sie eine ausschweifende -- Hyppolits Zornader schwoll hoch auf. -- Ich habe Ihnen den Contretanz zugesagt, der eben beginnt, sagte die friedliebende Julia zu ihm und entführte den Kampflustigen. Perier sah ernst und fast zürnend darein. Er hat ein von Verstand und Denken durchwühltes Gesicht. Ich ging in den Tanz¬ saal und betrachtete mir die Jugend Frankreichs. Mein Blick fiel bald auf Hyppolit und Julia, sie tanzten nachlässig, Hyppolit sprach eifrig, sah sehr erhitzt aus. Ich trat näher hinzu und sah, wie er ihre Hand krampf¬ haft festhielt. Der Tanz war zu Ende, er ließ sie nicht los und begleitete sie nach einem Nebenzimmer, oder vielmehr schien sie nothgedrungen ihn zu begleiten. Ein unaussprechlich bittender Blick von ihr traf mich, ich folgte ihnen. Hyppolit eilte mit seiner Beute durch die von Gästen angefüllten Zimmer nach den entlegneren leeren. Mich bemerkte er nicht, mit dem Rücken ge¬ gen mich hielt er in einem leeren Gemach inne, um¬ faßte Julien und beschwor sie mit herzzerreißender Stimme, den innigsten Worten, seine Liebe nicht ferner zu ver¬ schmähen; er werde sanft und mild sein, er liebe sie bis zur Raserei. -- -- Julia weinte heftig, Hyppolit ließ sie los und küßte sie auf das feuchte Auge, sie schauerte
ſie eine ausſchweifende — Hyppolits Zornader ſchwoll hoch auf. — Ich habe Ihnen den Contretanz zugeſagt, der eben beginnt, ſagte die friedliebende Julia zu ihm und entführte den Kampfluſtigen. Perier ſah ernſt und faſt zürnend darein. Er hat ein von Verſtand und Denken durchwühltes Geſicht. Ich ging in den Tanz¬ ſaal und betrachtete mir die Jugend Frankreichs. Mein Blick fiel bald auf Hyppolit und Julia, ſie tanzten nachläſſig, Hyppolit ſprach eifrig, ſah ſehr erhitzt aus. Ich trat näher hinzu und ſah, wie er ihre Hand krampf¬ haft feſthielt. Der Tanz war zu Ende, er ließ ſie nicht los und begleitete ſie nach einem Nebenzimmer, oder vielmehr ſchien ſie nothgedrungen ihn zu begleiten. Ein unausſprechlich bittender Blick von ihr traf mich, ich folgte ihnen. Hyppolit eilte mit ſeiner Beute durch die von Gäſten angefüllten Zimmer nach den entlegneren leeren. Mich bemerkte er nicht, mit dem Rücken ge¬ gen mich hielt er in einem leeren Gemach inne, um¬ faßte Julien und beſchwor ſie mit herzzerreißender Stimme, den innigſten Worten, ſeine Liebe nicht ferner zu ver¬ ſchmähen; er werde ſanft und mild ſein, er liebe ſie bis zur Raſerei. — — Julia weinte heftig, Hyppolit ließ ſie los und küßte ſie auf das feuchte Auge, ſie ſchauerte
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ſie eine ausſchweifende — Hyppolits Zornader ſchwoll
hoch auf. — Ich habe Ihnen den Contretanz zugeſagt,
der eben beginnt, ſagte die friedliebende Julia zu ihm
und entführte den Kampfluſtigen. Perier ſah ernſt und
faſt zürnend darein. Er hat ein von Verſtand und
Denken durchwühltes Geſicht. Ich ging in den Tanz¬
ſaal und betrachtete mir die Jugend Frankreichs. Mein
Blick fiel bald auf Hyppolit und Julia, ſie tanzten
nachläſſig, Hyppolit ſprach eifrig, ſah ſehr erhitzt aus.
Ich trat näher hinzu und ſah, wie er ihre Hand krampf¬
haft feſthielt. Der Tanz war zu Ende, er ließ ſie nicht
los und begleitete ſie nach einem Nebenzimmer, oder
vielmehr ſchien ſie nothgedrungen ihn zu begleiten. Ein
unausſprechlich bittender Blick von ihr traf mich, ich
folgte ihnen. Hyppolit eilte mit ſeiner Beute durch die
von Gäſten angefüllten Zimmer nach den entlegneren
leeren. Mich bemerkte er nicht, mit dem Rücken ge¬
gen mich hielt er in einem leeren Gemach inne, um¬
faßte Julien und beſchwor ſie mit herzzerreißender Stimme,
den innigſten Worten, ſeine Liebe nicht ferner zu ver¬
ſchmähen; er werde ſanft und mild ſein, er liebe ſie bis
zur Raſerei. — — Julia weinte heftig, Hyppolit ließ
ſie los und küßte ſie auf das feuchte Auge, ſie ſchauerte
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0102_1833/192>, abgerufen am 25.02.2025.
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