Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Aladdins Wunderlampe. liebige Vorstellung beibringen und ihn zu jeder Hand-lung bestimmen kann. Es wäre ein Mangel an logischer Konsequenz, wollte man nicht auch dem an die Lampe gebundenen Transcendental-Bewußtsein die Fähigkeit zusprechen, durch Streichen von seinem Leibe befreit zu werden; es ist dann ganz selbstverständlich, daß der Hypnotiseur der Lampe den Geist nach seinem eigenen Willen lenken kann. Jch erkläre also mit voller Be- stimmtheit und aus meiner wissenschaftlichen Überzeu- gung: Aladdins Sklave der Lampe hat existiert und seine erstaunlichen Thaten verrichtet. Wenn seine Strafzeit nicht schon beendet, so ist er noch jetzt an die Lampe gebunden. Und wenn diese Lampe vor uns, wie mir zweifellos scheint, die echte Lampe Aladdins ist, so bin ich bereit, empirisch zu erweisen, daß der Geist auch mir gehorchen muß." "Sehr schön demonstriert!" rief Alander belustigt. "Schade," sagte meine Frau, "es war mir so nett "Das thut mir leid. Dir fehlt das Organ des Wissen Sie," sagte Frau Alander, "wenn ich ganz Aladdins Wunderlampe. liebige Vorſtellung beibringen und ihn zu jeder Hand-lung beſtimmen kann. Es wäre ein Mangel an logiſcher Konſequenz, wollte man nicht auch dem an die Lampe gebundenen Tranſcendental-Bewußtſein die Fähigkeit zuſprechen, durch Streichen von ſeinem Leibe befreit zu werden; es iſt dann ganz ſelbſtverſtändlich, daß der Hypnotiſeur der Lampe den Geiſt nach ſeinem eigenen Willen lenken kann. Jch erkläre alſo mit voller Be- ſtimmtheit und aus meiner wiſſenſchaftlichen Überzeu- gung: Aladdins Sklave der Lampe hat exiſtiert und ſeine erſtaunlichen Thaten verrichtet. Wenn ſeine Strafzeit nicht ſchon beendet, ſo iſt er noch jetzt an die Lampe gebunden. Und wenn dieſe Lampe vor uns, wie mir zweifellos ſcheint, die echte Lampe Aladdins iſt, ſo bin ich bereit, empiriſch zu erweiſen, daß der Geiſt auch mir gehorchen muß.“ „Sehr ſchön demonſtriert!“ rief Alander beluſtigt. „Schade,“ ſagte meine Frau, „es war mir ſo nett „Das thut mir leid. Dir fehlt das Organ des Wiſſen Sie,“ ſagte Frau Alander, „wenn ich ganz <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0074" n="68"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Aladdins Wunderlampe.</hi></fw><lb/> liebige Vorſtellung beibringen und ihn zu jeder Hand-<lb/> lung beſtimmen kann. Es wäre ein Mangel an logiſcher<lb/> Konſequenz, wollte man nicht auch dem an die Lampe<lb/> gebundenen Tranſcendental-Bewußtſein die Fähigkeit<lb/> zuſprechen, durch Streichen von ſeinem Leibe befreit zu<lb/> werden; es iſt dann ganz ſelbſtverſtändlich, daß der<lb/> Hypnotiſeur der Lampe den Geiſt nach ſeinem eigenen<lb/> Willen lenken kann. Jch erkläre alſo mit voller Be-<lb/> ſtimmtheit und aus meiner wiſſenſchaftlichen Überzeu-<lb/> gung: Aladdins Sklave der Lampe hat exiſtiert<lb/> und ſeine erſtaunlichen Thaten verrichtet. Wenn ſeine<lb/> Strafzeit nicht ſchon beendet, ſo iſt er noch jetzt an die<lb/> Lampe gebunden. Und wenn dieſe Lampe vor uns,<lb/> wie mir zweifellos ſcheint, die echte Lampe Aladdins iſt,<lb/> ſo bin ich bereit, empiriſch zu erweiſen, daß der Geiſt<lb/> auch mir gehorchen muß.“</p><lb/> <p>„Sehr ſchön demonſtriert!“ rief Alander beluſtigt.<lb/> „Das könnte wörtlich in der „Sphinx“ ſtehen. Wenn<lb/> ich nur ſicher wäre, daß mir der Geiſt auch die ab-<lb/> geriebene Patina wieder „reorganiſieren“ kann.“</p><lb/> <p>„Schade,“ ſagte meine Frau, „es war mir ſo nett<lb/> zu denken, daß dies die Lampe Aladdins ſei. Aber<lb/> nachdem Du die Sache philoſophiſch bewieſen haſt, bin ich<lb/> überzeugt, daß kein Wort davon wahr iſt.“</p><lb/> <p>„Das thut mir leid. Dir fehlt das Organ des<lb/> wiſſenſchaftlichen Glaubens. Aber Sie, Frau Alander,<lb/> Sie ſind ein Sonntagskind, Sie werden an dem Geiſte<lb/> der Lampe nicht zweifeln.“</p><lb/> <p>Wiſſen Sie,“ ſagte Frau Alander, „wenn ich ganz<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [68/0074]
Aladdins Wunderlampe.
liebige Vorſtellung beibringen und ihn zu jeder Hand-
lung beſtimmen kann. Es wäre ein Mangel an logiſcher
Konſequenz, wollte man nicht auch dem an die Lampe
gebundenen Tranſcendental-Bewußtſein die Fähigkeit
zuſprechen, durch Streichen von ſeinem Leibe befreit zu
werden; es iſt dann ganz ſelbſtverſtändlich, daß der
Hypnotiſeur der Lampe den Geiſt nach ſeinem eigenen
Willen lenken kann. Jch erkläre alſo mit voller Be-
ſtimmtheit und aus meiner wiſſenſchaftlichen Überzeu-
gung: Aladdins Sklave der Lampe hat exiſtiert
und ſeine erſtaunlichen Thaten verrichtet. Wenn ſeine
Strafzeit nicht ſchon beendet, ſo iſt er noch jetzt an die
Lampe gebunden. Und wenn dieſe Lampe vor uns,
wie mir zweifellos ſcheint, die echte Lampe Aladdins iſt,
ſo bin ich bereit, empiriſch zu erweiſen, daß der Geiſt
auch mir gehorchen muß.“
„Sehr ſchön demonſtriert!“ rief Alander beluſtigt.
„Das könnte wörtlich in der „Sphinx“ ſtehen. Wenn
ich nur ſicher wäre, daß mir der Geiſt auch die ab-
geriebene Patina wieder „reorganiſieren“ kann.“
„Schade,“ ſagte meine Frau, „es war mir ſo nett
zu denken, daß dies die Lampe Aladdins ſei. Aber
nachdem Du die Sache philoſophiſch bewieſen haſt, bin ich
überzeugt, daß kein Wort davon wahr iſt.“
„Das thut mir leid. Dir fehlt das Organ des
wiſſenſchaftlichen Glaubens. Aber Sie, Frau Alander,
Sie ſind ein Sonntagskind, Sie werden an dem Geiſte
der Lampe nicht zweifeln.“
Wiſſen Sie,“ ſagte Frau Alander, „wenn ich ganz
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