Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.denn die Jugend liebt die Poesie wie die frische Ueber diesem Treiben kam der Abend, Magyac, denn die Jugend liebt die Poeſie wie die friſche Ueber dieſem Treiben kam der Abend, Magyac, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0124" n="114"/> denn die Jugend liebt die Poeſie wie die friſche<lb/> Luft. Joel hatte ſie die deutſche Sprache gelehrt,<lb/> und wenn ſie ſich auch verwunderte, daß die Weiſen<lb/> alle ſo langſam gingen, ſo hörte ſie doch nicht auf<lb/> zu rufen: immer mehr, immer mehr!</p><lb/> <p>Ueber dieſem Treiben kam der Abend, Magyac,<lb/> der jenſeits des Grabens nach den im Dickicht unter-<lb/> gebrachten Pferden geſehn hatte, kehrte zurück, machte<lb/> in der Hütte ein Feuer an, und legte ſich auf ein<lb/> Strohlager in einen Winkel. Kamin oder Ofen<lb/> war nicht vorhanden, und der Rauch ſuchte ſich<lb/> durch die vielen Oeffnungen des Daches ſeinen Weg.<lb/> Kummervoll betrachtete Valerius dieſen unwirthlichen<lb/> Raum, des armen Schmiedes ſteten Aufenthalt.<lb/> Hedwig hatte ſich am Feuer niedergekauert, und<lb/> wärmte ſich die Hände; Joel war nicht zu ſehen,<lb/> bald aber hörte man von draußen her ſeine Stimme.<lb/> Auch ihm war das traurige Herz aufgegangen in<lb/> dieſen ſtillen Stunden, und was er nie zu ſprechen<lb/> wagte, das ſang er jetzt in die Nacht hinaus, in<lb/> den ſchweigſamen Wald hinein. Aber als ob es das<lb/> polniſche Land nicht verſtehen ſollte, ſang auch er<lb/> die Worte deutſcher Dichter. Er ſchien umher zu<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [114/0124]
denn die Jugend liebt die Poeſie wie die friſche
Luft. Joel hatte ſie die deutſche Sprache gelehrt,
und wenn ſie ſich auch verwunderte, daß die Weiſen
alle ſo langſam gingen, ſo hörte ſie doch nicht auf
zu rufen: immer mehr, immer mehr!
Ueber dieſem Treiben kam der Abend, Magyac,
der jenſeits des Grabens nach den im Dickicht unter-
gebrachten Pferden geſehn hatte, kehrte zurück, machte
in der Hütte ein Feuer an, und legte ſich auf ein
Strohlager in einen Winkel. Kamin oder Ofen
war nicht vorhanden, und der Rauch ſuchte ſich
durch die vielen Oeffnungen des Daches ſeinen Weg.
Kummervoll betrachtete Valerius dieſen unwirthlichen
Raum, des armen Schmiedes ſteten Aufenthalt.
Hedwig hatte ſich am Feuer niedergekauert, und
wärmte ſich die Hände; Joel war nicht zu ſehen,
bald aber hörte man von draußen her ſeine Stimme.
Auch ihm war das traurige Herz aufgegangen in
dieſen ſtillen Stunden, und was er nie zu ſprechen
wagte, das ſang er jetzt in die Nacht hinaus, in
den ſchweigſamen Wald hinein. Aber als ob es das
polniſche Land nicht verſtehen ſollte, ſang auch er
die Worte deutſcher Dichter. Er ſchien umher zu
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