Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.Die Bernsteinhexe. Marie. O Gott sei ewig Lob und Dank! So laßt ihn rufen und laßt ihn sprechen, er wird mein Erretter werden! Wittich. Das wird er schwerlich! Er ist berufen worden, er hat Zeugniß abgelegt! Kennst Du seine Handschrift? Hat er dies geschrieben? (Die Schrift hervorziehend und ihr einen Augenblick vorhaltend.) Marie (zitternd). Ja, Herr! Wittich. Jhr hört diese Anerkenntniß, peinliche Richter! Nun hört auch, ob der Junker zugesteht, daß er mit dieser Dirne ein nächtliches Stelldichein auf dem Streckelberge gehabt habe! Der Junker schreibt: "Auf gerichtliche Anfrage versichere ich hiermit feierlichst, daß nie -- nie! -- ein unsauberes Stelldichein zwischen mir und der Marie Schweidler bei nächtlicher Weile auf dem Streckelberge stattgefunden hat." Marie. Allmächtiger Gott! Auch er! Schweidler. Weh Dir, verworfenes Kind! (Pause.) Wittich. Der Teufel selber also ist's gewesen! (Giebt dem Consul das Papier.) Laube, dram. Werke. III. 13
Die Bernſteinhexe. Marie. O Gott ſei ewig Lob und Dank! So laßt ihn rufen und laßt ihn ſprechen, er wird mein Erretter werden! Wittich. Das wird er ſchwerlich! Er iſt berufen worden, er hat Zeugniß abgelegt! Kennſt Du ſeine Handſchrift? Hat er dies geſchrieben? (Die Schrift hervorziehend und ihr einen Augenblick vorhaltend.) Marie (zitternd). Ja, Herr! Wittich. Jhr hoͤrt dieſe Anerkenntniß, peinliche Richter! Nun hoͤrt auch, ob der Junker zugeſteht, daß er mit dieſer Dirne ein naͤchtliches Stelldichein auf dem Streckelberge gehabt habe! Der Junker ſchreibt: „Auf gerichtliche Anfrage verſichere ich hiermit feierlichſt, daß nie — nie! — ein unſauberes Stelldichein zwiſchen mir und der Marie Schweidler bei naͤchtlicher Weile auf dem Streckelberge ſtattgefunden hat.“ Marie. Allmaͤchtiger Gott! Auch er! Schweidler. Weh Dir, verworfenes Kind! (Pauſe.) Wittich. Der Teufel ſelber alſo iſt’s geweſen! (Giebt dem Conſul das Papier.) Laube, dram. Werke. III. 13
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Die Bernſteinhexe.
Marie.
O Gott ſei ewig Lob und Dank! So laßt ihn rufen
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Wittich.
Das wird er ſchwerlich! Er iſt berufen worden, er
hat Zeugniß abgelegt! Kennſt Du ſeine Handſchrift? Hat
er dies geſchrieben? (Die Schrift hervorziehend und ihr einen
Augenblick vorhaltend.)
Marie (zitternd).
Ja, Herr!
Wittich.
Jhr hoͤrt dieſe Anerkenntniß, peinliche Richter! Nun
hoͤrt auch, ob der Junker zugeſteht, daß er mit dieſer Dirne
ein naͤchtliches Stelldichein auf dem Streckelberge gehabt
habe! Der Junker ſchreibt: „Auf gerichtliche Anfrage
verſichere ich hiermit feierlichſt, daß nie — nie! — ein
unſauberes Stelldichein zwiſchen mir und der Marie
Schweidler bei naͤchtlicher Weile auf dem Streckelberge
ſtattgefunden hat.“
Marie.
Allmaͤchtiger Gott! Auch er!
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Zitationshilfe: | Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/199>, abgerufen am 16.02.2025. |