Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.Die Bernsteinhexe. hinan gelaufen war, und fürchtete sich vor den Sporen derhohen Herren, die arg knarrten und rasterten, und die ganze Vorstellung schien in's Wasser zu fallen. Da sah die gnä- dige Frau Herzogin Agnes aus dem Fenster, und ward der Absicht inne, und rief den Herren, sie sollten sich nach dem kleinen Mädchen umsehn -- Marie. Und nun ging Alles gar lieblich! Die Herren ver- wunderten sich über mein Latein, und antworteten latei- nisch, und fragten wieder, und wunderten sich wieder, daß ich antworten konnte, und nahmen mich mit in's Schloß, und die Frau Herzogin gab mir einen Plinzenkuchen und küßte mich! Rüdiger. Ei der tausend! Marie. Wahrhaftig! Die Hauptsache aber war -- Schweidler. Die Hauptsache war, daß der Herr Herzog sagte, mein schwaches Salarium sollte verstärkt werden aus dem Klo- stergute in Pudagla. Marie. Ach nicht doch, das mein' ich nicht. Schweidler. Was denn sonst? Rüdiger. Sondern? Die Bernſteinhexe. hinan gelaufen war, und fuͤrchtete ſich vor den Sporen derhohen Herren, die arg knarrten und raſterten, und die ganze Vorſtellung ſchien in’s Waſſer zu fallen. Da ſah die gnaͤ- dige Frau Herzogin Agnes aus dem Fenſter, und ward der Abſicht inne, und rief den Herren, ſie ſollten ſich nach dem kleinen Maͤdchen umſehn — Marie. Und nun ging Alles gar lieblich! Die Herren ver- wunderten ſich uͤber mein Latein, und antworteten latei- niſch, und fragten wieder, und wunderten ſich wieder, daß ich antworten konnte, und nahmen mich mit in’s Schloß, und die Frau Herzogin gab mir einen Plinzenkuchen und kuͤßte mich! Rüdiger. Ei der tauſend! Marie. Wahrhaftig! Die Hauptſache aber war — Schweidler. Die Hauptſache war, daß der Herr Herzog ſagte, mein ſchwaches Salarium ſollte verſtaͤrkt werden aus dem Klo- ſtergute in Pudagla. Marie. Ach nicht doch, das mein’ ich nicht. Schweidler. Was denn ſonſt? Rüdiger. Sondern? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#SCH"> <p><pb facs="#f0082" n="76"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Bernſteinhexe</hi>.</fw><lb/> hinan gelaufen war, und fuͤrchtete ſich vor den Sporen der<lb/> hohen Herren, die arg knarrten und raſterten, und die ganze<lb/> Vorſtellung ſchien in’s Waſſer zu fallen. Da ſah die gnaͤ-<lb/> dige Frau Herzogin Agnes aus dem Fenſter, und ward<lb/> der Abſicht inne, und rief den Herren, ſie ſollten ſich nach<lb/> dem kleinen Maͤdchen umſehn —</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>Und nun ging Alles gar lieblich! Die Herren ver-<lb/> wunderten ſich uͤber mein Latein, und antworteten latei-<lb/> niſch, und fragten wieder, und wunderten ſich wieder, daß<lb/> ich antworten konnte, und nahmen mich mit in’s Schloß,<lb/> und die Frau Herzogin gab mir einen Plinzenkuchen und<lb/> kuͤßte mich!</p> </sp><lb/> <sp who="#RUED"> <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/> <p>Ei der tauſend!</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>Wahrhaftig! Die Hauptſache aber war —</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/> <p>Die Hauptſache war, daß der Herr Herzog ſagte, mein<lb/> ſchwaches Salarium ſollte verſtaͤrkt werden aus dem Klo-<lb/> ſtergute in Pudagla.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>Ach nicht doch, das mein’ ich nicht.</p><lb/> </sp> <spGrp rendition="#leftBraced"> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/> <p>Was denn ſonſt?</p><lb/> </sp> <sp who="#RUED"> <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/> <p>Sondern?</p> </sp> </spGrp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [76/0082]
Die Bernſteinhexe.
hinan gelaufen war, und fuͤrchtete ſich vor den Sporen der
hohen Herren, die arg knarrten und raſterten, und die ganze
Vorſtellung ſchien in’s Waſſer zu fallen. Da ſah die gnaͤ-
dige Frau Herzogin Agnes aus dem Fenſter, und ward
der Abſicht inne, und rief den Herren, ſie ſollten ſich nach
dem kleinen Maͤdchen umſehn —
Marie.
Und nun ging Alles gar lieblich! Die Herren ver-
wunderten ſich uͤber mein Latein, und antworteten latei-
niſch, und fragten wieder, und wunderten ſich wieder, daß
ich antworten konnte, und nahmen mich mit in’s Schloß,
und die Frau Herzogin gab mir einen Plinzenkuchen und
kuͤßte mich!
Rüdiger.
Ei der tauſend!
Marie.
Wahrhaftig! Die Hauptſache aber war —
Schweidler.
Die Hauptſache war, daß der Herr Herzog ſagte, mein
ſchwaches Salarium ſollte verſtaͤrkt werden aus dem Klo-
ſtergute in Pudagla.
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