Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.und will ihn ebenfalls mitnehmen; sie achtet und scheut Du merkst es wohl, daß ich aus Verzweiflung und will ihn ebenfalls mitnehmen; ſie achtet und ſcheut Du merkſt es wohl, daß ich aus Verzweiflung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0104" n="92"/> und will ihn ebenfalls mitnehmen; ſie achtet und ſcheut<lb/> Valerius und möchte ihn offenbar auch von der Par¬<lb/> tie haben. Ich glaube, ſie fürchtet am meiſten darum<lb/> für ſein Leben. Es iſt ein ſchwer zu ergründendes Weib.<lb/> An William will ſie ſich wahrſcheinlich einen gläubigen<lb/> verehrungsluſtigen Lamartine erziehen, der ſie in Oden<lb/> und Liedern preiſ't; daß er ein bedeutendes poetiſches<lb/> Talent iſt, hat ihr richtiger Takt längſt herausgefunden.<lb/> Und allerdings iſt er der Einzige, der ſich etwa noch<lb/> zum Hofſänger qualificirte. Sie behandelt ihn weg¬<lb/> werfend, und doch umſtrickt ſie ihn mit Aufmerkſamkeit,<lb/> während ſie Leopold wie ein Kind behandelt, das man<lb/> verhätſchelt. Ob alles dies, vor allem aber ihre innige<lb/> Theilnahme, die ſie dem Valer an den Tag legt, Op¬<lb/> poſitionsgeiſt gegen mich iſt, ich weiß es nicht: die<lb/> Frau weiß die Anfangsfäden ſo ſchlau zu verbergen, iſt<lb/> bizarr und affektirt Bizarrerien, ſo daß man ſchwer zur<lb/> richtigen Anſchauung kommt.</p><lb/> <p>Du merkſt es wohl, daß ich aus Verzweiflung<lb/> ſchwatze — umſonſt hab' ich Julia geſucht, ſie entzieht<lb/> ſich mir gefliſſentlich. Ich werde Schickſalstragödien le¬<lb/> ſen, denn ich glaube faſt: das Schickſal der Liebe und<lb/> des Weibes will ſich rächen an mir durch dieſes ſchöne<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [92/0104]
und will ihn ebenfalls mitnehmen; ſie achtet und ſcheut
Valerius und möchte ihn offenbar auch von der Par¬
tie haben. Ich glaube, ſie fürchtet am meiſten darum
für ſein Leben. Es iſt ein ſchwer zu ergründendes Weib.
An William will ſie ſich wahrſcheinlich einen gläubigen
verehrungsluſtigen Lamartine erziehen, der ſie in Oden
und Liedern preiſ't; daß er ein bedeutendes poetiſches
Talent iſt, hat ihr richtiger Takt längſt herausgefunden.
Und allerdings iſt er der Einzige, der ſich etwa noch
zum Hofſänger qualificirte. Sie behandelt ihn weg¬
werfend, und doch umſtrickt ſie ihn mit Aufmerkſamkeit,
während ſie Leopold wie ein Kind behandelt, das man
verhätſchelt. Ob alles dies, vor allem aber ihre innige
Theilnahme, die ſie dem Valer an den Tag legt, Op¬
poſitionsgeiſt gegen mich iſt, ich weiß es nicht: die
Frau weiß die Anfangsfäden ſo ſchlau zu verbergen, iſt
bizarr und affektirt Bizarrerien, ſo daß man ſchwer zur
richtigen Anſchauung kommt.
Du merkſt es wohl, daß ich aus Verzweiflung
ſchwatze — umſonſt hab' ich Julia geſucht, ſie entzieht
ſich mir gefliſſentlich. Ich werde Schickſalstragödien le¬
ſen, denn ich glaube faſt: das Schickſal der Liebe und
des Weibes will ſich rächen an mir durch dieſes ſchöne
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