Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.37. Camilla an Valerius. Es ist sehr garstig, sehr garstig und ungezogen von 37. Camilla an Valerius. Es iſt ſehr garſtig, ſehr garſtig und ungezogen von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0173" n="161"/> </div> <div n="1"> <head>37.<lb/><hi rendition="#b #g">Camilla an Valerius.</hi><lb/></head> <p>Es iſt ſehr garſtig, ſehr garſtig und ungezogen von<lb/> Dir, daß Du Deine dummen Stadtgeſchäfte nicht ſchnel¬<lb/> ler abmachſt und länger, als Dir erlaubt war, ausbleibſt.<lb/> Alberta ängſtigt ſich um Dich, das thu' ich zwar nicht:<lb/> Du biſt ja ein ſtarker Mann, der im gewöhnlichen Le¬<lb/> bensgange den harten Nacken nicht brechen wird; aber<lb/> komm Herz, Seele, Gedanke meines Lebens, ich lechze<lb/> nach Deinem Auge, nach dem Druck Deiner Hand; hätte<lb/> ich nur eine Wange von Dir da, um mein heiß Ge¬<lb/> ſicht darauf zu drücken. Bis geſtern Abend war ich doch<lb/> eigentlich ſehr heiter, ich ſaß lange auf Deinem Zimmer,<lb/> naſchte in Deinen Papieren herum und ſang Deine Lie¬<lb/> der; ich fand es ſogar ſchön, Dich einmal nicht zu ha¬<lb/> ben, um zu ſehen, wie viel mir fehle, um meiner Schwäche<lb/> zu trotzen und allein zu leben. Die gute Alberta war<lb/> viel trauriger, und ſprach immerwährend mit einiger Sehn¬<lb/> ſucht von Dir. Als der Abend kam, gingen wir Dir<lb/> entgegen, die Weiber, nicht die Hexen erwarteten den<lb/> Makbeth auf der Haide, — er kam nicht. Da brach<lb/> alle Gluth und Leidenſchaft, über welche mich die Ruhe des<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [161/0173]
37.
Camilla an Valerius.
Es iſt ſehr garſtig, ſehr garſtig und ungezogen von
Dir, daß Du Deine dummen Stadtgeſchäfte nicht ſchnel¬
ler abmachſt und länger, als Dir erlaubt war, ausbleibſt.
Alberta ängſtigt ſich um Dich, das thu' ich zwar nicht:
Du biſt ja ein ſtarker Mann, der im gewöhnlichen Le¬
bensgange den harten Nacken nicht brechen wird; aber
komm Herz, Seele, Gedanke meines Lebens, ich lechze
nach Deinem Auge, nach dem Druck Deiner Hand; hätte
ich nur eine Wange von Dir da, um mein heiß Ge¬
ſicht darauf zu drücken. Bis geſtern Abend war ich doch
eigentlich ſehr heiter, ich ſaß lange auf Deinem Zimmer,
naſchte in Deinen Papieren herum und ſang Deine Lie¬
der; ich fand es ſogar ſchön, Dich einmal nicht zu ha¬
ben, um zu ſehen, wie viel mir fehle, um meiner Schwäche
zu trotzen und allein zu leben. Die gute Alberta war
viel trauriger, und ſprach immerwährend mit einiger Sehn¬
ſucht von Dir. Als der Abend kam, gingen wir Dir
entgegen, die Weiber, nicht die Hexen erwarteten den
Makbeth auf der Haide, — er kam nicht. Da brach
alle Gluth und Leidenſchaft, über welche mich die Ruhe des
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