Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.Abend vor'm heiligen Martinstage, die Leute in Florian ist übrigens der beste Mann im Lande, Abend vor’m heiligen Martinstage, die Leute in Florian iſt übrigens der beſte Mann im Lande, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0120" n="110"/> Abend vor’m heiligen Martinstage, die Leute in<lb/> Wavre gedenken alle Jahre dieſes Abends. Denn<lb/> als ſie noch nicht fertig waren mit der Axt, die<lb/> der Schmied hämmerte, und dem Liede, das ſie<lb/> alle ſangen, da kamen die Ruſſen aus Warſchau<lb/> und wollten den Florian gefangen nehmen, weil<lb/> er ein aufrühreriſcher Kopf ſei. Der Schmied aber<lb/> ſchlug dem erſten, der ihm nahe kam, den Ham-<lb/> mer vor den Kopf, daß er hinſchlug wie ein um-<lb/> gehauener Baum. Nun ging das Schießen los,<lb/> denn es wagte ſich keiner mehr an den Polen.<lb/> Es dauerte auch nicht lange, da lag Florians<lb/> Weib und ſein rüſtiger Junge im Blute, und der<lb/> Schmied ſtürzte heraus wie ein angeſchoſſener Eber<lb/> mitten unter die Soldaten — ſie fuhren entſetzt<lb/> nach allen Seiten auseinander, und ehe ſie ſich<lb/> wieder ſammelten, war Florian in den Wäldern.<lb/> Jeder Ruſſe, der ihn wieder geſehn, hat’s mit dem<lb/> Leben bezahlt. —</p><lb/> <p>Florian iſt übrigens der beſte Mann im Lande,<lb/> und thut keinem Kinde was zu Leide; viele Leute<lb/> halten ihn auch für einen Heiligen; aber unglück-<lb/> lich iſt er ſehr, und wenn er am Tage um unſer<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [110/0120]
Abend vor’m heiligen Martinstage, die Leute in
Wavre gedenken alle Jahre dieſes Abends. Denn
als ſie noch nicht fertig waren mit der Axt, die
der Schmied hämmerte, und dem Liede, das ſie
alle ſangen, da kamen die Ruſſen aus Warſchau
und wollten den Florian gefangen nehmen, weil
er ein aufrühreriſcher Kopf ſei. Der Schmied aber
ſchlug dem erſten, der ihm nahe kam, den Ham-
mer vor den Kopf, daß er hinſchlug wie ein um-
gehauener Baum. Nun ging das Schießen los,
denn es wagte ſich keiner mehr an den Polen.
Es dauerte auch nicht lange, da lag Florians
Weib und ſein rüſtiger Junge im Blute, und der
Schmied ſtürzte heraus wie ein angeſchoſſener Eber
mitten unter die Soldaten — ſie fuhren entſetzt
nach allen Seiten auseinander, und ehe ſie ſich
wieder ſammelten, war Florian in den Wäldern.
Jeder Ruſſe, der ihn wieder geſehn, hat’s mit dem
Leben bezahlt. —
Florian iſt übrigens der beſte Mann im Lande,
und thut keinem Kinde was zu Leide; viele Leute
halten ihn auch für einen Heiligen; aber unglück-
lich iſt er ſehr, und wenn er am Tage um unſer
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