Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.Vaterland geweint hat, so weint er des Nachts um Thaddäus sprach nicht weiter, es trat eine lange Die Thür des kleinen Häuschens öffnete sich, Vaterland geweint hat, ſo weint er des Nachts um Thaddäus ſprach nicht weiter, es trat eine lange Die Thür des kleinen Häuschens öffnete ſich, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0121" n="111"/> Vaterland geweint hat, ſo weint er des Nachts um<lb/> ſein Weib und ſeinen friſchen Buben — Herr, ſeit<lb/> ich den Schmied zum erſten Male in ſeinem Jammer<lb/> belauſcht habe, ſeit der Zeit hat mich nichts mehr<lb/> gerührt; — es war am verwichenen Martinsabende,<lb/> ich hatte einen Wolf erſchlagen, und wollte dem<lb/> Florian die Haut bringen für den Winter, da ſah<lb/> ich ihn durch die Thürſpalte vor ſeinem Heiligen<lb/> auf den Knien liegen, das Waſſer lief ihm in<lb/> den Bart, und er fragte ſchluchzend den lieben Gott,<lb/> ob er wohl wiſſe, wie ſchlecht es uns erginge im<lb/> Lande Polen. — —</p><lb/> <p>Thaddäus ſprach nicht weiter, es trat eine lange<lb/> Pauſe ein, und Valerius reichte ihm die Hand,<lb/> die jener heftig küßte. Der Mund des jungen<lb/> Polen brannte heiß und fieberiſch.</p><lb/> <p>Die Thür des kleinen Häuschens öffnete ſich,<lb/> und Hedwig erſchien auf der Schwelle, friſch wie<lb/> ein junger Waldbaum, den der Thau des Morgens<lb/> erquickt hat. Sie ſah mit Lächeln auf den Schlä-<lb/> fer im Winkel. Es lag ſo viel Schalkheit und ſo<lb/> viel Wehmuth in dieſem Lächeln, daß man nicht<lb/> wußte, ob jene größer als dieſe ſei. Joel ſchlug<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [111/0121]
Vaterland geweint hat, ſo weint er des Nachts um
ſein Weib und ſeinen friſchen Buben — Herr, ſeit
ich den Schmied zum erſten Male in ſeinem Jammer
belauſcht habe, ſeit der Zeit hat mich nichts mehr
gerührt; — es war am verwichenen Martinsabende,
ich hatte einen Wolf erſchlagen, und wollte dem
Florian die Haut bringen für den Winter, da ſah
ich ihn durch die Thürſpalte vor ſeinem Heiligen
auf den Knien liegen, das Waſſer lief ihm in
den Bart, und er fragte ſchluchzend den lieben Gott,
ob er wohl wiſſe, wie ſchlecht es uns erginge im
Lande Polen. — —
Thaddäus ſprach nicht weiter, es trat eine lange
Pauſe ein, und Valerius reichte ihm die Hand,
die jener heftig küßte. Der Mund des jungen
Polen brannte heiß und fieberiſch.
Die Thür des kleinen Häuschens öffnete ſich,
und Hedwig erſchien auf der Schwelle, friſch wie
ein junger Waldbaum, den der Thau des Morgens
erquickt hat. Sie ſah mit Lächeln auf den Schlä-
fer im Winkel. Es lag ſo viel Schalkheit und ſo
viel Wehmuth in dieſem Lächeln, daß man nicht
wußte, ob jene größer als dieſe ſei. Joel ſchlug
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