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Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

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Die Bernsteinhexe.
Hexe muß nüchtern beim Verhör sein, sonst schützt sie der
Teufel. Und's paßt gerade. Sie war nüchtern in die
Frühkirche gegangen, dann ist sie nüchtern hier 'rüber ge-
fahren worden, das Viertelstündchen, das sie hier ist, hat
sie zur Einrichtung auf ihrer Schütte Stroh gebraucht,
und's wird etwa noch ein Viertelstündchen dauern, da
geht's Verhör los, und so ist Alles in richtiger Dispro-
portion, und sie gesteht gleich, und wir haben kurze Arbeit.
Rüdiger (sieht ihn lange an).
Glaubst Du auch ein Mensch zu sein?
Wulf.
Jch glaube Alles und nichts, wie's der Herr Wittich
befiehlt, ich bin sein Diener und Büttel von Pudagla, und
werde Euer Diener und Büttel, Herr Junker, wenn Herr
Wittich einmal verunglückt und Jhr Amtshauptmann
werdet.
Rüdiger.
Du mußt Dich ganz anders aufführen, Bursche, wenn
ich Dich nicht wie 'nen tollen Hund erschießen lassen soll,
sobald ich Amtshauptmann werde.
Wulf.
So? -- Wie denn?
Rüdiger.
Menschlich mußt Du werden!
Wulf.
Na, 's wird auch keine Hexerei sein.
9*
Die Bernſteinhexe.
Hexe muß nuͤchtern beim Verhoͤr ſein, ſonſt ſchuͤtzt ſie der
Teufel. Und’s paßt gerade. Sie war nuͤchtern in die
Fruͤhkirche gegangen, dann iſt ſie nuͤchtern hier ’ruͤber ge-
fahren worden, das Viertelſtuͤndchen, das ſie hier iſt, hat
ſie zur Einrichtung auf ihrer Schuͤtte Stroh gebraucht,
und’s wird etwa noch ein Viertelſtuͤndchen dauern, da
geht’s Verhoͤr los, und ſo iſt Alles in richtiger Dispro-
portion, und ſie geſteht gleich, und wir haben kurze Arbeit.
Rüdiger (ſieht ihn lange an).
Glaubſt Du auch ein Menſch zu ſein?
Wulf.
Jch glaube Alles und nichts, wie’s der Herr Wittich
befiehlt, ich bin ſein Diener und Buͤttel von Pudagla, und
werde Euer Diener und Buͤttel, Herr Junker, wenn Herr
Wittich einmal verungluͤckt und Jhr Amtshauptmann
werdet.
Rüdiger.
Du mußt Dich ganz anders auffuͤhren, Burſche, wenn
ich Dich nicht wie ’nen tollen Hund erſchießen laſſen ſoll,
ſobald ich Amtshauptmann werde.
Wulf.
So? — Wie denn?
Rüdiger.
Menſchlich mußt Du werden!
Wulf.
Na, ’s wird auch keine Hexerei ſein.
9*
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[131/0137] Die Bernſteinhexe. Hexe muß nuͤchtern beim Verhoͤr ſein, ſonſt ſchuͤtzt ſie der Teufel. Und’s paßt gerade. Sie war nuͤchtern in die Fruͤhkirche gegangen, dann iſt ſie nuͤchtern hier ’ruͤber ge- fahren worden, das Viertelſtuͤndchen, das ſie hier iſt, hat ſie zur Einrichtung auf ihrer Schuͤtte Stroh gebraucht, und’s wird etwa noch ein Viertelſtuͤndchen dauern, da geht’s Verhoͤr los, und ſo iſt Alles in richtiger Dispro- portion, und ſie geſteht gleich, und wir haben kurze Arbeit. Rüdiger (ſieht ihn lange an). Glaubſt Du auch ein Menſch zu ſein? Wulf. Jch glaube Alles und nichts, wie’s der Herr Wittich befiehlt, ich bin ſein Diener und Buͤttel von Pudagla, und werde Euer Diener und Buͤttel, Herr Junker, wenn Herr Wittich einmal verungluͤckt und Jhr Amtshauptmann werdet. Rüdiger. Du mußt Dich ganz anders auffuͤhren, Burſche, wenn ich Dich nicht wie ’nen tollen Hund erſchießen laſſen ſoll, ſobald ich Amtshauptmann werde. Wulf. So? — Wie denn? Rüdiger. Menſchlich mußt Du werden! Wulf. Na, ’s wird auch keine Hexerei ſein. 9*

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/137>, abgerufen am 21.11.2024.