Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.zurück, so daß man das weiße Unterkleid und die sich zurück, ſo daß man das weiße Unterkleid und die ſich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0130" n="120"/> zurück, ſo daß man das weiße Unterkleid und die ſich<lb/> rund hervordrängenden Umriſſe des Schenkels und Bei¬<lb/> nes ſah. Schultern, Hals und Arme waren frei, die<lb/> kurzen herunterhängenden polniſchen Florärmel fielen zu¬<lb/> rück, wenn ſie den Arm hob. Titian hat nie ein ſchö¬<lb/> neres Fleiſch gemalt. Sie war ungeſchnürt und der<lb/> volle Buſen drängte die ſchwache Seide wie ein volles<lb/> Herz die kleinen geſellſchaftlichen Rückſichten. Ihr rei¬<lb/> ches blondes Haar fiel in reichen Locken um das Haupt.<lb/> Der gewöhnliche ſcharfe Ernſt ihrer Züge war gemildert,<lb/> und ſie ging anfänglich in launigen Geſprächen wohl<lb/> eine Viertelſtunde lang im Zimmer auf und ab. Es<lb/> mochte wohl Eitelkeit ſein, ihre in Schönheitslinen<lb/> ſich ſchaukelnde Figur zu zeigen. Aber ich liebe dieſe<lb/> Eitelkeit und die ſtets ſitzenden Frauen kommen mir wie<lb/> fette Türkinnen vor, die mich nie reizen könnten. Das<lb/> freieſte Wort, die freieſte Sprache des Körpers iſt der<lb/> Gang. Dieſe vornehme Keckheit, mit der ſie ihre Rei¬<lb/> ze offnen Auges, offner Stirn auftreten läßt, erfreut<lb/> und ſtärkt meine Sinne. Es iſt eine kühne Geſund¬<lb/> heit darin. Jenes verdeckte, verſteckte Kokettiren mit nackten<lb/> Eckchen und Zipfelchen iſt der baare Gegenſatz davon und<lb/> mir in der Seele zuwider. Parallel damit geht auch<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [120/0130]
zurück, ſo daß man das weiße Unterkleid und die ſich
rund hervordrängenden Umriſſe des Schenkels und Bei¬
nes ſah. Schultern, Hals und Arme waren frei, die
kurzen herunterhängenden polniſchen Florärmel fielen zu¬
rück, wenn ſie den Arm hob. Titian hat nie ein ſchö¬
neres Fleiſch gemalt. Sie war ungeſchnürt und der
volle Buſen drängte die ſchwache Seide wie ein volles
Herz die kleinen geſellſchaftlichen Rückſichten. Ihr rei¬
ches blondes Haar fiel in reichen Locken um das Haupt.
Der gewöhnliche ſcharfe Ernſt ihrer Züge war gemildert,
und ſie ging anfänglich in launigen Geſprächen wohl
eine Viertelſtunde lang im Zimmer auf und ab. Es
mochte wohl Eitelkeit ſein, ihre in Schönheitslinen
ſich ſchaukelnde Figur zu zeigen. Aber ich liebe dieſe
Eitelkeit und die ſtets ſitzenden Frauen kommen mir wie
fette Türkinnen vor, die mich nie reizen könnten. Das
freieſte Wort, die freieſte Sprache des Körpers iſt der
Gang. Dieſe vornehme Keckheit, mit der ſie ihre Rei¬
ze offnen Auges, offner Stirn auftreten läßt, erfreut
und ſtärkt meine Sinne. Es iſt eine kühne Geſund¬
heit darin. Jenes verdeckte, verſteckte Kokettiren mit nackten
Eckchen und Zipfelchen iſt der baare Gegenſatz davon und
mir in der Seele zuwider. Parallel damit geht auch
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