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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.

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lasse mir das im höhern Schauspiele gefallen, [w][o] die
modernen bürgerlichen Verhältnisse in ihrer Kleinheit ver¬
schwinden in der künstlerischen Höhe der Gedanken und
Gefühle, aber im Lustspiele bleibts doch immer sehr drol¬
lig. Drum bin ich noch immer der Meinung, nur ein
Mann von Welt wisse ein feines modernes Lustspiel zu
schreiben. Es müßte denn wie in Williams Lustspiele
das bunte Zelt phantastischer P oesis zum Ort der Hand¬
lung aufgeschlagen werden.

Rosa fand unsere schnelle Bekanntschaft ganz in
der Ordnung, alle die kleinen Nebenwege der gewöhn¬
lichen Liebschaften sind ihr durch die Bühne abgeschlossen
worden, sie fängt auf dem Punkte an, wo andere
Mädchen nach mannigfachen telegraphischen Depeschen,
verhüllten Andeutungen, Pfänderspielen, gegenseitigen
Träumen, schüchternen Worten, geflügelten Sonetten,
Notenaustausch etc. anlangen. Ich gestehe, das ist
Mangel eines romantischen Reizes, das ist selbst mir zu
modern, obwohl sehr bequem. Auf jenem Punkte bleibt
sie nun aber stehen; das ist ein Mißverhältniß in den
einzelnen Theilen, reizt mich zwar ein wenig, ist mir
aber unbehaglich.

Man läuft gern lang nach einer goldnen Frucht,

laſſe mir das im höhern Schauſpiele gefallen, [w][o] die
modernen bürgerlichen Verhältniſſe in ihrer Kleinheit ver¬
ſchwinden in der künſtleriſchen Höhe der Gedanken und
Gefühle, aber im Luſtſpiele bleibts doch immer ſehr drol¬
lig. Drum bin ich noch immer der Meinung, nur ein
Mann von Welt wiſſe ein feines modernes Luſtſpiel zu
ſchreiben. Es müßte denn wie in Williams Luſtſpiele
das bunte Zelt phantaſtiſcher P oësis zum Ort der Hand¬
lung aufgeſchlagen werden.

Roſa fand unſere ſchnelle Bekanntſchaft ganz in
der Ordnung, alle die kleinen Nebenwege der gewöhn¬
lichen Liebſchaften ſind ihr durch die Bühne abgeſchloſſen
worden, ſie fängt auf dem Punkte an, wo andere
Mädchen nach mannigfachen telegraphiſchen Depeſchen,
verhüllten Andeutungen, Pfänderſpielen, gegenſeitigen
Träumen, ſchüchternen Worten, geflügelten Sonetten,
Notenaustauſch ꝛc. anlangen. Ich geſtehe, das iſt
Mangel eines romantiſchen Reizes, das iſt ſelbſt mir zu
modern, obwohl ſehr bequem. Auf jenem Punkte bleibt
ſie nun aber ſtehen; das iſt ein Mißverhältniß in den
einzelnen Theilen, reizt mich zwar ein wenig, iſt mir
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[26/0036] laſſe mir das im höhern Schauſpiele gefallen, wo die modernen bürgerlichen Verhältniſſe in ihrer Kleinheit ver¬ ſchwinden in der künſtleriſchen Höhe der Gedanken und Gefühle, aber im Luſtſpiele bleibts doch immer ſehr drol¬ lig. Drum bin ich noch immer der Meinung, nur ein Mann von Welt wiſſe ein feines modernes Luſtſpiel zu ſchreiben. Es müßte denn wie in Williams Luſtſpiele das bunte Zelt phantaſtiſcher P oësis zum Ort der Hand¬ lung aufgeſchlagen werden. Roſa fand unſere ſchnelle Bekanntſchaft ganz in der Ordnung, alle die kleinen Nebenwege der gewöhn¬ lichen Liebſchaften ſind ihr durch die Bühne abgeſchloſſen worden, ſie fängt auf dem Punkte an, wo andere Mädchen nach mannigfachen telegraphiſchen Depeſchen, verhüllten Andeutungen, Pfänderſpielen, gegenſeitigen Träumen, ſchüchternen Worten, geflügelten Sonetten, Notenaustauſch ꝛc. anlangen. Ich geſtehe, das iſt Mangel eines romantiſchen Reizes, das iſt ſelbſt mir zu modern, obwohl ſehr bequem. Auf jenem Punkte bleibt ſie nun aber ſtehen; das iſt ein Mißverhältniß in den einzelnen Theilen, reizt mich zwar ein wenig, iſt mir aber unbehaglich. Man läuft gern lang nach einer goldnen Frucht,

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0101_1833/36>, abgerufen am 23.11.2024.