Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.Die Bernsteinhexe. Wittich (zum Consul). Nun, Herr Consul, braucht es bei solchem Zeugniß der eignen Dienstmagd, unter deren Augen die Jungfer aufgewachsen, noch weiterer Vorfrage? Consul (verbeugt sich schweigend). Wittich. Sie erholt sich! (Tritt zu ihr.) Seid tapfer, Jungfer! Jch will Euch wohl! (Rüdiger macht Birkhahn ein Zeichen, fortzueilen; dieser erwi- dert's und schleicht links hinaus.) Schweidler. Meine alten Arme sollen sie stützen, und ginge es zum Aeußersten, fasse Muth, Kind, ich weiche nicht von Deiner Seite! Marie. Gott lohn's Euch, guter Vater! (Schreiend) Vater, verlaß mich nicht! (Jhn umarmend). Schweidler. Gewiß nicht, mein Kind, und Gott im Himmel wird uns auch nicht verlassen. (Kurze Pause.) Wittich. Ehren Abraham, Jhr werdet nicht Eure würdige Per- son dem Gespött des Volkes aussetzen und auf dem Leiter- wagen gen Pudagla fahren -- Die Bernſteinhexe. Wittich (zum Conſul). Nun, Herr Conſul, braucht es bei ſolchem Zeugniß der eignen Dienſtmagd, unter deren Augen die Jungfer aufgewachſen, noch weiterer Vorfrage? Conſul (verbeugt ſich ſchweigend). Wittich. Sie erholt ſich! (Tritt zu ihr.) Seid tapfer, Jungfer! Jch will Euch wohl! (Ruͤdiger macht Birkhahn ein Zeichen, fortzueilen; dieſer erwi- dert’s und ſchleicht links hinaus.) Schweidler. Meine alten Arme ſollen ſie ſtuͤtzen, und ginge es zum Aeußerſten, faſſe Muth, Kind, ich weiche nicht von Deiner Seite! Marie. Gott lohn’s Euch, guter Vater! (Schreiend) Vater, verlaß mich nicht! (Jhn umarmend). Schweidler. Gewiß nicht, mein Kind, und Gott im Himmel wird uns auch nicht verlaſſen. (Kurze Pauſe.) Wittich. Ehren Abraham, Jhr werdet nicht Eure wuͤrdige Per- ſon dem Geſpoͤtt des Volkes ausſetzen und auf dem Leiter- wagen gen Pudagla fahren — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0130" n="124"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Bernſteinhexe</hi>.</fw><lb/> <sp who="#WIT"> <speaker> <hi rendition="#b">Wittich</hi> </speaker> <stage>(zum Conſul).</stage><lb/> <p>Nun, Herr Conſul, braucht es bei ſolchem Zeugniß<lb/> der eignen Dienſtmagd, unter deren Augen die Jungfer<lb/> aufgewachſen, noch weiterer Vorfrage?</p> </sp><lb/> <sp who="#SAM"> <speaker> <hi rendition="#b">Conſul</hi> </speaker> <stage>(verbeugt ſich ſchweigend).</stage> </sp><lb/> <sp who="#WIT"> <speaker> <hi rendition="#b">Wittich.</hi> </speaker><lb/> <p>Sie erholt ſich!</p> <stage>(Tritt zu ihr.)</stage> <p>Seid tapfer, Jungfer!<lb/> Jch will Euch wohl!</p> </sp><lb/> <stage>(Ruͤdiger macht Birkhahn ein Zeichen, fortzueilen; dieſer erwi-<lb/> dert’s und ſchleicht links hinaus.)</stage><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/> <p>Meine alten Arme ſollen ſie ſtuͤtzen, und ginge es zum<lb/> Aeußerſten, faſſe Muth, Kind, ich weiche nicht von Deiner<lb/> Seite!</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>Gott lohn’s Euch, guter Vater!</p> <stage>(Schreiend)</stage> <p>Vater,<lb/> verlaß mich nicht!</p> <stage>(Jhn umarmend).</stage> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/> <p>Gewiß nicht, mein Kind, und Gott im Himmel wird<lb/> uns auch nicht verlaſſen.</p> </sp><lb/> <stage>(Kurze Pauſe.)</stage><lb/> <sp who="#WIT"> <speaker> <hi rendition="#b">Wittich.</hi> </speaker><lb/> <p>Ehren Abraham, Jhr werdet nicht Eure wuͤrdige Per-<lb/> ſon dem Geſpoͤtt des Volkes ausſetzen und auf dem Leiter-<lb/> wagen gen Pudagla fahren —</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [124/0130]
Die Bernſteinhexe.
Wittich (zum Conſul).
Nun, Herr Conſul, braucht es bei ſolchem Zeugniß
der eignen Dienſtmagd, unter deren Augen die Jungfer
aufgewachſen, noch weiterer Vorfrage?
Conſul (verbeugt ſich ſchweigend).
Wittich.
Sie erholt ſich! (Tritt zu ihr.) Seid tapfer, Jungfer!
Jch will Euch wohl!
(Ruͤdiger macht Birkhahn ein Zeichen, fortzueilen; dieſer erwi-
dert’s und ſchleicht links hinaus.)
Schweidler.
Meine alten Arme ſollen ſie ſtuͤtzen, und ginge es zum
Aeußerſten, faſſe Muth, Kind, ich weiche nicht von Deiner
Seite!
Marie.
Gott lohn’s Euch, guter Vater! (Schreiend) Vater,
verlaß mich nicht! (Jhn umarmend).
Schweidler.
Gewiß nicht, mein Kind, und Gott im Himmel wird
uns auch nicht verlaſſen.
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ſon dem Geſpoͤtt des Volkes ausſetzen und auf dem Leiter-
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Zitationshilfe: | Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/130>, abgerufen am 16.02.2025. |