Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.Die Bernsteinhexe. keines Menschen Thun kann die Natur erzwingen. Basta.Wir sind Sclaven der Erde. Jch aber erkläre Dir, daß ich Deine Rechnung an mich für bezahlt erachte. Rüdiger. So denke aber ich nicht. Wittich. Weil Du jung bist, weil Du ohne Erfahrungen bist, weil Du noch glaubst, das Herz habe dauernde Gedanken. Das Herz hat nur Wallungen, und wenn das Blut, wel- ches diese Wallungen hervorbringt, uns nicht von ge- meinschaftlicher Natur ist, so ist diese Wallung eben nichts weiter als ein vorübergehend Wesen. (Zu Wulf, der die Tafel hat aufstellen lassen, und Crucifix, Todtenkopf, Sand- uhr darauf setzt.) Nun laß alle Ausgänge von den Wäch- tern besetzen, daß kein Unberufener herein und hinaus kann -- und vergiß die Windelstiege nicht. (Auf links hinten de[ - 1 Zeichen fehlt]utend.) Die Richter sollen bereit sein; und sobald ich rufe, bringe die Angeklagte! Wulf. Zu Befehl! (Ab durch die Mittelthür.) Wittich (zwei Stühle neben einander in den Vordergrund stellend und Rüdiger pantomimisch einladend, sich zu setzen; Beide setzen sich). Lassen wir diese allgemeinen Dinge in ihren Würden oder Unwürden; es ist nutzlos, der Jugend etwas zu leh- ren, was ihr nicht einleuchtet. Sie behält es nicht, und sie soll es nicht behalten, denn ihr Lebensreiz beruht im Die Bernſteinhexe. keines Menſchen Thun kann die Natur erzwingen. Baſta.Wir ſind Sclaven der Erde. Jch aber erklaͤre Dir, daß ich Deine Rechnung an mich fuͤr bezahlt erachte. Rüdiger. So denke aber ich nicht. Wittich. Weil Du jung biſt, weil Du ohne Erfahrungen biſt, weil Du noch glaubſt, das Herz habe dauernde Gedanken. Das Herz hat nur Wallungen, und wenn das Blut, wel- ches dieſe Wallungen hervorbringt, uns nicht von ge- meinſchaftlicher Natur iſt, ſo iſt dieſe Wallung eben nichts weiter als ein voruͤbergehend Weſen. (Zu Wulf, der die Tafel hat aufſtellen laſſen, und Crucifix, Todtenkopf, Sand- uhr darauf ſetzt.) Nun laß alle Ausgaͤnge von den Waͤch- tern beſetzen, daß kein Unberufener herein und hinaus kann — und vergiß die Windelſtiege nicht. (Auf links hinten de[ – 1 Zeichen fehlt]utend.) Die Richter ſollen bereit ſein; und ſobald ich rufe, bringe die Angeklagte! Wulf. Zu Befehl! (Ab durch die Mittelthuͤr.) Wittich (zwei Stuͤhle neben einander in den Vordergrund ſtellend und Ruͤdiger pantomimiſch einladend, ſich zu ſetzen; Beide ſetzen ſich). Laſſen wir dieſe allgemeinen Dinge in ihren Wuͤrden oder Unwuͤrden; es iſt nutzlos, der Jugend etwas zu leh- ren, was ihr nicht einleuchtet. Sie behaͤlt es nicht, und ſie ſoll es nicht behalten, denn ihr Lebensreiz beruht im <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#WIT"> <p><pb facs="#f0142" n="136"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Bernſteinhexe</hi>.</fw><lb/> keines Menſchen Thun kann die Natur erzwingen. Baſta.<lb/> Wir ſind Sclaven der Erde. Jch aber erklaͤre Dir, daß<lb/> ich Deine Rechnung an mich fuͤr bezahlt erachte.