Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

Auch der Schmied brach mit den Uebrigen auf.
Valerius wollte ihn gesprächig machen, er gab aber
nur kurze, wenn auch höfliche Antworten. Manasse
liebkos'te seinen Joel, und erzählte ihm, wie er in
jener Nacht des Aufbruchs aus dem Schlosse dort
angekommen sei, um ihn zu warnen vor den sich
immer mehr nach jener Seite ausbreitenden Russen.
Jhr wart fort, ich rannt' Euch nach. Auf dem
Wahlplatz im Walde fand ich einen schwerverwun-
deten Kosacken. Jch verband ihn, damit er mir
den Weg zeige, den Jhr eingeschlagen. Er wies
hierherzu -- "die letzten," sagte er, "seien hierherzu
geritten, ein junger Soldat mit schwarzem Haar
und Bart fei dabei gewesen." ""Das war der
junge Deutsche."" -- "Gleichgültig, Joel, ich bin
gelaufen, ohne zu ruhn, und hab' Dich gefunden." --
Dabei liebkos'te er ihn heftig.

Sie traten in den Wald, aber eine große Helle
in ihrem Rücken veranlaßte sie, noch einmal rück-
wärts zu schauen. Die Wildraufe und die Hütte
standen in lichten Flammen. Das ist der Feuer-
brand, sagte Hedwig, welchen Slodczek in's Dunkel
warf. Der Schmied sah traurig nach den lustigen

6 *

Auch der Schmied brach mit den Uebrigen auf.
Valerius wollte ihn geſprächig machen, er gab aber
nur kurze, wenn auch höfliche Antworten. Manaſſe
liebkoſ’te ſeinen Joel, und erzählte ihm, wie er in
jener Nacht des Aufbruchs aus dem Schloſſe dort
angekommen ſei, um ihn zu warnen vor den ſich
immer mehr nach jener Seite ausbreitenden Ruſſen.
Jhr wart fort, ich rannt’ Euch nach. Auf dem
Wahlplatz im Walde fand ich einen ſchwerverwun-
deten Koſacken. Jch verband ihn, damit er mir
den Weg zeige, den Jhr eingeſchlagen. Er wies
hierherzu — „die letzten,“ ſagte er, „ſeien hierherzu
geritten, ein junger Soldat mit ſchwarzem Haar
und Bart fei dabei geweſen.“ „„Das war der
junge Deutſche.““ — „Gleichgültig, Joel, ich bin
gelaufen, ohne zu ruhn, und hab’ Dich gefunden.“ —
Dabei liebkoſ’te er ihn heftig.

Sie traten in den Wald, aber eine große Helle
in ihrem Rücken veranlaßte ſie, noch einmal rück-
wärts zu ſchauen. Die Wildraufe und die Hütte
ſtanden in lichten Flammen. Das iſt der Feuer-
brand, ſagte Hedwig, welchen Slodczek in’s Dunkel
warf. Der Schmied ſah traurig nach den luſtigen

6 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0139" n="129"/>
          <p>Auch der Schmied brach mit den Uebrigen auf.<lb/>
Valerius wollte ihn ge&#x017F;prächig machen, er gab aber<lb/>
nur kurze, wenn auch höfliche Antworten. Mana&#x017F;&#x017F;e<lb/>
liebko&#x017F;&#x2019;te &#x017F;einen Joel, und erzählte ihm, wie er in<lb/>
jener Nacht des Aufbruchs aus dem Schlo&#x017F;&#x017F;e dort<lb/>
angekommen &#x017F;ei, um ihn zu warnen vor den &#x017F;ich<lb/>
immer mehr nach jener Seite ausbreitenden Ru&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Jhr wart fort, ich rannt&#x2019; Euch nach. Auf dem<lb/>
Wahlplatz im Walde fand ich einen &#x017F;chwerverwun-<lb/>
deten Ko&#x017F;acken. Jch verband ihn, damit er mir<lb/>
den Weg zeige, den Jhr einge&#x017F;chlagen. Er wies<lb/>
hierherzu &#x2014; &#x201E;die letzten,&#x201C; &#x017F;agte er, &#x201E;&#x017F;eien hierherzu<lb/>
geritten, ein junger Soldat mit &#x017F;chwarzem Haar<lb/>
und Bart fei dabei gewe&#x017F;en.&#x201C; &#x201E;&#x201E;Das war der<lb/>
junge Deut&#x017F;che.&#x201C;&#x201C; &#x2014; &#x201E;Gleichgültig, Joel, ich bin<lb/>
gelaufen, ohne zu ruhn, und hab&#x2019; Dich gefunden.&#x201C; &#x2014;<lb/>
Dabei liebko&#x017F;&#x2019;te er ihn heftig.</p><lb/>
          <p>Sie traten in den Wald, aber eine große Helle<lb/>
in ihrem Rücken veranlaßte &#x017F;ie, noch einmal rück-<lb/>
wärts zu &#x017F;chauen. Die Wildraufe und die Hütte<lb/>
&#x017F;tanden in lichten Flammen. Das i&#x017F;t der Feuer-<lb/>
brand, &#x017F;agte Hedwig, welchen Slodczek in&#x2019;s Dunkel<lb/>
warf. Der Schmied &#x017F;ah traurig nach den lu&#x017F;tigen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#b">6 *</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0139] Auch der Schmied brach mit den Uebrigen auf. Valerius wollte ihn geſprächig machen, er gab aber nur kurze, wenn auch höfliche Antworten. Manaſſe liebkoſ’te ſeinen Joel, und erzählte ihm, wie er in jener Nacht des Aufbruchs aus dem Schloſſe dort angekommen ſei, um ihn zu warnen vor den ſich immer mehr nach jener Seite ausbreitenden Ruſſen. Jhr wart fort, ich rannt’ Euch nach. Auf dem Wahlplatz im Walde fand ich einen ſchwerverwun- deten Koſacken. Jch verband ihn, damit er mir den Weg zeige, den Jhr eingeſchlagen. Er wies hierherzu — „die letzten,“ ſagte er, „ſeien hierherzu geritten, ein junger Soldat mit ſchwarzem Haar und Bart fei dabei geweſen.“ „„Das war der junge Deutſche.““ — „Gleichgültig, Joel, ich bin gelaufen, ohne zu ruhn, und hab’ Dich gefunden.“ — Dabei liebkoſ’te er ihn heftig. Sie traten in den Wald, aber eine große Helle in ihrem Rücken veranlaßte ſie, noch einmal rück- wärts zu ſchauen. Die Wildraufe und die Hütte ſtanden in lichten Flammen. Das iſt der Feuer- brand, ſagte Hedwig, welchen Slodczek in’s Dunkel warf. Der Schmied ſah traurig nach den luſtigen 6 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/139
Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/139>, abgerufen am 04.12.2024.