Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Aladdins Wunderlampe. "Würden Sie sich fürchten?" fragte sie meine Frau. "Aber Du thust wahrhaftig," sagte Alander über die "O bitte," rief ich, "da sind Sie noch sehr in der Aladdins Wunderlampe. „Würden Sie ſich fürchten?“ fragte ſie meine Frau. „Aber Du thuſt wahrhaftig,“ ſagte Alander über die „O bitte,“ rief ich, „da ſind Sie noch ſehr in der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0068" n="62"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Aladdins Wunderlampe.</hi> </fw><lb/> <p>„Würden Sie ſich fürchten?“ fragte ſie meine Frau.</p><lb/> <p>„Aber Du thuſt wahrhaftig,“ ſagte Alander über die<lb/> Jnſchrift gebeugt, „als wenn es je einen Aladdin und<lb/> einen Sklaven der Lampe gegeben hätte. Man muß<lb/> doch den Unſinn nicht übertreiben.“</p><lb/> <p>„O bitte,“ rief ich, „da ſind Sie noch ſehr in der<lb/> Kultur zurück, werter Freund! Es iſt wahr, bis vor<lb/> kurzem hielt man die überlieferten Märchen und Geiſter-<lb/> geſchichten für Produkte der Volksphantaſie und für Er-<lb/> dichtungen, ſo gut wie die Wunderthaten der Heiligen<lb/> als mythiſche Ausſchmückungen frommer Verehrung<lb/> galten, oder die Heilungen im Asklepios-Tempel für<lb/> Schwindel habgieriger Prieſter. Aber ſeitdem wir eine<lb/> „transſcendentale“ Pſychologie haben, eine Geſellſchaft<lb/> für überſinnliche Experimente und eine Wiſſenſchaft der<lb/> Myſtik — ſeitdem Hellſeher, Geiſter-Citationen und<lb/> Doppelgängerei als unwiderlegbare Thatſachen feſtgeſtellt<lb/> ſind, ſeitdem weiß man auch, daß Menſchen wirklich<lb/> mit ihrem transſcendentalen Aſtralleibe durch die Luft<lb/> fahren können, und daß Asklepios einer Frau den Kopf<lb/> wieder angeheilt hat, den man ihr abgeſchnitten hatte,<lb/> um einen Wurm bequemer aus dem Leibe ziehen zu<lb/> können. Alles, was Altertum und Mittelalter von<lb/> Wunderdingen und Hexereien erzählen, iſt fälſchlich für<lb/> Poeſie oder Aberglauben gehalten worden; man weiß<lb/> jetzt, daß es ſich um wiſſenſchaftlich erklärbare That-<lb/> ſachen handelte. Odyſſeus iſt wirklich im Hades ge-<lb/> weſen und Dante von Virgil durch die Hölle geführt<lb/> worden. Der heilige Antonius hat gleichzeitig in<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [62/0068]
Aladdins Wunderlampe.
„Würden Sie ſich fürchten?“ fragte ſie meine Frau.
„Aber Du thuſt wahrhaftig,“ ſagte Alander über die
Jnſchrift gebeugt, „als wenn es je einen Aladdin und
einen Sklaven der Lampe gegeben hätte. Man muß
doch den Unſinn nicht übertreiben.“
„O bitte,“ rief ich, „da ſind Sie noch ſehr in der
Kultur zurück, werter Freund! Es iſt wahr, bis vor
kurzem hielt man die überlieferten Märchen und Geiſter-
geſchichten für Produkte der Volksphantaſie und für Er-
dichtungen, ſo gut wie die Wunderthaten der Heiligen
als mythiſche Ausſchmückungen frommer Verehrung
galten, oder die Heilungen im Asklepios-Tempel für
Schwindel habgieriger Prieſter. Aber ſeitdem wir eine
„transſcendentale“ Pſychologie haben, eine Geſellſchaft
für überſinnliche Experimente und eine Wiſſenſchaft der
Myſtik — ſeitdem Hellſeher, Geiſter-Citationen und
Doppelgängerei als unwiderlegbare Thatſachen feſtgeſtellt
ſind, ſeitdem weiß man auch, daß Menſchen wirklich
mit ihrem transſcendentalen Aſtralleibe durch die Luft
fahren können, und daß Asklepios einer Frau den Kopf
wieder angeheilt hat, den man ihr abgeſchnitten hatte,
um einen Wurm bequemer aus dem Leibe ziehen zu
können. Alles, was Altertum und Mittelalter von
Wunderdingen und Hexereien erzählen, iſt fälſchlich für
Poeſie oder Aberglauben gehalten worden; man weiß
jetzt, daß es ſich um wiſſenſchaftlich erklärbare That-
ſachen handelte. Odyſſeus iſt wirklich im Hades ge-
weſen und Dante von Virgil durch die Hölle geführt
worden. Der heilige Antonius hat gleichzeitig in
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