Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.und nichts weniger werth als der Muhamedanismus etc. -- Laß mir nur etwas Zeit, ich werd' mich schon und nichts weniger werth als der Muhamedanismus ꝛc. — Laß mir nur etwas Zeit, ich werd' mich ſchon <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0091" n="79"/> und nichts weniger werth als der Muhamedanismus ꝛc. —<lb/> aber das Gedicht, die Chriſtuslehre, und die zum Grunde<lb/> liegende Idee, die es hervorgerufen hat und neu belebt,<lb/> ſollen die nicht mehr als lumpige 18 Jahrhunderte ſich<lb/> halten können? Fragſt Du denn bei der Ilias, ob ſie<lb/> ein zeitgemäßes Epos ſei? Lieber Katholik, als in der<lb/> Religion Rationaliſt.</p><lb/> <p>Laß mir nur etwas Zeit, ich werd' mich ſchon<lb/> finden; der alte und neue Menſch wirthſchaften noch<lb/> heftig in mir. Du achteſt ja jede Individualität, achte<lb/> auch vor der Hand meine taſtende. Und bildet ſich am<lb/> Ende auch eine Dir entgegengeſetzte heraus, gewähr'<lb/> mir nicht nur Gerechtigkeit, ich weiß, das wirſt Du<lb/> immer, ſondern auch Theilnahme. Es regen ſich aber<lb/> wieder Gedanken des alten Menſchen in mir, drum<lb/> werd' ich plötzlich ſo kleinlaut: ich kann ſie nicht un¬<lb/> terdrücken. „O wenn ich nicht gar zu vernünftig wäre,<lb/> ſo machte ich tolle Streiche.“ Es wäre gewiß recht<lb/> gut für mich, wenn ich mich eine Zeitlang des Den¬<lb/> kens enthielte. Es giebt in der That keine ſchädlichere<lb/> Erfindung. Da ſitzt man nun und konſtruirt und ab¬<lb/> ſtrahirt ſich ein Leben und einen Begriff von Dem und<lb/> Jenem, anſtatt zu leben und den Sachen herzhaft, ohne<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [79/0091]
und nichts weniger werth als der Muhamedanismus ꝛc. —
aber das Gedicht, die Chriſtuslehre, und die zum Grunde
liegende Idee, die es hervorgerufen hat und neu belebt,
ſollen die nicht mehr als lumpige 18 Jahrhunderte ſich
halten können? Fragſt Du denn bei der Ilias, ob ſie
ein zeitgemäßes Epos ſei? Lieber Katholik, als in der
Religion Rationaliſt.
Laß mir nur etwas Zeit, ich werd' mich ſchon
finden; der alte und neue Menſch wirthſchaften noch
heftig in mir. Du achteſt ja jede Individualität, achte
auch vor der Hand meine taſtende. Und bildet ſich am
Ende auch eine Dir entgegengeſetzte heraus, gewähr'
mir nicht nur Gerechtigkeit, ich weiß, das wirſt Du
immer, ſondern auch Theilnahme. Es regen ſich aber
wieder Gedanken des alten Menſchen in mir, drum
werd' ich plötzlich ſo kleinlaut: ich kann ſie nicht un¬
terdrücken. „O wenn ich nicht gar zu vernünftig wäre,
ſo machte ich tolle Streiche.“ Es wäre gewiß recht
gut für mich, wenn ich mich eine Zeitlang des Den¬
kens enthielte. Es giebt in der That keine ſchädlichere
Erfindung. Da ſitzt man nun und konſtruirt und ab¬
ſtrahirt ſich ein Leben und einen Begriff von Dem und
Jenem, anſtatt zu leben und den Sachen herzhaft, ohne
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