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Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

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Die Bernsteinhexe.
(Es wird allmählich dunkel.)
Ja -- die unschuldige Wahrheit hat doch eine benei-
denswerthe Kraft -- und ich glaube fast, -- man hat ein
leichteres und genußreicheres Leben, wenn man von Ju-
gend auf in ihr wandelt.
(Bleibt noch eine kleine Weile
unverändert stehen, dann macht er eine Handbewegung, als
wollte er dies Alles von sich scheuchen, und geht nach links in die
Stiegenthür hinein, rufend:)
Wächter! (Man hört aus der
Tiefe antworten:)
"Holla!" (und darauf ruft Wittich:) Zum
Verhör! --
(Geht nach der Mittelthür und ruft hinaus:) Die
Richter von Usedom!
(kommt nach vorn) Die Sache muß
rasch zu Ende! Sie wird mir peinlicher, als je mir eine
gewesen! Warum!
(Hin und hergehend.) Jch bin in Gefahr,
mich selbst zu verlieren -- das Mädchen und der Knabe
sind mir werth, und ihre dummen ehrlichen Empfindun-
gen verwirren mich. Jch bin aber doch kein alter Mann,
der sich selbst aufgiebt, weil ihm ein Paar einfältige Kin-
der am Herzen liegen. Nein! -- Um so harscher muß ich
handeln, damit eine solche Schwachheit nicht Raum ge-
winne, also ohne Umschweif und erbärmlichen Verzug! --
Aber wo bleibt der Wulf? -- Sollte der graue Sünder
untreu werden? Nicht doch? Grille auf Grille! -- Da
ist er ja!
(Wulf erscheint außen, um zu schließen.) Wo bleibst
Du?
Wulf (schließend).
Habe dem Junker das Lager aufgeschüttelt! --
Die Bernſteinhexe.
(Es wird allmaͤhlich dunkel.)
Ja — die unſchuldige Wahrheit hat doch eine benei-
denswerthe Kraft — und ich glaube faſt, — man hat ein
leichteres und genußreicheres Leben, wenn man von Ju-
gend auf in ihr wandelt.
(Bleibt noch eine kleine Weile
unveraͤndert ſtehen, dann macht er eine Handbewegung, als
wollte er dies Alles von ſich ſcheuchen, und geht nach links in die
Stiegenthuͤr hinein, rufend:)
Waͤchter! (Man hoͤrt aus der
Tiefe antworten:)
„Holla!“ (und darauf ruft Wittich:) Zum
Verhoͤr! —
(Geht nach der Mittelthuͤr und ruft hinaus:) Die
Richter von Uſedom!
(kommt nach vorn) Die Sache muß
raſch zu Ende! Sie wird mir peinlicher, als je mir eine
geweſen! Warum!
(Hin und hergehend.) Jch bin in Gefahr,
mich ſelbſt zu verlieren — das Maͤdchen und der Knabe
ſind mir werth, und ihre dummen ehrlichen Empfindun-
gen verwirren mich. Jch bin aber doch kein alter Mann,
der ſich ſelbſt aufgiebt, weil ihm ein Paar einfaͤltige Kin-
der am Herzen liegen. Nein! — Um ſo harſcher muß ich
handeln, damit eine ſolche Schwachheit nicht Raum ge-
winne, alſo ohne Umſchweif und erbaͤrmlichen Verzug! —
Aber wo bleibt der Wulf? — Sollte der graue Suͤnder
untreu werden? Nicht doch? Grille auf Grille! — Da
iſt er ja!
(Wulf erſcheint außen, um zu ſchließen.) Wo bleibſt
Du?
Wulf (ſchließend).
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[186/0192] Die Bernſteinhexe. (Es wird allmaͤhlich dunkel.) Ja — die unſchuldige Wahrheit hat doch eine benei- denswerthe Kraft — und ich glaube faſt, — man hat ein leichteres und genußreicheres Leben, wenn man von Ju- gend auf in ihr wandelt. (Bleibt noch eine kleine Weile unveraͤndert ſtehen, dann macht er eine Handbewegung, als wollte er dies Alles von ſich ſcheuchen, und geht nach links in die Stiegenthuͤr hinein, rufend:) Waͤchter! (Man hoͤrt aus der Tiefe antworten:) „Holla!“ (und darauf ruft Wittich:) Zum Verhoͤr! — (Geht nach der Mittelthuͤr und ruft hinaus:) Die Richter von Uſedom! (kommt nach vorn) Die Sache muß raſch zu Ende! Sie wird mir peinlicher, als je mir eine geweſen! Warum! (Hin und hergehend.) Jch bin in Gefahr, mich ſelbſt zu verlieren — das Maͤdchen und der Knabe ſind mir werth, und ihre dummen ehrlichen Empfindun- gen verwirren mich. Jch bin aber doch kein alter Mann, der ſich ſelbſt aufgiebt, weil ihm ein Paar einfaͤltige Kin- der am Herzen liegen. Nein! — Um ſo harſcher muß ich handeln, damit eine ſolche Schwachheit nicht Raum ge- winne, alſo ohne Umſchweif und erbaͤrmlichen Verzug! — Aber wo bleibt der Wulf? — Sollte der graue Suͤnder untreu werden? Nicht doch? Grille auf Grille! — Da iſt er ja! (Wulf erſcheint außen, um zu ſchließen.) Wo bleibſt Du? Wulf (ſchließend). Habe dem Junker das Lager aufgeſchuͤttelt! —

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/192>, abgerufen am 21.11.2024.