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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.

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Beschaffenheit gesprochen habe, so muß ich auch der Mo¬
ral Valers gedenken. Aber wie fang' ich das an? Ich
habe das Wort nie von ihm gehört. Nach manchen
leichten Aeußerungen, die er immer wieder in andern
für mich schwer verständlichen Worten verbarg, scheint
er ein schlechter Christ zu sein. Als ich ihn neulich des
Abends, wie die Gesellschaft auseinanderging, fragte,
ob er denn auch betete, da schüttelte der freche Mensch
lächelnd den Kopf, und sagte: "Nein -- ich sehe viel
in die Nacht, in Mond und Sterne hinein, und frage
sie, wer sie so schön gemacht -- aber was Sie beten
nennen, meine Holde" -- und dabei küßte er mir
zum ersten Male schelmisch die Hand -- "das hab' ich
nur als kleiner Bub' gethan, weil es die Mutter so
wollte." -- Ich war so verlegen und verwirrt von dem
Handküssen; ich kam mir dem klugen Manne gegen¬
über, der Alles in Entfernung von sich hält, dessen so
unwürdig vor, daß ich nichts zu sagen wußte.

-- Ich stand vom Schreiben auf und eilte an's
Fenster, weil ich Reiter und viel Geräusch hörte. Von
der einen Seite kam Graf Fips, von der andern ein
Fremder geritten, um den sich unsere jungen Gäste bald

Beſchaffenheit geſprochen habe, ſo muß ich auch der Mo¬
ral Valers gedenken. Aber wie fang' ich das an? Ich
habe das Wort nie von ihm gehört. Nach manchen
leichten Aeußerungen, die er immer wieder in andern
für mich ſchwer verſtändlichen Worten verbarg, ſcheint
er ein ſchlechter Chriſt zu ſein. Als ich ihn neulich des
Abends, wie die Geſellſchaft auseinanderging, fragte,
ob er denn auch betete, da ſchüttelte der freche Menſch
lächelnd den Kopf, und ſagte: „Nein — ich ſehe viel
in die Nacht, in Mond und Sterne hinein, und frage
ſie, wer ſie ſo ſchön gemacht — aber was Sie beten
nennen, meine Holde“ — und dabei küßte er mir
zum erſten Male ſchelmiſch die Hand — „das hab' ich
nur als kleiner Bub' gethan, weil es die Mutter ſo
wollte.“ — Ich war ſo verlegen und verwirrt von dem
Handküſſen; ich kam mir dem klugen Manne gegen¬
über, der Alles in Entfernung von ſich hält, deſſen ſo
unwürdig vor, daß ich nichts zu ſagen wußte.

— Ich ſtand vom Schreiben auf und eilte an's
Fenſter, weil ich Reiter und viel Geräuſch hörte. Von
der einen Seite kam Graf Fips, von der andern ein
Fremder geritten, um den ſich unſere jungen Gäſte bald

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[84/0094] Beſchaffenheit geſprochen habe, ſo muß ich auch der Mo¬ ral Valers gedenken. Aber wie fang' ich das an? Ich habe das Wort nie von ihm gehört. Nach manchen leichten Aeußerungen, die er immer wieder in andern für mich ſchwer verſtändlichen Worten verbarg, ſcheint er ein ſchlechter Chriſt zu ſein. Als ich ihn neulich des Abends, wie die Geſellſchaft auseinanderging, fragte, ob er denn auch betete, da ſchüttelte der freche Menſch lächelnd den Kopf, und ſagte: „Nein — ich ſehe viel in die Nacht, in Mond und Sterne hinein, und frage ſie, wer ſie ſo ſchön gemacht — aber was Sie beten nennen, meine Holde“ — und dabei küßte er mir zum erſten Male ſchelmiſch die Hand — „das hab' ich nur als kleiner Bub' gethan, weil es die Mutter ſo wollte.“ — Ich war ſo verlegen und verwirrt von dem Handküſſen; ich kam mir dem klugen Manne gegen¬ über, der Alles in Entfernung von ſich hält, deſſen ſo unwürdig vor, daß ich nichts zu ſagen wußte. Später. — Ich ſtand vom Schreiben auf und eilte an's Fenſter, weil ich Reiter und viel Geräuſch hörte. Von der einen Seite kam Graf Fips, von der andern ein Fremder geritten, um den ſich unſere jungen Gäſte bald

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0101_1833/94>, abgerufen am 24.11.2024.