Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.Die Bernsteinhexe. Wittich. Laß mich in Ruh'! Consul. Die Zeugin, Liese Kolken, trete an ihren Ort! Liese. Wehe uns, Wittich! (Tritt zurück.) Consul. Ehe weiter verhandelt wird, ist niederzuschreiben, was die Untersuchung an Ort und Stelle, das heißt auf dem Streckelberge und im Pfarrhause zu Coserow ergeben hat. Es war weder auf dem Streckelberge die fabelhaft ge- schilderte Bernsteinader zu finden, noch befand sich in der Truhe der Angeklagten das kleinste Körnchen Bernstein -- die verwunderliche Aussage über den Bernstein-Fund muß also als eine lügnerische Ausflucht betrachtet und der Angeklagten als eine Erschwerniß ihrer Lage zur Last ge- legt werden. Hier ist auch ihre eigene Magd, die befragt werden soll, und die von ihrem christlichen Gewissen ge- trieben ohne Ansehn der Person antworten will! Schweidler. Jlse! Consul. Tritt vor, Jlse, und antworte ungescheut! Hat die Jungfer Dir je was zu Leide gethan? Jlse. O Gott bewahre! Sie hat mir alles Gute erwiesen. Die Bernſteinhexe. Wittich. Laß mich in Ruh’! Conſul. Die Zeugin, Lieſe Kolken, trete an ihren Ort! Lieſe. Wehe uns, Wittich! (Tritt zuruͤck.) Conſul. Ehe weiter verhandelt wird, iſt niederzuſchreiben, was die Unterſuchung an Ort und Stelle, das heißt auf dem Streckelberge und im Pfarrhauſe zu Coſerow ergeben hat. Es war weder auf dem Streckelberge die fabelhaft ge- ſchilderte Bernſteinader zu finden, noch befand ſich in der Truhe der Angeklagten das kleinſte Koͤrnchen Bernſtein — die verwunderliche Ausſage uͤber den Bernſtein-Fund muß alſo als eine luͤgneriſche Ausflucht betrachtet und der Angeklagten als eine Erſchwerniß ihrer Lage zur Laſt ge- legt werden. Hier iſt auch ihre eigene Magd, die befragt werden ſoll, und die von ihrem chriſtlichen Gewiſſen ge- trieben ohne Anſehn der Perſon antworten will! Schweidler. Jlſe! Conſul. Tritt vor, Jlſe, und antworte ungeſcheut! Hat die Jungfer Dir je was zu Leide gethan? Jlſe. O Gott bewahre! Sie hat mir alles Gute erwieſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0195" n="189"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Bernſteinhexe</hi>.</fw><lb/> <sp who="#WIT"> <speaker> <hi rendition="#b">Wittich.</hi> </speaker><lb/> <p>Laß mich in Ruh’!</p> </sp><lb/> <sp who="#SAM"> <speaker> <hi rendition="#b">Conſul.</hi> </speaker><lb/> <p>Die Zeugin, Lieſe Kolken, trete an ihren Ort!</p> </sp><lb/> <sp who="#LIE"> <speaker> <hi rendition="#b">Lieſe.</hi> </speaker><lb/> <p>Wehe uns, Wittich!</p> <stage>(Tritt zuruͤck.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#SAM"> <speaker> <hi rendition="#b">Conſul.</hi> </speaker><lb/> <p>Ehe weiter verhandelt wird, iſt niederzuſchreiben, was<lb/> die Unterſuchung an Ort und Stelle, das heißt auf dem<lb/> Streckelberge und im Pfarrhauſe zu Coſerow ergeben hat.<lb/> Es war weder auf dem Streckelberge die fabelhaft ge-<lb/> ſchilderte Bernſteinader zu finden, noch befand ſich in der<lb/> Truhe der Angeklagten das kleinſte Koͤrnchen Bernſtein<lb/> — die verwunderliche Ausſage uͤber den Bernſtein-Fund<lb/> muß alſo als eine luͤgneriſche Ausflucht betrachtet und der<lb/> Angeklagten als eine Erſchwerniß ihrer Lage zur Laſt ge-<lb/> legt werden. Hier iſt auch ihre eigene Magd, die befragt<lb/> werden ſoll, und die von ihrem chriſtlichen Gewiſſen ge-<lb/> trieben ohne Anſehn der Perſon antworten will!</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/> <p>Jlſe!</p> </sp><lb/> <sp who="#SAM"> <speaker> <hi rendition="#b">Conſul.</hi> </speaker><lb/> <p>Tritt vor, Jlſe, und antworte ungeſcheut! Hat die<lb/> Jungfer Dir je was zu Leide gethan?</p> </sp><lb/> <sp who="#ILS"> <speaker> <hi rendition="#b">Jlſe.</hi> </speaker><lb/> <p>O Gott bewahre! Sie hat mir alles Gute erwieſen.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [189/0195]
Die Bernſteinhexe.
Wittich.
Laß mich in Ruh’!
Conſul.
Die Zeugin, Lieſe Kolken, trete an ihren Ort!
Lieſe.
Wehe uns, Wittich! (Tritt zuruͤck.)
Conſul.
Ehe weiter verhandelt wird, iſt niederzuſchreiben, was
die Unterſuchung an Ort und Stelle, das heißt auf dem
Streckelberge und im Pfarrhauſe zu Coſerow ergeben hat.
Es war weder auf dem Streckelberge die fabelhaft ge-
ſchilderte Bernſteinader zu finden, noch befand ſich in der
Truhe der Angeklagten das kleinſte Koͤrnchen Bernſtein
— die verwunderliche Ausſage uͤber den Bernſtein-Fund
muß alſo als eine luͤgneriſche Ausflucht betrachtet und der
Angeklagten als eine Erſchwerniß ihrer Lage zur Laſt ge-
legt werden. Hier iſt auch ihre eigene Magd, die befragt
werden ſoll, und die von ihrem chriſtlichen Gewiſſen ge-
trieben ohne Anſehn der Perſon antworten will!
Schweidler.
Jlſe!
Conſul.
Tritt vor, Jlſe, und antworte ungeſcheut! Hat die
Jungfer Dir je was zu Leide gethan?
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