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Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

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Die Bernsteinhexe.
dem letzten Verhöre ergeben hat. Als nämlich das nächt-
liche Stelldichein auf dem Streckelberge enthüllt und die
Angeklagte von einem Schlage des Gewissens danieder
geworfen wurde, hielten wir endlich die Welt der Hölle
bei Horn und Klauen. Da erschient Jhr vor mir und sag-
tet aus, Euer Kind habe aus Schamhaftigkeit die Wahr-
heit verschwiegen, und die schwarze Schreckensgestalt,
welche bei Eurem Kinde auf dem Streckelberge gestanden,
sei Niemand anders als der Junker Rüdiger von Nienker-
ken aus Mellenthin gewesen --
Schweidler.
Ja, Herr!
Wittich.
Schweig, alter Thor, Du bietest Dich der Lüge!
Marie.
Das thut er nicht, Herr Amtshauptmann. Jch hab'
es verschweigen wollen, weil ich mich schämte, und weil
dies Geheimniß nicht mir allein angehörte. Da es mir
aber in der Angst des Todes entschlüpft ist, so werd' ich
es nun, wie schwer es mir werde, vor aller Welt vertre-
ten, und Euer Pflegesohn würde es bestätigen, wenn Jhr
ihn nicht geflissentlich entfernt hättet.
Wittich.
Du redest Dich um den Hals, Dirne, denn Junker
Rüdiger ist nicht so weit, daß er nicht Zeugniß ablegen
kann --
Die Bernſteinhexe.
dem letzten Verhoͤre ergeben hat. Als naͤmlich das naͤcht-
liche Stelldichein auf dem Streckelberge enthuͤllt und die
Angeklagte von einem Schlage des Gewiſſens danieder
geworfen wurde, hielten wir endlich die Welt der Hoͤlle
bei Horn und Klauen. Da erſchient Jhr vor mir und ſag-
tet aus, Euer Kind habe aus Schamhaftigkeit die Wahr-
heit verſchwiegen, und die ſchwarze Schreckensgeſtalt,
welche bei Eurem Kinde auf dem Streckelberge geſtanden,
ſei Niemand anders als der Junker Ruͤdiger von Nienker-
ken aus Mellenthin geweſen —
Schweidler.
Ja, Herr!
Wittich.
Schweig, alter Thor, Du bieteſt Dich der Luͤge!
Marie.
Das thut er nicht, Herr Amtshauptmann. Jch hab’
es verſchweigen wollen, weil ich mich ſchaͤmte, und weil
dies Geheimniß nicht mir allein angehoͤrte. Da es mir
aber in der Angſt des Todes entſchluͤpft iſt, ſo werd’ ich
es nun, wie ſchwer es mir werde, vor aller Welt vertre-
ten, und Euer Pflegeſohn wuͤrde es beſtaͤtigen, wenn Jhr
ihn nicht gefliſſentlich entfernt haͤttet.
Wittich.
Du redeſt Dich um den Hals, Dirne, denn Junker
Ruͤdiger iſt nicht ſo weit, daß er nicht Zeugniß ablegen
kann —
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[192/0198] Die Bernſteinhexe. dem letzten Verhoͤre ergeben hat. Als naͤmlich das naͤcht- liche Stelldichein auf dem Streckelberge enthuͤllt und die Angeklagte von einem Schlage des Gewiſſens danieder geworfen wurde, hielten wir endlich die Welt der Hoͤlle bei Horn und Klauen. Da erſchient Jhr vor mir und ſag- tet aus, Euer Kind habe aus Schamhaftigkeit die Wahr- heit verſchwiegen, und die ſchwarze Schreckensgeſtalt, welche bei Eurem Kinde auf dem Streckelberge geſtanden, ſei Niemand anders als der Junker Ruͤdiger von Nienker- ken aus Mellenthin geweſen — Schweidler. Ja, Herr! Wittich. Schweig, alter Thor, Du bieteſt Dich der Luͤge! Marie. Das thut er nicht, Herr Amtshauptmann. Jch hab’ es verſchweigen wollen, weil ich mich ſchaͤmte, und weil dies Geheimniß nicht mir allein angehoͤrte. Da es mir aber in der Angſt des Todes entſchluͤpft iſt, ſo werd’ ich es nun, wie ſchwer es mir werde, vor aller Welt vertre- ten, und Euer Pflegeſohn wuͤrde es beſtaͤtigen, wenn Jhr ihn nicht gefliſſentlich entfernt haͤttet. Wittich. Du redeſt Dich um den Hals, Dirne, denn Junker Ruͤdiger iſt nicht ſo weit, daß er nicht Zeugniß ablegen kann —

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/198>, abgerufen am 21.11.2024.