</p> </sp><lb/> <sp who="#RUED"> <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/> <p>So denke aber ich nicht.</p> </sp><lb/> <sp who="#WIT"> <speaker> <hi rendition="#b">Wittich.</hi> </speaker><lb/> <p>Weil Du jung biſt, weil Du ohne Erfahrungen biſt,<lb/> weil Du noch glaubſt, das Herz habe dauernde Gedanken.<lb/> Das Herz hat nur Wallungen, und wenn das Blut, wel-<lb/> ches dieſe Wallungen hervorbringt, uns nicht von ge-<lb/> meinſchaftlicher Natur iſt, ſo iſt dieſe Wallung eben<lb/> nichts weiter als ein voruͤbergehend Weſen.</p> <stage>(Zu Wulf, der<lb/> die Tafel hat aufſtellen laſſen, und Crucifix, Todtenkopf, Sand-<lb/> uhr darauf ſetzt.)</stage> <p>Nun laß alle Ausgaͤnge von den Waͤch-<lb/> tern beſetzen, daß kein Unberufener herein und hinaus<lb/> kann — und vergiß die Windelſtiege nicht.</p> <stage>(Auf links<lb/> hinten de<gap unit="chars" quantity="1"/>utend.)</stage> <p>Die Richter ſollen bereit ſein; und ſobald<lb/> ich rufe, bringe die Angeklagte!</p> </sp><lb/> <sp who="#WUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Wulf.</hi> </speaker><lb/> <p>Zu Befehl!</p> <stage>(Ab durch die Mittelthuͤr.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#WIT"> <speaker> <hi rendition="#b">Wittich</hi> </speaker><lb/> <stage>(zwei Stuͤhle neben einander in den Vordergrund ſtellend und<lb/> Ruͤdiger pantomimiſch einladend, ſich zu ſetzen; Beide ſetzen ſich).</stage><lb/> <p>Laſſen wir dieſe allgemeinen Dinge in ihren Wuͤrden<lb/> oder Unwuͤrden; es iſt nutzlos, der Jugend etwas zu leh-<lb/> ren, was ihr nicht einleuchtet. Sie behaͤlt es nicht, und<lb/> ſie ſoll es nicht behalten, denn ihr Lebensreiz beruht im<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [136/0142]
Die Bernſteinhexe.
keines Menſchen Thun kann die Natur erzwingen. Baſta.
Wir ſind Sclaven der Erde. Jch aber erklaͤre Dir, daß
ich Deine Rechnung an mich fuͤr bezahlt erachte.
Rüdiger.
So denke aber ich nicht.
Wittich.
Weil Du jung biſt, weil Du ohne Erfahrungen biſt,
weil Du noch glaubſt, das Herz habe dauernde Gedanken.
Das Herz hat nur Wallungen, und wenn das Blut, wel-
ches dieſe Wallungen hervorbringt, uns nicht von ge-
meinſchaftlicher Natur iſt, ſo iſt dieſe Wallung eben
nichts weiter als ein voruͤbergehend Weſen. (Zu Wulf, der
die Tafel hat aufſtellen laſſen, und Crucifix, Todtenkopf, Sand-
uhr darauf ſetzt.) Nun laß alle Ausgaͤnge von den Waͤch-
tern beſetzen, daß kein Unberufener herein und hinaus
kann — und vergiß die Windelſtiege nicht. (Auf links
hinten de_utend.) Die Richter ſollen bereit ſein; und ſobald
ich rufe, bringe die Angeklagte!
Wulf.
Zu Befehl! (Ab durch die Mittelthuͤr.)
Wittich
(zwei Stuͤhle neben einander in den Vordergrund ſtellend und
Ruͤdiger pantomimiſch einladend, ſich zu ſetzen; Beide ſetzen ſich).
Laſſen wir dieſe allgemeinen Dinge in ihren Wuͤrden
oder Unwuͤrden; es iſt nutzlos, der Jugend etwas zu leh-
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ſie ſoll es nicht behalten, denn ihr Lebensreiz beruht im
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