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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.

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aber am Baume angekommen streckt man nicht gern die
Hand tagelang aus.

Sie duldet meinen Kuß auf den Arm, auf die
Schulter, aber wenn ich sie umfasse und auf den Mund
küssen will, so hält sie mir den Mund zu, und wehrt
mich entschieden ab. Das würde mir bald langweilig
werden, wäre sie nicht gar so hübsch.

Die alte Pflegemutter hatte zu Muhmen und Ba¬
sen geschwatzt, ich wolle Rosa heirathen -- meinen Na¬
men hatte sie schon am andern Tage erfahren -- das
hat sich bald verbreitet, und heut fragt mich meine Schwe¬
ster darnach. Das ist mir sehr fatal und verleidet mir
die Sache. Das Ganze wird dadurch so platt bürgerlich.
Was einem das dumme Volk das Leben erschwert!
Das Mährchen konnte so duftig einsam abgesungen wer¬
den, wie in einem dunkeln Kiosk im Morgenlande. Ich
werde an Rosa schreiben, und versuchen, der Sache
einen andern Schwung, eine andere Wendung zu geben.

Ade!

2 *

aber am Baume angekommen ſtreckt man nicht gern die
Hand tagelang aus.

Sie duldet meinen Kuß auf den Arm, auf die
Schulter, aber wenn ich ſie umfaſſe und auf den Mund
küſſen will, ſo hält ſie mir den Mund zu, und wehrt
mich entſchieden ab. Das würde mir bald langweilig
werden, wäre ſie nicht gar ſo hübſch.

Die alte Pflegemutter hatte zu Muhmen und Ba¬
ſen geſchwatzt, ich wolle Roſa heirathen — meinen Na¬
men hatte ſie ſchon am andern Tage erfahren — das
hat ſich bald verbreitet, und heut fragt mich meine Schwe¬
ſter darnach. Das iſt mir ſehr fatal und verleidet mir
die Sache. Das Ganze wird dadurch ſo platt bürgerlich.
Was einem das dumme Volk das Leben erſchwert!
Das Mährchen konnte ſo duftig einſam abgeſungen wer¬
den, wie in einem dunkeln Kiosk im Morgenlande. Ich
werde an Roſa ſchreiben, und verſuchen, der Sache
einen andern Schwung, eine andere Wendung zu geben.

Ade!

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[27/0037] aber am Baume angekommen ſtreckt man nicht gern die Hand tagelang aus. Sie duldet meinen Kuß auf den Arm, auf die Schulter, aber wenn ich ſie umfaſſe und auf den Mund küſſen will, ſo hält ſie mir den Mund zu, und wehrt mich entſchieden ab. Das würde mir bald langweilig werden, wäre ſie nicht gar ſo hübſch. Die alte Pflegemutter hatte zu Muhmen und Ba¬ ſen geſchwatzt, ich wolle Roſa heirathen — meinen Na¬ men hatte ſie ſchon am andern Tage erfahren — das hat ſich bald verbreitet, und heut fragt mich meine Schwe¬ ſter darnach. Das iſt mir ſehr fatal und verleidet mir die Sache. Das Ganze wird dadurch ſo platt bürgerlich. Was einem das dumme Volk das Leben erſchwert! Das Mährchen konnte ſo duftig einſam abgeſungen wer¬ den, wie in einem dunkeln Kiosk im Morgenlande. Ich werde an Roſa ſchreiben, und verſuchen, der Sache einen andern Schwung, eine andere Wendung zu geben. Ade! 2 *

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0101_1833/37>, abgerufen am 21.11.2024.