Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.Mädchen. Sie ist die erste, der ich meine Liebe nach¬ Sieh, es ist soweit mit mir gekommen, daß ich Mädchen. Sie iſt die erſte, der ich meine Liebe nach¬ Sieh, es iſt ſoweit mit mir gekommen, daß ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0105" n="93"/> Mädchen. Sie iſt die erſte, der ich meine Liebe nach¬<lb/> trage wie ein Bettler dem hartherzigen Wanderer ſeine<lb/> Bitte — und ſie iſt's gerade, die mich verſchmäht.<lb/> Iſt mein Leben verdorrt, mein Blut vertrocknet, mein<lb/> Geiſt verſumpft? Wo liegt jenes Etwas, jener uner¬<lb/> klärliche Hauch der Sympathie, der das verbindende Mit¬<lb/> tel iſt zwiſchen den verſchiedenartigſten Weſen, der ſie<lb/> zuſammenzieht? Wo iſt jene Elfenbrücke, wo ſich des<lb/> Mannes und Weibes Gedanken im Mondſchein finden<lb/> und mit einander buhlen, eh' Mann und Weib die<lb/> klare Vorſtellung davon haben, und die dann zurückhüp¬<lb/> fen in die Tiefen der Herzen, ihre nächtlichen Geſchich¬<lb/> ten erzählen und die Liebe ſtiften wie ein Gedicht? O<lb/> ihr Elfenpoeten Julias und Hyppolits, wo ſeid ihr!</p><lb/> <p>Sieh, es iſt ſoweit mit mir gekommen, daß ich<lb/> klarer, ſonnenheller Menſch dem Mondſcheingeheimniß<lb/> der ſentimentalen Liebe nachſpüre, daß ich ein blaſſer<lb/> Romantiker werde; wo ich früher nichts als das offne<lb/> Walten der beſten Kräfte ſah, die ſich nach Naturgeſetzen<lb/> anziehen, da ſuch' ich jetzt myſteriöſe Sympathie. Es<lb/> iſt weit mit mir gekommen. Ich bin wie ein über¬<lb/> ſchwenglicher Mediziner; wenn ſeine Therapie nicht mehr<lb/> ausreicht, da flüchtet er zu den ſympathetiſchen Be¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [93/0105]
Mädchen. Sie iſt die erſte, der ich meine Liebe nach¬
trage wie ein Bettler dem hartherzigen Wanderer ſeine
Bitte — und ſie iſt's gerade, die mich verſchmäht.
Iſt mein Leben verdorrt, mein Blut vertrocknet, mein
Geiſt verſumpft? Wo liegt jenes Etwas, jener uner¬
klärliche Hauch der Sympathie, der das verbindende Mit¬
tel iſt zwiſchen den verſchiedenartigſten Weſen, der ſie
zuſammenzieht? Wo iſt jene Elfenbrücke, wo ſich des
Mannes und Weibes Gedanken im Mondſchein finden
und mit einander buhlen, eh' Mann und Weib die
klare Vorſtellung davon haben, und die dann zurückhüp¬
fen in die Tiefen der Herzen, ihre nächtlichen Geſchich¬
ten erzählen und die Liebe ſtiften wie ein Gedicht? O
ihr Elfenpoeten Julias und Hyppolits, wo ſeid ihr!
Sieh, es iſt ſoweit mit mir gekommen, daß ich
klarer, ſonnenheller Menſch dem Mondſcheingeheimniß
der ſentimentalen Liebe nachſpüre, daß ich ein blaſſer
Romantiker werde; wo ich früher nichts als das offne
Walten der beſten Kräfte ſah, die ſich nach Naturgeſetzen
anziehen, da ſuch' ich jetzt myſteriöſe Sympathie. Es
iſt weit mit mir gekommen. Ich bin wie ein über¬
ſchwenglicher Mediziner; wenn ſeine Therapie nicht mehr
ausreicht, da flüchtet er zu den ſympathetiſchen Be¬
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |