Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.sein mit mir zu fliehen. Ich sprang zu ihr, drückte Ich führte sie in eine dunkle Kastanienallee, die ſein mit mir zu fliehen. Ich ſprang zu ihr, drückte Ich führte ſie in eine dunkle Kaſtanienallee, die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0099" n="87"/> ſein mit mir zu fliehen. Ich ſprang zu ihr, drückte<lb/> ihre Hand an meine Lippen und bat, wirklich ſchmerz¬<lb/> lich erregt, ſo ſanft als ich konnte, ſie möge nicht ſo<lb/> hart gegen mich ſein, ſie möge mich nicht fliehen. Ei¬<lb/> nen Augenblick ſtand ſie unſchlüßig mit geſenktem Köpf¬<lb/> chen, ließ mir aber ihre Hand, dann ſah ſie auf, das<lb/> Waſſer ſtand ihr in den Augen, der alte Hyppolit er¬<lb/> wachte, ich wollte ſie in meine Arme ſchließen; ſie drückte<lb/> mir aber die warme kleine Hand in's Geſicht, ſchüttelte<lb/> weinend ihre Locken und ging nach der Thür. Wo<lb/> hätte ich ſonſt das Abweiſen eines Sturms ſo ohne<lb/> neuen Verſuch hingehen laſſen! Ich blieb ſtarr und trau¬<lb/> rig ſtehen. Und dies ſchien ſie zu ermuthigen. Sie<lb/> hatte ſchon die Thür in der Hand, als ſie mit ihrer<lb/> rührenden Stimme ſagte: „Wollen wir einen Gang<lb/> durch den Garten machen?“</p><lb/> <p>Ich führte ſie in eine dunkle Kaſtanienallee, die<lb/> aus dem Garten in ein nahes Wäldchen führt. Sanft<lb/> und mild war ſie und ſprach mehr als gewöhnlich. Ich<lb/> faßte ihren Arm, um ſie zu führen; ſie bebte zuſammen,<lb/> als meine Hand ſie berührte. Mein ungeduldiges Herz<lb/> duldete den Zwang nicht länger, es drängte mich ſtür¬<lb/> miſch das blühende Mädchen zu umarmen. Ihre klare,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [87/0099]
ſein mit mir zu fliehen. Ich ſprang zu ihr, drückte
ihre Hand an meine Lippen und bat, wirklich ſchmerz¬
lich erregt, ſo ſanft als ich konnte, ſie möge nicht ſo
hart gegen mich ſein, ſie möge mich nicht fliehen. Ei¬
nen Augenblick ſtand ſie unſchlüßig mit geſenktem Köpf¬
chen, ließ mir aber ihre Hand, dann ſah ſie auf, das
Waſſer ſtand ihr in den Augen, der alte Hyppolit er¬
wachte, ich wollte ſie in meine Arme ſchließen; ſie drückte
mir aber die warme kleine Hand in's Geſicht, ſchüttelte
weinend ihre Locken und ging nach der Thür. Wo
hätte ich ſonſt das Abweiſen eines Sturms ſo ohne
neuen Verſuch hingehen laſſen! Ich blieb ſtarr und trau¬
rig ſtehen. Und dies ſchien ſie zu ermuthigen. Sie
hatte ſchon die Thür in der Hand, als ſie mit ihrer
rührenden Stimme ſagte: „Wollen wir einen Gang
durch den Garten machen?“
Ich führte ſie in eine dunkle Kaſtanienallee, die
aus dem Garten in ein nahes Wäldchen führt. Sanft
und mild war ſie und ſprach mehr als gewöhnlich. Ich
faßte ihren Arm, um ſie zu führen; ſie bebte zuſammen,
als meine Hand ſie berührte. Mein ungeduldiges Herz
duldete den Zwang nicht länger, es drängte mich ſtür¬
miſch das blühende Mädchen zu umarmen. Ihre klare,
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