Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.-- aus vollem Herzen und mit inniger Ueberzeugung — aus vollem Herzen und mit inniger Ueberzeugung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0028" n="16"/> — aus vollem Herzen und mit inniger Ueberzeugung<lb/> von der Freiheit jeder Art. Sie horchte mir mit ge¬<lb/> ſenktem Haupe zu, plötzlich blieb ſie ſtehen, ſah mich<lb/> mit den rührenden Blicken eines Engels, dem das Ge¬<lb/> fühl die Bruſt ſprengen will, lange und innig an, faßte<lb/> auf einmal mein Geſicht in ihre beiden Hände, legte<lb/> das Köpfchen auf meine Bruſt und ſprach: „Sie ſind<lb/> ein guter Mann“ — dann flog ſie ſchüchtern wie ein<lb/> Reh von dannen. Wenn Hyppolit mit ihr ſprach, ſo<lb/> ſchauerte ſie in Liebesluſt; ich hab immer gefürchtet,<lb/> ſie werde ihm einmal öffentlich um den Hals fallen.<lb/> Graf Fips läßt immer neue Kravatten und Fracks aus<lb/> der Stadt kommen, ich glaube aber, er fängt allmäh¬<lb/> lig an zu verzweifeln, wenigſtens ſpricht er ſchon ſehr<lb/> lange von der Abreiſe. Er iſt in einer ſehr üblen Stel¬<lb/> lung, und ich bewundre aufrichtig die Schaafsgeduld die¬<lb/> ſes Menſchen, dies Treiben mehrere Wochen mit anzu¬<lb/> ſehen. Uns bürgerliches Pack verachtet er natürlich im<lb/> Grunde ſeines Herzens und in Verzweiflung richtet er<lb/> hie und da das Geſpräch an den legitimen William,<lb/> das iſt der einzige Knopf ſeines Rocks, auf den er ſich<lb/> verlaſſen kann. Der Graf ſucht das Geſpräch immer<lb/> allgemein zu machen, und das liebt Graf Fips nicht;<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [16/0028]
— aus vollem Herzen und mit inniger Ueberzeugung
von der Freiheit jeder Art. Sie horchte mir mit ge¬
ſenktem Haupe zu, plötzlich blieb ſie ſtehen, ſah mich
mit den rührenden Blicken eines Engels, dem das Ge¬
fühl die Bruſt ſprengen will, lange und innig an, faßte
auf einmal mein Geſicht in ihre beiden Hände, legte
das Köpfchen auf meine Bruſt und ſprach: „Sie ſind
ein guter Mann“ — dann flog ſie ſchüchtern wie ein
Reh von dannen. Wenn Hyppolit mit ihr ſprach, ſo
ſchauerte ſie in Liebesluſt; ich hab immer gefürchtet,
ſie werde ihm einmal öffentlich um den Hals fallen.
Graf Fips läßt immer neue Kravatten und Fracks aus
der Stadt kommen, ich glaube aber, er fängt allmäh¬
lig an zu verzweifeln, wenigſtens ſpricht er ſchon ſehr
lange von der Abreiſe. Er iſt in einer ſehr üblen Stel¬
lung, und ich bewundre aufrichtig die Schaafsgeduld die¬
ſes Menſchen, dies Treiben mehrere Wochen mit anzu¬
ſehen. Uns bürgerliches Pack verachtet er natürlich im
Grunde ſeines Herzens und in Verzweiflung richtet er
hie und da das Geſpräch an den legitimen William,
das iſt der einzige Knopf ſeines Rocks, auf den er ſich
verlaſſen kann. Der Graf ſucht das Geſpräch immer
allgemein zu machen, und das liebt Graf Fips nicht;
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