie erſt begreifen,“ ſagte er, „daß Jhr „Und was kann ich dazu thun?“ fragte der Erdgeiſt „Setzen Sie ſich als Subjekt einem Objekt gegen- „Nein,“ ſagte der Erdgeiſt beſchämt. „Nun, ſo verſuchen Sie es,“ ermunterte ihn Mirax. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0206" n="200"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Mirax.</hi></fw><lb/> Namen nannte, flog ein ſtolzes Lächeln über Mirax’<lb/> Züge. Sein großer Plan war gelungen, er hatte den<lb/> Erdgeiſt beſchworen, und jetzt ſollte die Erziehung des<lb/> Elementargeiſtes zum Vernunftweſen beginnen!</p><lb/> <p>Nachdem Mirax dem Erdgeiſte nochmals kurz die<lb/> Grundzüge des Myſtotranſcendentalismus gepredigt hatte,<lb/> ermahnte er ihn eindringlich, ſich nunmehr um das<lb/> Selbſtbewußtſein zu bemühen, indem er ein Verhältnis<lb/> zu ſich ſelbſt zu gewinnen ſtrebe.</p><lb/> <p>„Wenn Sie erſt begreifen,“ ſagte er, „daß Jhr<lb/> ganzes Leben von Jhnen ſelbſt erlebt wird; wenn Sie<lb/> merken, daß Sie ſelbſt etwas Anderes ſind als das, was<lb/> Jhnen begegnet; wenn Sie ſich als Zuſchauer Jhres<lb/> eigenen Seins fühlen — dann haben Sie Selbſtbewußt-<lb/> ſein. Suchen Sie den Gegenſatz von Jch und Welt<lb/> zu erzwingen.“</p><lb/> <p>„Und was kann ich dazu thun?“ fragte der Erdgeiſt<lb/> etwas enttäuſcht.</p><lb/> <p>„Setzen Sie ſich als <hi rendition="#g">Subjekt</hi> einem <hi rendition="#g">Objekt</hi> gegen-<lb/> über. Haben Sie ſich ſchon einmal <hi rendition="#g">verliebt?</hi>“</p><lb/> <p>„Nein,“ ſagte der Erdgeiſt beſchämt.</p><lb/> <p>„Nun, ſo verſuchen Sie es,“ ermunterte ihn Mirax.<lb/> „Wenn Sie etwas finden, von dem Sie fühlen, daß<lb/> es zu Jhnen gehört, während es Jhnen doch nicht er-<lb/> reichbar iſt, ſo hat die Spaltung des Bewußtſeins be-<lb/> gonnen. Dann werden Sie bald die Erſcheinung der<lb/> Erdoberfläche als Jhr äußeres Gewand erkennen, und<lb/> Sie werden durch den Fortſchritt Jhres Geiſtes im<lb/> Stande ſein, die Natur zu ungeahnter Vervollkommnung<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [200/0206]
Mirax.
Namen nannte, flog ein ſtolzes Lächeln über Mirax’
Züge. Sein großer Plan war gelungen, er hatte den
Erdgeiſt beſchworen, und jetzt ſollte die Erziehung des
Elementargeiſtes zum Vernunftweſen beginnen!
Nachdem Mirax dem Erdgeiſte nochmals kurz die
Grundzüge des Myſtotranſcendentalismus gepredigt hatte,
ermahnte er ihn eindringlich, ſich nunmehr um das
Selbſtbewußtſein zu bemühen, indem er ein Verhältnis
zu ſich ſelbſt zu gewinnen ſtrebe.
„Wenn Sie erſt begreifen,“ ſagte er, „daß Jhr
ganzes Leben von Jhnen ſelbſt erlebt wird; wenn Sie
merken, daß Sie ſelbſt etwas Anderes ſind als das, was
Jhnen begegnet; wenn Sie ſich als Zuſchauer Jhres
eigenen Seins fühlen — dann haben Sie Selbſtbewußt-
ſein. Suchen Sie den Gegenſatz von Jch und Welt
zu erzwingen.“
„Und was kann ich dazu thun?“ fragte der Erdgeiſt
etwas enttäuſcht.
„Setzen Sie ſich als Subjekt einem Objekt gegen-
über. Haben Sie ſich ſchon einmal verliebt?“
„Nein,“ ſagte der Erdgeiſt beſchämt.
„Nun, ſo verſuchen Sie es,“ ermunterte ihn Mirax.
„Wenn Sie etwas finden, von dem Sie fühlen, daß
es zu Jhnen gehört, während es Jhnen doch nicht er-
reichbar iſt, ſo hat die Spaltung des Bewußtſeins be-
gonnen. Dann werden Sie bald die Erſcheinung der
Erdoberfläche als Jhr äußeres Gewand erkennen, und
Sie werden durch den Fortſchritt Jhres Geiſtes im
Stande ſein, die Natur zu ungeahnter Vervollkommnung
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