Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Stäubchen. durch eine dünne Stelle des Gewebes und bettete sichrecht bequem zwischen den kleinen Rosinen. Es dachte sogar nach: was der Mensch auf der Straße sagte, war nicht übel, es schien ein Gedicht, das man auf mich machte; man könnte es in Musik setzen. Doch darauf lege ich keinen Wert. Jch finde es sehr rücksichtsvoll, daß man mich so mit Süßigkeiten umgeben hat. Und das war nur eine oberflächliche Bekanntschaft! Wie werde ich erst wirken, wenn man mich näher kennen lernt." Sollten Sie dem Sandkörnchen nicht unrecht thun?" "Es war eben so -- es war ein Sandkörnchen "Sie müssen's ja wissen." "Leider -- je länger ich dem Sandkörnchen folge, "Und wollte auch keines werden," sagte Lenore Richard warf einen langen Blick auf sie und schwieg. "Jch möchte nur wissen," hub Lenore plötzlich "Gewiß, und auch das Körnchen erfüllt sie nach 3*
Stäubchen. durch eine dünne Stelle des Gewebes und bettete ſichrecht bequem zwiſchen den kleinen Roſinen. Es dachte ſogar nach: was der Menſch auf der Straße ſagte, war nicht übel, es ſchien ein Gedicht, das man auf mich machte; man könnte es in Muſik ſetzen. Doch darauf lege ich keinen Wert. Jch finde es ſehr rückſichtsvoll, daß man mich ſo mit Süßigkeiten umgeben hat. Und das war nur eine oberflächliche Bekanntſchaft! Wie werde ich erſt wirken, wenn man mich näher kennen lernt.“ Sollten Sie dem Sandkörnchen nicht unrecht thun?“ „Es war eben ſo — es war ein Sandkörnchen „Sie müſſen’s ja wiſſen.“ „Leider — je länger ich dem Sandkörnchen folge, „Und wollte auch keines werden,“ ſagte Lenore Richard warf einen langen Blick auf ſie und ſchwieg. „Jch möchte nur wiſſen,“ hub Lenore plötzlich „Gewiß, und auch das Körnchen erfüllt ſie nach 3*
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Stäubchen.
durch eine dünne Stelle des Gewebes und bettete ſich
recht bequem zwiſchen den kleinen Roſinen. Es dachte
ſogar nach: was der Menſch auf der Straße ſagte,
war nicht übel, es ſchien ein Gedicht, das man auf mich
machte; man könnte es in Muſik ſetzen. Doch darauf
lege ich keinen Wert. Jch finde es ſehr rückſichtsvoll,
daß man mich ſo mit Süßigkeiten umgeben hat. Und
das war nur eine oberflächliche Bekanntſchaft! Wie
werde ich erſt wirken, wenn man mich näher kennen
lernt.“
Sollten Sie dem Sandkörnchen nicht unrecht thun?“
unterbrach Lenore die Erzählung. „Warum muß es ſo
prätentiös ſein?“
„Es war eben ſo — es war ein Sandkörnchen
und dachte wie ein Sandkörnchen, und als ſolches war
es ſich ſelbſt die Hauptſache.“
„Sie müſſen’s ja wiſſen.“
„Leider — je länger ich dem Sandkörnchen folge,
um ſo ſicherer weiß ich, daß ich nicht irre — es war
kein Sonnenſtäubchen —“
„Und wollte auch keines werden,“ ſagte Lenore
nachläſſig.
Richard warf einen langen Blick auf ſie und ſchwieg.
„Jch möchte nur wiſſen,“ hub Lenore plötzlich
wieder an, „wozu nach Jhrer Jdee ſo ein Sandkörnchen
eigentlich gut iſt. Jch denke, es hat alles ſeine „ewige
Aufgabe“ — oder wie Sie das Ding nennen.“
„Gewiß, und auch das Körnchen erfüllt ſie nach
ſeiner Art; und wenn es nur wäre —“
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