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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.

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gen, ohne daß sie mich da, wo sie anfing interessant
zu werden, auf den Mund schlug, still schweigen hieß,
aufstand, einen Gang durchs Zimmer machte, dann
vor mir stehen blieb, zausend in meine Haare griff und
halb zornig, halb lachend sagte: Du hättest wohl auf
mich warten können mit Deinem Lieben, dreister Mensch.
Ich lachte und zog sie an meine Brust, und drückte
die Hand in ihren Busen, um den Pulsschlag ihres
Herzens zu fühlen, und als ich ihr sagte, sie hätte ja
kein Herz, da schlug sie mich ins Gesicht und ging hin¬
weg. Ich sprang ihr nach -- "still," sagte sie --
"Du mußt jetzt fort, es wird zu spät, meine Diener¬
schaft kümmert mich zwar nicht; aber es reizt mich,
nichts vor dem besorgten Bürgerweibe voraus zu haben --
man soll Dich fortgehen sehn. Dieser Schlüssel -- sie
nahm ihn von jenem kleinen Tische am Divan -- schließt
die westliche Gartenpforte, ich habe ihn selbst heut Mit¬
tag für Dich abgezogen, Du Schuft; in einer Stunde
kannst Du zurückkehren. Schwing' Dich auf den nie¬
drigen Balkon an der Ostseite des Hauses, die mitt¬
lere Flügelthüre findest Du offen, geh dann durch die
nächsten drei Gemächer bis in das Bibliothekzimmer,
dort erwarte mich. Adieu, Mann meiner Liebe! -- -- --

gen, ohne daß ſie mich da, wo ſie anfing intereſſant
zu werden, auf den Mund ſchlug, ſtill ſchweigen hieß,
aufſtand, einen Gang durchs Zimmer machte, dann
vor mir ſtehen blieb, zauſend in meine Haare griff und
halb zornig, halb lachend ſagte: Du hätteſt wohl auf
mich warten können mit Deinem Lieben, dreiſter Menſch.
Ich lachte und zog ſie an meine Bruſt, und drückte
die Hand in ihren Buſen, um den Pulsſchlag ihres
Herzens zu fühlen, und als ich ihr ſagte, ſie hätte ja
kein Herz, da ſchlug ſie mich ins Geſicht und ging hin¬
weg. Ich ſprang ihr nach — „ſtill,“ ſagte ſie —
„Du mußt jetzt fort, es wird zu ſpät, meine Diener¬
ſchaft kümmert mich zwar nicht; aber es reizt mich,
nichts vor dem beſorgten Bürgerweibe voraus zu haben —
man ſoll Dich fortgehen ſehn. Dieſer Schlüſſel — ſie
nahm ihn von jenem kleinen Tiſche am Divan — ſchließt
die weſtliche Gartenpforte, ich habe ihn ſelbſt heut Mit¬
tag für Dich abgezogen, Du Schuft; in einer Stunde
kannſt Du zurückkehren. Schwing' Dich auf den nie¬
drigen Balkon an der Oſtſeite des Hauſes, die mitt¬
lere Flügelthüre findeſt Du offen, geh dann durch die
nächſten drei Gemächer bis in das Bibliothekzimmer,
dort erwarte mich. Adieu, Mann meiner Liebe! — — —

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[126/0136] gen, ohne daß ſie mich da, wo ſie anfing intereſſant zu werden, auf den Mund ſchlug, ſtill ſchweigen hieß, aufſtand, einen Gang durchs Zimmer machte, dann vor mir ſtehen blieb, zauſend in meine Haare griff und halb zornig, halb lachend ſagte: Du hätteſt wohl auf mich warten können mit Deinem Lieben, dreiſter Menſch. Ich lachte und zog ſie an meine Bruſt, und drückte die Hand in ihren Buſen, um den Pulsſchlag ihres Herzens zu fühlen, und als ich ihr ſagte, ſie hätte ja kein Herz, da ſchlug ſie mich ins Geſicht und ging hin¬ weg. Ich ſprang ihr nach — „ſtill,“ ſagte ſie — „Du mußt jetzt fort, es wird zu ſpät, meine Diener¬ ſchaft kümmert mich zwar nicht; aber es reizt mich, nichts vor dem beſorgten Bürgerweibe voraus zu haben — man ſoll Dich fortgehen ſehn. Dieſer Schlüſſel — ſie nahm ihn von jenem kleinen Tiſche am Divan — ſchließt die weſtliche Gartenpforte, ich habe ihn ſelbſt heut Mit¬ tag für Dich abgezogen, Du Schuft; in einer Stunde kannſt Du zurückkehren. Schwing' Dich auf den nie¬ drigen Balkon an der Oſtſeite des Hauſes, die mitt¬ lere Flügelthüre findeſt Du offen, geh dann durch die nächſten drei Gemächer bis in das Bibliothekzimmer, dort erwarte mich. Adieu, Mann meiner Liebe! — — —

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0101_1833/136>, abgerufen am 27.11.2024.