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Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

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Einleitung.
sich die gerügten Umstände eben in der Lectüre ganz an-
ders ausnehmen.

Aus solchen Gründen endlich möge Herr Grunert mir
die Versicherung gestatten, daß ich bei der Widmung des
Buches gehofft habe, etwas Jnteressantes an seinen Na-
men zu knüpfen. Die Widmung soll öffentlich von mei-
ner Dankbarkeit zeugen für die thätige Hingebung des aus-
gezeichneten Schauspielers an ein neues Drama, dessen
Theatergeburt uns so lebhaftes Gespräch, so mannigfaches
Jnteresse bereitet hat, und dessen Theaterleben er heute
noch mit liebenswürdiger Hartnäckigkeit gegen mich selbst
in Schutz nimmt. Möge er als strenger Vertreter des
Schauspiels nicht schelten, wenn ich schließlich gerade her-
aus sage, daß das folgende Schauspiel -- eine Oper wer-
den mußte. Die Musik verhüllt und versöhnt Alles, auch
die unbegreifliche Vergangenheit.

Erregten Augen und Ohren ist der Aberglaube immer
bereitwillig: wie ein unerkennbarer Nachtvogel hat er mir
mit lautlosem Flügelschlage um dies Stück geschwebt. Jn
Berlin fand ich zur Darstellerin der Bernsteinhexe ein
schönes, blondes Mädchen, sanft und liebenswürdig ganz
und gar, welches auf den Proben eine wunderbare Hin-
gebung zeigte an den Charakter dieser räthselhaften, ge-
peinigten Marie, und welches durch solche Jnnigkeit und
Anmuth die Vorstellung so gefällig machte, daß man den
Schauer überwinden und Beifall spenden konnte. Kein
Mensch hielt dieses Mädchen für krank, und als sie sich

Laube, dram. Werke. III. 3

Einleitung.
ſich die geruͤgten Umſtaͤnde eben in der Lectuͤre ganz an-
ders ausnehmen.

Aus ſolchen Gruͤnden endlich moͤge Herr Grunert mir
die Verſicherung geſtatten, daß ich bei der Widmung des
Buches gehofft habe, etwas Jntereſſantes an ſeinen Na-
men zu knuͤpfen. Die Widmung ſoll oͤffentlich von mei-
ner Dankbarkeit zeugen fuͤr die thaͤtige Hingebung des aus-
gezeichneten Schauſpielers an ein neues Drama, deſſen
Theatergeburt uns ſo lebhaftes Geſpraͤch, ſo mannigfaches
Jntereſſe bereitet hat, und deſſen Theaterleben er heute
noch mit liebenswuͤrdiger Hartnaͤckigkeit gegen mich ſelbſt
in Schutz nimmt. Moͤge er als ſtrenger Vertreter des
Schauſpiels nicht ſchelten, wenn ich ſchließlich gerade her-
aus ſage, daß das folgende Schauſpiel — eine Oper wer-
den mußte. Die Muſik verhuͤllt und verſoͤhnt Alles, auch
die unbegreifliche Vergangenheit.

Erregten Augen und Ohren iſt der Aberglaube immer
bereitwillig: wie ein unerkennbarer Nachtvogel hat er mir
mit lautloſem Fluͤgelſchlage um dies Stuͤck geſchwebt. Jn
Berlin fand ich zur Darſtellerin der Bernſteinhexe ein
ſchoͤnes, blondes Maͤdchen, ſanft und liebenswuͤrdig ganz
und gar, welches auf den Proben eine wunderbare Hin-
gebung zeigte an den Charakter dieſer raͤthſelhaften, ge-
peinigten Marie, und welches durch ſolche Jnnigkeit und
Anmuth die Vorſtellung ſo gefaͤllig machte, daß man den
Schauer uͤberwinden und Beifall ſpenden konnte. Kein
Menſch hielt dieſes Maͤdchen fuͤr krank, und als ſie ſich

Laube, dram. Werke. III. 3
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[33/0039] Einleitung. ſich die geruͤgten Umſtaͤnde eben in der Lectuͤre ganz an- ders ausnehmen. Aus ſolchen Gruͤnden endlich moͤge Herr Grunert mir die Verſicherung geſtatten, daß ich bei der Widmung des Buches gehofft habe, etwas Jntereſſantes an ſeinen Na- men zu knuͤpfen. Die Widmung ſoll oͤffentlich von mei- ner Dankbarkeit zeugen fuͤr die thaͤtige Hingebung des aus- gezeichneten Schauſpielers an ein neues Drama, deſſen Theatergeburt uns ſo lebhaftes Geſpraͤch, ſo mannigfaches Jntereſſe bereitet hat, und deſſen Theaterleben er heute noch mit liebenswuͤrdiger Hartnaͤckigkeit gegen mich ſelbſt in Schutz nimmt. Moͤge er als ſtrenger Vertreter des Schauſpiels nicht ſchelten, wenn ich ſchließlich gerade her- aus ſage, daß das folgende Schauſpiel — eine Oper wer- den mußte. Die Muſik verhuͤllt und verſoͤhnt Alles, auch die unbegreifliche Vergangenheit. Erregten Augen und Ohren iſt der Aberglaube immer bereitwillig: wie ein unerkennbarer Nachtvogel hat er mir mit lautloſem Fluͤgelſchlage um dies Stuͤck geſchwebt. Jn Berlin fand ich zur Darſtellerin der Bernſteinhexe ein ſchoͤnes, blondes Maͤdchen, ſanft und liebenswuͤrdig ganz und gar, welches auf den Proben eine wunderbare Hin- gebung zeigte an den Charakter dieſer raͤthſelhaften, ge- peinigten Marie, und welches durch ſolche Jnnigkeit und Anmuth die Vorſtellung ſo gefaͤllig machte, daß man den Schauer uͤberwinden und Beifall ſpenden konnte. Kein Menſch hielt dieſes Maͤdchen fuͤr krank, und als ſie ſich Laube, dram. Werke. III. 3

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/39>, abgerufen am 21.11.2024.