Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.herunter, wir wuschen das Blut ab und es zeigte sich herunter, wir wuſchen das Blut ab und es zeigte ſich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0153" n="143"/> herunter, wir wuſchen das Blut ab und es zeigte ſich<lb/> zu meiner Freude und ihrem Entſetzen eine tiefe lange<lb/> Fleiſchwunde. Ich beruhigte ſie mit Mühe, daß das<lb/> gar nichts zu ſagen habe und nichts als eine kleine<lb/> Narbe bringe. Ihre Thränen fielen heiß darauf und<lb/> kaum hielt ich ſie vom fortwährenden Küſſen der Wunde<lb/> ab. Sie riß alle Schübe auf, und brachte Linnen und<lb/> allerlei Verbandzeug. Unter immerwährenden Fragen,<lb/> „ach, es ſchmerzt Dich wohl ſehr?“ „Ach mein armer<lb/> Hyppolit!“ verband ſie den Arm, und wollte gar nicht<lb/> daran glauben, daß ich wohl und munter ſei. Ein<lb/> wenig erſchöpft war ich doch und ſtreckte mich aufs Sopha,<lb/> Desdemona kniete vor mir, und ſtrich mir die verwirrten<lb/> Locken von der Stirn und den wirren Bart vom Munde,<lb/> und küßte mich ſanft wie ein warmer ſchmeichelnder Luft¬<lb/> zug. Sie ſah rührend aus. Der bunte Rock ſtach ſo<lb/> wunderlich ab von der ſtillen Trauer, die über ihr gan¬<lb/> zes Weſen gegoſſen war, von dem ſchneeweißen Halſe<lb/> und der Bruſt, die wie ſtets gleichmäßige Ruhe unter<lb/> den Freuden der bunten Blumen des Rockes lag. Das<lb/> glänzend ſchwarze, geringelte Haar ſchaukelte ſich wie<lb/> eine Nacht der Poeſie auf den ſchimmernden Bäumen<lb/> des Südens. Das blaſſe Geſicht mit den weichen Zü¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [143/0153]
herunter, wir wuſchen das Blut ab und es zeigte ſich
zu meiner Freude und ihrem Entſetzen eine tiefe lange
Fleiſchwunde. Ich beruhigte ſie mit Mühe, daß das
gar nichts zu ſagen habe und nichts als eine kleine
Narbe bringe. Ihre Thränen fielen heiß darauf und
kaum hielt ich ſie vom fortwährenden Küſſen der Wunde
ab. Sie riß alle Schübe auf, und brachte Linnen und
allerlei Verbandzeug. Unter immerwährenden Fragen,
„ach, es ſchmerzt Dich wohl ſehr?“ „Ach mein armer
Hyppolit!“ verband ſie den Arm, und wollte gar nicht
daran glauben, daß ich wohl und munter ſei. Ein
wenig erſchöpft war ich doch und ſtreckte mich aufs Sopha,
Desdemona kniete vor mir, und ſtrich mir die verwirrten
Locken von der Stirn und den wirren Bart vom Munde,
und küßte mich ſanft wie ein warmer ſchmeichelnder Luft¬
zug. Sie ſah rührend aus. Der bunte Rock ſtach ſo
wunderlich ab von der ſtillen Trauer, die über ihr gan¬
zes Weſen gegoſſen war, von dem ſchneeweißen Halſe
und der Bruſt, die wie ſtets gleichmäßige Ruhe unter
den Freuden der bunten Blumen des Rockes lag. Das
glänzend ſchwarze, geringelte Haar ſchaukelte ſich wie
eine Nacht der Poeſie auf den ſchimmernden Bäumen
des Südens. Das blaſſe Geſicht mit den weichen Zü¬
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